Franz Lehár

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Franz Lehár
Daten zur Person
Personenname Lehár, Franz
Abweichende Namensform Lehar, Franz
Titel
Geschlecht männlich
PageID 6099
GND 118571036
Wikidata Q191917
Geburtsdatum 30. April 1870
Geburtsort Komorn
Sterbedatum 24. Oktober 1948
Sterbeort Bad Ischl
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Lehárvilla Bad Ischl, Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Zwischenkriegszeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Bad Ischl
Grabstelle
Bildname Franzlehar.jpg
Bildunterschrift Franz Lehár
  • 19., Hackhofergasse 18 (Wohnadresse)
  • 6., Theobaldgasse 16 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 30. April 1940)

Franz Lehár, * 30. April 1870 Komorn (Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn), † 24. Oktober 1948 Bad Ischl, Oberösterreich, Komponist.

Biografie

Franz Lehár war ein Sohn des Militärkapellmeisters Franz Lehár des Älteren, der auch sein erster Musiklehrer war. Bereits im Alter von sechs Jahren begann Lehár zu komponieren. Am Prager Konservatorium studierte er Violine bei Anton Bennewitz und Musiktheorie bei Josef Foerster. Nach seiner Ausbildung ging er als Konzertmeister an die Vereinigten Bühnen in Barmen-Elberfeld (heute: Wuppertal) in Deutschland. Ein Jahr später wechselte er als Geiger zur Kapelle des k.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 50 in Wien, dessen Kapellmeister sein Vater war.

Dementsprechend komponierte Franz Lehár (junior) zunächst Militärmusik und war damit sehr erfolgreich. 1890 wurde der 20-Jährige jüngster Kapellmeister der k.u.k. Armee. Er war vier Jahre als Militärkapellmeister des Infanterie-Regiments Nr. 25 in Losoncz (Königreich Ungarn, heute Lučenec, Slowakei) tätig. Danach verbrachte er zwei Jahre als Kapellmeister der k.u.k. Marinekapelle in Pola (heute Pula, Istrien, Kroatien) und weitere zwei Jahre beim Infanterie-Regiment Nr. 87 (das in Triest und Pola stationiert war). Es folgte ein Jahr beim bosnisch-herzegowinischen Infanterie-Regiment Nr. 3 in Budapest.

Daneben versuchte sich Lehár auch als Opernkomponist. Sein Erstlingswerk "Kukuschka" wurde 1896 in Leipzig uraufgeführt (Uraufführung der Überarbeitung unter dem Titel "Tatjana" 1905 in Brünn). Doch erst als er von 1899 bis 1902 beim Infanterie-Regiment Nr. 26 in Wien stationiert war, fand er Zugang zu den großen Musiktheatern der Stadt und verschrieb sich ganz der Operette.

Seine Erfolge bei den Uraufführungen seiner Operetten "Wiener Frauen" (25. November 1902, Theater an der Wien), und "Der Rastelbinder" (20. Dezember 1902, Carltheater), ermöglichten es ihm, den Militärdienst aufzugeben und sich gänzlich dem Komponieren zu widmen. 1904 folgten die Operetten "Der Göttergatte" (ebenfalls am Carltheater uraufgeführt, umgearbeitet als "Die ideale Gattin" 1913, als "Tangokönigin" 1921) und die "Juxheirat".

Den endgültigen Durchbruch schaffte Lehár 1905 mit der Operette "Die lustige Witwe" (Uraufführung 30. Dezember 1905, Theater an der Wien). Der weltweite Erfolg ermöglichte es dem Komponisten, Immobilien in Wien und in Bad Ischl zu erwerben.

Von den zahlreichen in den nächsten Jahrzehnten entstandenen Operetten vermochten sich nur einige durchzusetzen ("Der Graf von Luxemburg", 1909; "Zigeunerliebe", 1910; "Eva", 1911; "Wo die Lerche singt", 1918; "Die blaue Mazur", 1920; "Frasquita", 1922).

Während des Ersten Weltkriegs schrieb Lehàr unter anderem patriotische Lieder und konzertierte vor verwundeten Soldaten.

Mit "Paganini" begann 1925 eine zweite Schaffensperiode, die zu triumphalen Erfolgen führte. Es folgten unter anderem "Der Zarewitsch" (1927, Berlin; Erstaufführung in Wien 18. Mai 1928, Johann-Strauß-Theater), "Friederike" (1928, Berlin; Erstaufführung in Wien 15. Februar 1929, Johann-Strauß-Theater) und "Das Land des Lächelns" (1929, Berlin; Erstaufführung in Wien 26. September 1930 im Theater an der Wien; ursprünglich "Die gelbe Jacke", 1923). An der Staatsoper erlebte am 20. Jänner 1934 "Giuditta" die Uraufführung. Lehárs letztes Bühnenwerk, das romantische Singspiel "Garabonciás" (eine Überarbeitung der Operette "Zigeunerliebe", 1910), wurde 1943 in Budapest uraufgeführt. Neben Operetten schrieb Lehár viele Walzer, Märsche, Lieder und Tänze. Zudem komponierte er symphonische Dichtungen mit Solostimmen und einige Filmmusiken.

Lehár ist der Hauptvertreter der sogenannten Silbernen Ära der Wiener Operette und einer der prominentesten österreichischen Vertreter der leichten, heiteren Musik des 20. Jahrhunderts. Zu seinem Freundeskreis zählten die Interpreten Alexander Girardi, Richard Tauber und Jan Kiepura.

Franz Lehár wohnte im 6. Wiener Gemeindebezirk zunächst in der Mariahilfer Straße 5, dann im eigenen Haus in der Theobaldgasse 16, in dem er 1919 bis 1931 gemeldet war. 1932 kaufte er das Haus in der Hackhofergasse 18 im 19. Bezirk, in dem er bereits ab 23. Oktober 1931 gemeldet war (Gedenktafel; Schikanederschlössel) und das er samt dem zugehörigen Garten mit verschiedenen Kunstwerken ausstatten ließ. Dort befindet sich heute ein Privatmuseum, das dem Andenken an ihn und seinen Bruder, General Anton Lehár, gewidmet ist. Lehár gehörte auch zu den Gästen im ehemaligen Dietrichsteinpalais (1., Dorotheergasse 10), im Café Diglas und im Café Museum. Daneben besaß Franz Lehár seit 1912 eine Villa in Bad Ischl, in der er im Sommer komponierte und die heute ebenfalls als Lehár-Museum eingerichtet ist.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden Lehárs Werke kurze Zeit boykottiert, da viele seiner Erfolge aus einer Zusammenarbeit mit jüdischen Librettisten und Interpreten resultierten. Durch persönliche Intervention von Joseph Goebbels wurden die beliebten Erfolgsoperetten aber wieder auf die Spielpläne gesetzt.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Diese Untersuchung betraf auch Franz Lehár, nach dem 1948 in Wien die Lehárgasse benannt wurde. Im Jahr 1980 wurde zudem das Lehárdenkmal im Stadtpark enthüllt.

Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe intervenierte Franz Lehár trotz seiner Popularität bei der NS-Parteispitze nicht zugunsten seines jüdischen Librettisten Dr. Fritz Beda-Löhner. Dieser verstarb 1942 in einem Konzentrationslager. 1940 erhielt Lehár, der sich als apolitischer Künstler sah, die "Goethe-Medaille" für Kunst und Wissenschaft, im selben Jahr den Ehrenring der Stadt Wien. Dass er weiterhin mit jüdischen Künstlerinnen und Künstlern arbeitete und 1943 die Erlaubnis erhielt, aufgrund gesundheitlicher Beschwerden mit seiner jüdischen Frau Sophie Meth (* 5. Dezember 1878 in Wien, geborene Paschkis, verheiratet 1924) in die Schweiz auszureisen, illustriert das hohe Ansehen, das Lehár bei der politischen Führungsriege genoss. Nach 1945 wich Lehár Fragen zu seiner Rolle im Kulturbetrieb des Nationalsozialismus mit dem Argument aus, sich nie für Politik interessiert zu haben.

Franz Lehár starb im Jahr 1948 in seiner Villa in Bad Ischl, kurz nach der Verleihung der Ehrenbürgerschaft durch die oberösterreichische Kurstadt, und liegt dort am Friedhof in einem Ehrengrab begraben.

Ein Teilnachlass befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen


Literatur

  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 181
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 78–80
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien: Verein zur Wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte 2013
  • Ludwig Finscher [Hg.]: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Personenteil 10: Kem–Ler. Basel [u. a.]: Äarenreiter 2003, S. 1491ff
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 150
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Sylvia Mattl-Wurm [Red.]: Interieurs. Wiener Künstlerwohnungen 1830–1930. Wien: Eigenverlag 1990 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 138), S. 141
  • Otto Schneidereit: Franz Lehár. Eine Biographie in Zitaten. Innsbruck: Pinguin 1984
  • Eugen Brixel / Gunther Martin / Gottfried Pils: Das ist Österreichs Militärmusik. Von der "Türkischen Musik" zu den Philharmonikern in Uniform. Graz / Wien [u. a.]: Styria 1982, S. 316
  • Max Schönherr: Franz Lehár. Bibliographie zu Leben und Werk. Beiträge zu einer Lehár-Biographie anläßlich seines 100. Geburtstages. Wien 1970
  • Bernard Grun: Gold und Silber. Franz Lehár und seine Welt. München / Wien: Langen Müller 1970
  • Kurt Dieman-Dichtl: Musik in Wien. Wien [u. a.]: Molden 1970
  • Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u. a.]: Molden 1969
  • Oesterreichischer Wappenalmanach. Wien: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler 1967, S. 20 f.
  • Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums [Hg.]: Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Wien: Austria Press 1963
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u. a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 23, 185, 285
  • Maria von Peteani: Franz Lehár. Seine Musik − sein Leben. Wien [u. a.]: Glocken-Verlag 1950
  • Stan Czech: Franz Lehár. Sein Weg und sein Werk. Lindau-Bodensee: Werk-Verlag Frisch & Perneder 1948
  • Ernst Decsey: Franz Lehár. München [u. a.]: Drei Masken Verlag ²1930
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u. a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 261 f.


Franz Lehár im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks