Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund in Wien

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1893
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 358333
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdische Geschichte, Frauenbewegung, Jüdische Frauenvereine
Quelle
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Letzte Änderung am 29.03.2024 durch WIEN1.lanm08uns
  • 9., Müllnergasse 21

Frühere Adressierung

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48° 13' 17.11" N, 16° 21' 47.39" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Verein "Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund in Wien“ wurde als „Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein für den Bezirk Alsergrund in Wien“, zunächst 1893 mit dem Sitz in 9., Müllnergasse 5 und dann 1900 in 9., Müllnergasse 21, gleichenorts mit der Vereinssynagoge des Israelitischen Bethausvereines Chewra Beth Hatfilah im Bezirke Alsergrund, im Jahr 1893 von Gottlieb Bettelheim[1], gegründet und bestand bis zum Jahr 1938. Die Proponentinnen, ein Komitee von zehn Frauen, Regine Bettelheim, "Realitätenbesitzersgattin", 9., Kolingasse 5, Marie Elbogen, Leonore Kohn, Rosa Feigenbaum, Camilla Quittner, Emilie Quittner[2], Jaenette Schefftel, Bertha Weihs, Rosa Zifferer und Louise Werner reichten die Statuten im Jänner 1893 bei der Vereinsbehörde ein. Vereinszweck war: "a) Die materielle Aushilfe bei eventuell sich ergebender Nothlage armer Wöchnerinnen oder durch Krankheit oder sonstige Unglücksfälle erwerbsunfähig Gewordener; b) die alljährliche Bekleidung armer, schulpflichtiger Kinder zu Beginn der Winterszeit" (Statut 1893, § 2). Nur Bewohner und Bewohnerinnen des 9. Bezirks kämen laut diesem Statut in den Genuss der Leistungen des Vereins (§ 3). "Ordentliche Mitglieder" waren Frauen, die mindestens einen Jahresbeitrag von vier Kronen leisteten, außerordentliche Mitglieder konnten auch Männer werden, die einen Jahresbeitrag von vier Kronen zahlten sowie „Frauen, welche einen geringeren Jahresbeitrag entrichtet haben“ (§ 7). Schon im Jahr 1893 erfolgte eine Umbenennung des Vereins in "Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund in Wien“[3]

Die Tätigkeit des Vereins "Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund in Wien“

Die Tätigkeitsbereiche des Vereins waren außerordentlich vielfältig und wurden von einer beträchtlichen Anzahl wohlhabender jüdischer Männer und Frauen, aber auch von anderen ähnlich ausgerichteten jüdischen Verbänden unterstützt. Die Jahresberichte aus der Blütezeit des Vereins aus den Jahren 1900 bis 1911 sind in www.anno.at zu finden. Die Veranstaltungen und Vorstandssitzungen wurden in der Vereinssynagoge des „Israelitischen Bethausvereines Chewra Beth Hatfilah im Bezirke Alsergrund“, 9., Müllnergasse 21 abgehalten und waren mit diesem religiösen und sozialen Zentrum des Judentums des 9. Bezirkes bis zur Auflösung 1938 eng verbunden. Laut Jahresberichten wurden auch Arme aus anderen Wiener Bezirken unterstützt. Diese Unterstützungen betrafen vor allem die Verteilung von Mazzes anlässlich der Pessachfeste (in den Berichten als „Osterbrotverteilung“ bezeichnet), Geld-, Bekleidungs- und Kohlenspenden, aber auch Verteilung von Süßigkeiten, Zahnbürsten, „Schulrequisiten“ für Kinder, Schulgeldaktionen, Hilfe für Schwangere und stillende Mütter, Waisenkinder, Blinde, arme Handwerker und Gewerbetreibende. Nicht in den Statuten erwähnt sind „Curaktionen“, die der Verein ins Leben rief. So wurden zahlreichen Personen Landaufenthalte, wie Reisekosten und Aufenthalte in Kuranstalten Österreichs und der Tschechoslowakei finanziert. Jüdische Ärzte behandelten die zu Unterstützenden unentgeltlich. Das Vereinsmitglied Sofie Deutsch hatte angeregt, „Sammelkörbchen“ zunächst bei berühmten Ärzten aufzustellen. Die Idee setzte sich durch, als Folge sammelten auch Firmen, Hotels und Privatpersonen auf diese Weise höhere Summen. Der Verein „Frauenhort“ vernetzte sich mit zahleichen anderen wohltätigen Organisationen wie z. B. dem „Verein zur Unterstützung Israelitischer Handwerker“. Das Motto des Vereins lautete: „(..) unser Verein greift in alle Lebensphasen der Armen ein, indem er, nicht unähnlich der Devise von Schillers Glocke, die Lebenden ruft und die Todten (sic!) beklagt“ [4] Aus Zeitungsberichten geht hervor, dass der Verein Kinder und Erwachsene aller Konfessionen unterstützte. So veranstaltete der Verein anlässlich des Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. im Café City, 9., Porzellangasse 1 ein „Kaiserkinderfest“ für „210 Schüler und Schülerinnen aus den Volks-, Bürger- und Mittelschulen Wiens“, die zu diesem Zeitpunkt alle bereits ihre Kleiderspenden per Post erhalten hatten. Denn der Verein vermied es, sogenannte „verschämte Arme“ zur Schau zu stellen und verzichtete daher auf öffentliche Spendenübergaben.[5] Ab 1910 betrieb der Verein das „Kaiser Franz Joseph-Arbeiterinnen Erholungsheime in Seebenstein-Sautern“[6] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Arisierung und Vereinsauflösung 1938

Die Auflösung des Vereins "Frauenhort Israelitischer Frauen Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund in Wien“, die Löschung aus dem Vereinsregister und seine Eingliederung in die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde erfolgte unter Aufhebung der Rechtspersönlichkeit durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. Der Verein hatte im Jahr 1938 finanzielle Mittel in der Höhe von 11.014,93 Reichsmark, die unter Abzug von 20% Aufbauumlage und 5% Verwaltungsgebühr (2753.59 Reichsmark) an die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde ergingen[7]

Dachverbände

  • Bund österreichischer Frauenvereine (gegründet 1902 von Marianne Hainisch): Der Verein "Frauenhort Israelitischer Frauen Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund in Wien“ war nachweislich 1931 Mitglied des „Bundes österreichischer Frauenvereine“[8]

Vereinsvorstand 1893

  • Präsidentin: Rosa Zifferer, geb. Schüler,*19. September 1851, † 4. Februar 1911 Wien, Vereinsfunktionärin, „Stadtbaumeistersgattin“, 9., Maximilianplatz 6[9] Sie war mit dem Stadtbaumeister und Architekten Donat Zifferer[10] verheiratet.
  • Vizepräsidentin: Regine Bettelheim, geb. Reiner, *um 1850 Osijek, † 12. Oktober 1934 Wien[11]
  • Schriftführerin: Rosa Feigenbaum

Vereinsvorstand 1899

  • Präsidentin: Rosa Zifferer
  • Schriftführerin: Rosa Feigenbaum“[12]

Vereinsvorstand 1900

  • Präsidentin: Rosa Zifferer
  • Vizepräsidentin: Johanna Fröhlich
  • Schriftführerinnen: Clothilde Benedikt, Emma Pappenheim
  • Kassierin: Regine Bettelheim
  • Kontrollorin: Emilie Quittner
  • Revisoren: Sigmund Neustadtl, Wilhelm Pappenheim
  • Ehrenmitglieder: Albert Salomon Anselm von Rothschild, Gottlieb Bettelheim, Wilhelm Pappenheim, Sigmund Neustadtl, Rosalie Goldschmidt, Clara Baronin von Hirsch-Gereuth[13]

Vereinsvorstand 1905

  • Präsidentin: Rosa Zifferer
  • Vizepräsidentinnen: Regine Kopstein, Johanna Fröhlich
  • Schriftführerinnen: Clothilde Benedikt, Emma Pappenheim
  • Kassierin: Regine Bettelheim
  • Kontrollorin: Emilie Quittner
  • Ehrenmitglieder: Albert Salomon Anselm von Rothschild, David Ritter von Guttmann, Gottlieb Bettelheim, Wilhelm Pappenheim, Rosalie Goldschmidt, Rosa Zifferer

[14]

Vereinsvorstand 1911

  • Präsidentin: Rosa Zifferer
  • Vizepräsidentinnen: Regine Kopstein, Johanna Fröhlich
  • Schriftführerinnen: Clothilde Benedikt, Käthe Reif
  • Kassierinnen: Regine Bettelheim, Anna Hirsch
  • Kontrollorin: Emilie Quittner
  • Revisor: Alfred Glogau
  • Ehrenmitglieder: Albert Salomon Anselm von Rothschild, David Ritter von Guttmann, Gottlieb Bettelheim, Wilhelm Pappenheim, Salo Cohn, Rosa Zifferer[15]

Vereinsvorstand 1938

Quellen

Weblinks

Referenzen

  1. Gottlieb Bettelheim, *um 1845, † um 1893 Wien, Fabrikant, Industrieller, Gesellschafter der Firma David Löwy & Söhne, Holz- und Holzwarenhandel, Präsident der Vereinssynagoge des Israelitischen Bethausvereines Chewra Beth Hatfilah im Bezirke Alsergrund, siehe [ http://www.hohenemsgenealogie.at/gen/getperson.php?personID=I21923 Genealogie Jüdische Familiengeschichten in Vorarlberg und Tirol]
  2. Verwandte des Vereinsobmanns des Vereins Israelitischer Bethausverein Chewrah Beth Hatfilah
  3. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A32: 5876/1938.
  4. Anno: Jahresbericht Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund Wien 1900, Hauptteil S. 7.
  5. Anno: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ, 42. Jg., Nr. 323, 23. November 1908, S. 7.
  6. Anno: Jahresbericht Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund Wien 1911, Hauptteil S. 1.
  7. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: G 10, Schachtel 559.
  8. [ https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oin&datum=19310101&query=((text:Frauenhort))&ref=anno-search&seite=16 Anno: Die Österreicherin, 4. Jg., Nr. 1, S. 16, 1. Jänner 1931].
  9. Frauen in Bewegung 1848-1938.
  10. Architektenlexikon Wien 1770-1945
  11. Hohenems Genealogie Jüdische Familiengeschichten in Vorarlberg und Tirol
  12. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A32: 5876/1938.
  13. Anno: Jahresbericht Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund Wien 1900, Hauptteil S. 14 f.
  14. Anno: Jahresbericht Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund Wien 1905, Hauptteil S. 15.
  15. Anno: Jahresbericht Frauenhort Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein im Bezirke Alsergrund Wien 1911, Hauptteil S. 9 f.
  16. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: G 10, Schachtel 559.