Frauen-Erwerb-Verein

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Statuten des Wiener "Frauenerwerbsvereines" vom 26. Juli 1866
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1866
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen Iduna Laube, Auguste von Littrow, Maria Kompert, Anna von Lucam, Marianne Hainisch, Gabriele von Neuwall, Jeanette Eitelberger, Emilie Exner, Helene von Hornbostel
PageID 25385
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Frauen-Erwerb-Verein.jpg
Bildunterschrift Statuten des Wiener "Frauenerwerbsvereines" vom 26. Juli 1866
  • 4., Wiedner Gürtel 68

Frühere Adressierung

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48° 11' 4.71" N, 16° 22' 7.21" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Den Wiener Frauen-Erwerb-Verein (in den Statuten als Wiener Frauenerwerbsverein bezeichnet) bildete ein Zusammenschluss von Frauen der Wiener Gesellschaft mit dem Ziel, in wirtschaftliche Not geratenen Frauen zu helfen beziehungsweise sie theoretisch und praktisch auf ein Berufsleben vorzubereiten (1866; Genehmigung der Statuten durch die Niederösterreichische Statthalterei am 22. Mai 1867). Die Statuten wurden vor allem von Dr. Carl Richter ausgearbeitet, der sich für den Frauen-Erwerb-Verein auf der Weltausstellung 1873 besonders engagierte. Der Verein beschränkte sich freiwillig auf wirtschaftliche Ziele und die Vermehrung der Erwerbsmöglichkeiten für Frauen durch erweiterte Bildung, ohne dass die soziale Frage als Politikum gesehen wurde; an ein politisches Wirken der Frauen wurde nicht gedacht (erst später griffen der "Verein für erweiterte Frauenbildung" sowie berufsspezifische Vereine diesen Gedanken auf).

Am 2. Juni 1866 gründeten gleichgesinnte Frauen im Salon Iduna Laubes (1, Stoß im Himmel 3) den Wiener Frauen-Erwerb-Verein. Neben zahllosen Initiativen war dieser die erste große wirtschaftliche Frauenorganisation Österreichs, die sich für bessere Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten für Frauen einsetzte. Zunächst zielte der Verein auf Behebung von Notsituationen durch Soforthilfen. Bereits wenige Wochen nach der Vereinsgründung wurde eine unentgeltliche Nähstube geschaffen. In den ersten sechs Jahren des Vereins entstanden elf Schulen mit mehreren Tausend Schülerinnen.

Am 17. Mai 1938 wurde der Frauen-Erwerb-Verein von den Nationalsozialisten aufgelöst und die Löschung der Organisation aus dem Vereinsregister vollzogen.


Gründungsmitglieder

Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Iduna Laube (Gatte Heinrich Laube; auch Mitglied im 1860 gegründeten "Evangelischen Frauenverein Wiens"; ihr Salon galt als einer der berühmtesten der Stadt), Auguste von Bischoff (Gattin des Astronomen Carl von Littrow; auch ihr Salon war stadtbekannt), Helene von Hornbostel; Maria Kompert (Gattin des Schriftstellers Leopold Kompert), Anna von Lucam (Gattin des Bankfachmanns Carl von Lucam, der als Mitglied des Direktoriums der ersten österreichischen Spar-Casse [1866-1870] und leitender Beamter derselben und anderer Anstalten [1870-1886] auch für den Spendenfluss sorgte) und Marianne Hainisch.

Chemiesaal des Frauen-Erwerb-Vereins (Wiedner Gürtel 68)


Präsidentinnen

  • 1866-1867 Helene von Hornbostel
  • 1868-1873 Gabriele von Neuwall (Tochter des Emanuel Ritter von Neuwall, der aus der Großhändler- und Bankiersfamilie Leidesdorfer kam)
  • 1873-1897 Jeanette Eitelberger von Edelberg
  • 1897-1897 Anna von Lucam
  • 1897-1901 Priska Baronin Hohenbruck (geborene Hornbostel)
  • 1901-1906 Emilie Exner
  • 1906-1909 Priska Baronin Hohenbruck (zwei Mal gewählt)
  • 1909-1922 Francine Pacher von Theinburg
  • 1922-1938 Leopoldine Winter

Auf einen Protektor aus dem Hochadel wurde bewusst verzichtet.

Gebäude des Frauen-Erwerb-Vereins (Wiedner Gürtel 68)


Sitz

1873 erwarb der Frauen-Erwerb-Verein das Haus 6, Rahlgasse 4; bis 1880 richtete er 22 Schulen und Kurse ein. 1868 wurde die Handelsschule 1, Walfischgasse 4 eröffnet, 1869 mit Kursen für Telegrafistinnen begonnen (die in der Wiener Privat-Telegrafen-Gesellschaft Arbeit fanden). Ab 1871/1872 eine Höhere Bildungsschule geführt, 1873 neben einer Nähstube eine Schneidereischule eröffnet, 1874 mit Lehrkursen für Spitzenarbeiten begonnen und 1891 ein Mädchenlyzeum mit Öffentlichkeitsrecht begründet (1921/1922 Frauen-Oberschule mit Öffentlichkeitsrecht, 1922/1923 Reformrealgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht).

Als das Haus Rahlgasse 4 zu klein wurde, ließ der Frauen-Erwerb-Verein 1909/1910 durch Paul Hoppe einen Schulneubau errichten (4, Wiedner Gürtel 68; siehe Abbildung), in dem neben einem Lyzeum eine Handels-, Frauengewerbe- und Hauswirtschaftliche Fortbildungsschule untergebracht wurden (1910: rund 1.200 Schülerinnen).


Schulen des Vereins

  • Höhere Bildungsschule für Mädchen
  • Mädchen-Lyzeum, sechs Klassen
  • Wissenschaftliche Fortbildungskurse, zwei Jahrgänge
  • Handelsschule
  • Lateinische Sprachkurse, sechs Jahrgänge
  • Französische Sprachkurse, vier Jahrgänge
  • Höhere Arbeitsschule
  • Zeichenschule, Stickschule, Nähstuben, Schneidereischule, Modistenkurse, Feinwäschereischule, Frisierkurse, Kochschule


Siehe auch: Frauenbewegung; Erster Wiener Demokratischer Frauenverein


Quellen


Literatur

  • Margret Friedrich: Versorgungsfall Frau? In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 47/48 (1991/1992), S. 263 ff.
  • 60 Jahre Wiener Frauen-Erwerb-Verein 1866-1926. Wien: Kainz 1926
  • Elfriede Pomaroli [Red.]: 125 Jahre Wiener Frauen-Erwerb-Verein HBLA Wien IV. Wien: Eigenverlag 1992
  • Rathauskorrespondenz, 05.03.2012


Weblinks