Frauenfußball

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Logo des Österreichischen Damen Fußball-Clubs Wien (1935)
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Die Anfänge des Frauenfußballs gehen auf die Zeit des Ersten Weltkriegs in England zurück. Frauen übernahmen in der Kriegszeit neben den Arbeitsplätzen der an die Front eingezogenen Männer auch Formen deren Freizeitgestaltung. 1921 folgte die Gründung der ersten Frauenliga in England.

Tag der offenen Tür am Sportplatz 10, Windtenstraße, Mädchenfußballmanschaft (Foto: 25. Juli 1974).

Die Anfänge in Wien

Im deutschsprachigen Raum begann 1920 eine Gruppe von Frauen in Frankfurt mit dem regelmäßigen Fußballspielen, ohne jedoch eine eigene Liga zu begründen. In Wien folgte 1924 die Gründung des Ersten Wiener Damenfußballklubs Diana, der aber nur eine kurzfristige Erscheinung blieb.

Von Anfang an hatten die fußballspielenden Frauen regelmäßig mit frauenfeindlichen Vorurteilen von Journalisten und Funktionären zu kämpfen, die deren Fußballspiel aus vermeintlich moralischen Gründen ablehnten, bzw. Frauen körperlich als nicht geeignet befanden. So verbot der Österreichische Fußball-Verband (ÖFB), der eine Richtlinie der FIFA umsetzte, seinen Mitgliedsvereinen, ihre Plätze an die Frauenteams zu vermieten.[1] Außerdem war das Engagement von Funktionären der Männerklubs bei den Frauen verboten.

Damen Fußballunion (DFU)

Allen Widerständen zum Trotz gelang 1935 die Gründung der Damen Fußballunion (DFU), aus der Frauenfußballvereine als Zweigvereine entstanden. 1936 organisierte die DFU auch eine erste Meisterschaft, die der Damenfußballclub (DFC) Austria gewann (Der DFC Austria stand in keiner Verbindung zu seinem Namenspendant im Männerbereich). Ende September 1936 gastierte der erfolgreiche Klub auch als erste österreichische Frauenmannschaft im Ausland und traf in Brno auf die dortige Damenfußballmannschaft „Sparta“.[2] Der DFC Austria konnte auch in der folgenden Meisterschaft 1937 seinen Titel verteidigen. Ein Versuch, ein entsprechendes Frauennationalteam zu gründen scheiterte aber.


Engagierte Funktionärinnen wie die junge Schülerin Alice Maibaum, Jahrgang 1921, aber auch arrivierte Frauen aus dem Großbürgertum wie die Textilkauffrau und Kommerzialrätin Ella Zirner-Zwieback, die 1936 die Präsidentschaft der DFU übernahm[3], kämpften gegen die politischen Vorbehalte der mehrheitlich patriarchalischen Gesellschaft, die in ihrem reaktionären Frauenbild keine Fußballbetätigung dulden wollte. Waren in der Zeit des sog. Austrofaschismus (1933–1938) den engagierten Frauen immer wieder Hürden in den Weg gelegt, die Ausübung des Frauenfußballs aber nicht gänzlich verhindert worden, wurde mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im März 1938 der Frauenfußball schließlich eingestellt. Der laufende Meisterschaftsbetrieb 1938 konnte nicht mehr abgeschlossen werden.

Situation nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es längere Zeit, bis der österreichische Frauenfußball wieder in Erscheinung trat bzw. sich institutionell verankert wurde. 1948 fanden die ersten Frauenfußballspiele in Wien statt. 1957 nahm ein österreichisches Team an der inoffiziellen Frauen Weltmeisterschaft in Berlin teil. Zehn Jahre später startet ein Meisterschaftsbetrieb, der aber vom ÖFB nicht anerkannt wurde. Erst 1972 folgte ein vom Wiener Fußballverband organisierter Meisterschaftsbetrieb mit sechs Teams. In der Premierensaison konnte die Frauenabteilung des FavAC die Meisterschaft für sich entscheiden. In den folgenden Jahren gewannen der KSV Ankerbrot, FS Elektra sowie 1973/1974 erstmals Union SC Landhaus den Titel. Mit 1972/1973 startete auch ein Cupwettbewerb, der in der ersten Saison von Union SC Landhaus gewonnen wurde.


Seit der Saison 1982/1983 ist der ÖFB für die Ausrichtung der Frauenmeisterschaft zuständig. Aktuell besteht die ÖFB Frauen Bundesliga aus zehn Teams. Einzige Wiener Vertreterin ist Union SC Landhaus, die mit 13 Titeln (zuletzt 2000/2001) zusammen mit dem SV Neulengbach auch österreichische Rekordmeisterin ist. In der zweiten Spielklasse, der 2. Bundesliga Ost/Süd nehmen mit dem ASK Erlaa, Altera Potera und der zweiten Mannschaft von Union SC Landhaus drei Wiener Vertreterinnen teil. In der drittklassigen Wiener Frauen Landesliga spielen die jeweiligen Frauenabteilungen des Wiener Sportklubs (gegründet 2008) und des First Vienna Football-Clubs 1894 (neu begründet im Jahr 2011). Auch die beiden stärksten Wiener Fußballvereine, die Austria und Rapid, werden in absehbarer Zeit Frauenabteilung begründen und damit dem Frauenfußball neue Impulse geben.

Frauennationalmanschaft

Die österreichische Frauennationalmannschaft besteht unter dem Dach des ÖFB seit 1990 und absolvierte ihr erstes Länderspiel am 25. August 1990 mit 1:5 (0:2) gegen die Schweiz in Richterswill. Die Heimpremiere folgte in Wien am 9. Oktober 1991 mit einer 0:1 Niederlage gegen Ungarn. Unter der Leitung des ersten Teamchefs und ehemaligem Vienna-Trainer Peter Leitl konnte im 7. Länderspiel am 11. September 1993 gegen Ungarn mit 1:0 der erste Sieg gefeiert werden. Zwar konnte sich bis dato die österreichische Frauenfußballnationalmannschaft weder für die Olympischen Spielen noch für Welt- bzw. Europameisterschaftsendrunden qualifizieren. In den letzten Jahren hat der Frauenfußball jedoch einen spürbar positiven Aufschwung genommen, wenngleich der Frauenfußball in Österreich ein reiner Amateursport ist. Wichtig für den österreichischen Frauenfußball war die Schaffung eines nationalen ÖFB-Zentrums in St. Pölten in der Saison 2011/2012, das bereits erste Fortschritte gezeigt hat. So qualifizierte sich das weibliche U-17 Nationalteam 2014 erstmals für die EM-Endrunde, wo die jungen Österreicherinnen den Einzug ins Semifinale knapp verpassten.

Ausbildungsland Österreich

Aufgrund einer sich stetig verbessernden Ausbildung im Nachwuchsbereich gelingt – ähnlich wie bei den Männern – immer mehr Spielerinnen der Sprung ins Ausland. Bei Start der deutschen Frauen-Bundesliga 2015/2016 standen dreizehn Österreicherinnen in sieben Erstligateams unter Vertrag. Damit stellen die Österreicherinnen das größte Ausländerinnenkontingent in der stärksten Frauenliga der Welt. Laura Feiersinger, Viktoria Schnaderbeck, Carina Wenniger, sowie Torfrau Manuela Zinsberger konnten mit der Frauenabteilung des FC Bayern München die deutsche Meisterschaft 2015/2016 gewinnen. Die internationale Erfahrung der österreichischen Spielerinnen macht sich allmählich auch in der Nationalmannschaft bezahlt. Unter dem aktuellen Teamchef und ehemaligem Bundesligatrainer Dominik Thalhammer konnten die Österreicherinnen auf Platz 25 (Stand: 25. März 2016) in der FIFA Weltrangliste vorstoßen.

EURO 2017

In der EM-Qualifikation scheiterte das Team nur knapp an Norwegen. Bis zu dieser 0:1 Niederlage am 10. April 2016 waren die Österreicherinnen zuvor in 18 Spielen ungeschlagen geblieben. Dennoch qualifizierte sich die Nationalmannschaft am 20. September 2016 als Fünfte der sechs besten Zweitplatzierten für das Turnier in den Niederlanden.

Gruppenphase

Beim Turnier überraschten die Österreicherinnen. Zum Auftakt konnten die Nachbarinnen aus der Schweiz mit 1:0 geschlagen werden. Gegen die französischen Favoritinnen auf den Turniersieg blieb man auch am zweiten Spieltag ungeschlagen. Nach einer 1:0 Führung in der ersten Halbzeit lag sogar ein Sieg in der Luft; Frankreich gelang aber in der zweiten Hälfte der Ausgleich zum 1:1 Endstand. Am letzten Spieltag der Gruppenphase setzten sich die Österreicherinnen souverän mit 3:0 gegen Island durch.

Viertelfinale

Gegen die stark favorisierten Spanierinnen hielten die Österreicherinnen gut dagegen. Spanien hatte zwar mehr Ballbesitz, die besseren Torchancen fand jedoch Österreich vor, es gelang jedoch beiden Teams über 120 Minuten kein Tor aus dem Spiel heraus. Spanien versuchte es hauptsächlich über hohe Flanken in den Strafraum; die Lufthoheit hatte aber Österreich. Mit einer für Elfmeterschießen ungewöhnlichen Zuversicht und mit Lächeln in den Gesichtern starteten die Österreicherinnen das Elfmeterschießen, in dem sie jeden einzelnen Antritt verwerteten. Torfrau Zinsberger hielt einen Elfmeter und sicherte den Österreichern den Aufstieg ins Halbfinale.

Halbfinale

Im Halbfinale trafen die Österreicherinnen auf Dänemark, das zuvor im Viertelfinale die Rekordsiegerinnen aus Deutschland eliminiert hatte. Für die Übertragung des Spiels wurde eine Public-Viewing-Möglichkeit vor dem Rathaus geschaffen. Die Österreicherinnen hatten das Spiel über weite Strecken im Griff, aber nachdem ein früher Strafstoß ungenutzt blieb, mussten sie abermals durch die Strapazen einer Verlängerung. Auch diesmal fiel in 120 Minuten kein Tor. Auffällig war, dass Trainer Thalhammer zwei Wechselmöglichkeiten ungenutzt ließ und das, obwohl seine Spielerinnen einen Tag weniger Zeit zur Regeneration hatten und es für sie - anders als bei den Däninnen - die zweite Verlängerung in der Ko-Phase des Turniers war. Die Österreicherinnen gingen mit dem Nachteil ins Elfmeterschießen, dass ihre Gegnerinnen nun schon die bevorzugte Schussseite kannten. Konnte Österreich in der letzten Partie noch jeden einzelnen der fünf Elfmeter verwandeln, gelang es an diesem Abend bei keinem einzigen der vier Versuche. Die Österreicherinnen schieden aus dem Bewerb aus, hatten aber mehr erreicht, als ihnen zugetraut wurde.

Wienerinnen im Team

  • Jasmin Pfeiler, Tor, *28. Juli 1984
  • Virginia Kirchberger, Verteidigung, *25. Mai 1993
  • Verena Aschauer, Verteidigung, 20. Jänner 1994
  • Nadine Prohaska, Mittelfeld, 15. August 1990
  • Jasmin Eder, Mittelfeld, 8. Oktober 1992

Die Stadt Wien und der Frauenfußball

Die Stadt Wien unterstützt den Mädchen und Frauenfußballtag mit Subventionen.[4]

Quellen

Literatur

  • Michael John: Eine relativ neue Disziplin. Frauenfußball. In: …wenn der Rassen brennt…100 Jahre Fußball in Österreich. Hg. von Michael John u.a. Grünbach: Verlag Franz Steinmaßl 2008, S. 25-28
  • Matthias Marschik: Frauenfußball und Maskulinität. Geschichte-Gegenwart-Perspektiven. Münster: Lit Verlag 2003
  • Sonja Weiser: Frauenfußball in Österreich. Entwicklung und Bestandsaufnahme. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1995
  • Christina Windisch: Frauenfußball-ein Sport mit Zukunft? Eine qualitative Untersuchung zu den Perspektiven des österreichischen Frauenfußballs. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2003

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Matthias Marschik: Frauenfußball und Maskulinität. Geschichte-Gegenwart-Perspektiven. Münster 2003, S. 142
  2. Das Kleine Blatt 28. September 1936, S. 12
  3. Das Kleine Blatt 12. September 1936, S. 14
  4. Siehe z.B. 58. Sitzung des Gemeinderates vom 30.06.2005 oder 12. Sitzung des Gemeinderates vom 05.10.2006 in der Informationsdatenbank des Wiener Landtages und Gemeinderats