Ferdinand Piatnik

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Piatnik, Ferdinand
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 9165
GND 139175792
Wikidata Q86999
Geburtsdatum 14. Oktober 1819
Geburtsort Ofen
Sterbedatum 20. Juli 1885
Sterbeort Bad Vöslau
Beruf Spielkartenfabrikant
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ferdinand Piatnik, * 14. Oktober 1819 Ofen (heute Budapest), † 20. Juli 1885 (Bad) Vöslau, Spielkartenfabrikant.

Biografie

Ferdinand Piatnik kam im Jahr 1819 als Sohn des Kleidermachers Ignaz Piatnik (1794−1873) und dessen Frau Josefa, geborene Rauchenegger, in Ofen zur Welt. Nach dem Besuch der Volksschule trat Ferdinand Piatnik im Mai 1835 eine Lehrstelle bei dem Ofner Spielkartenmaler Johann Gravatz an. Die Gesellenprüfung legte er 1839 in Pressburg ab und begab sich darauf − wie später sein jüngerer Bruder Ignaz, der von 1858 bis 1866 ebenfalls als Kartenproduzent tätig war − nach Wien, wo er in der am 14. Mai 1824 gegründeten Kartenmalerei von Anton Moser (1784−1842) eine Anstellung fand.

Nach dem Tod Mosers heiratete Piatnik dessen Witwe Josepha (geboren 1794) und führte die Firma unter dem Namen "Ferdinand Piatnik vormals Anton Moser" weiter; die Gewerbeverleihung erfolgte am 30. Jänner 1843. Schon wenige Jahre später firmierte der Betrieb schlicht als "Ferdinand Piatnik in Wien". Somit war das Fundament für eine Traditionsfirma gelegt, die schon bald zum Inbegriff des Kartenspielens werden sollte. In Wien wird beispielsweise scherzhaft der "Heilige Piatnik" unter glücklosen Kartenspielern angerufen, glücklichen wird nachgesagt: "Er spielt mit dem Piatnik".

Das Unternehmen war nicht nur ökonomisch erfolgreich, sondern erwies sich auch als stilbildend hinsichtlich der Kartenbilder: Die typischen Tarockkarten oder auch die französischen Schnapskarten aus dem Hause Piatnik sind heute weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Vielleicht noch beliebter sind die "Doppeldeutschen" Schnapskarten mit Motiven aus Schillers Theaterstück "Wilhelm Tell", die in weiten Teilen Österreichs fast ausschließlich für dieses Spiel verwendet werden.

Piatnik begann in dieser Zeit aber auch mit der Umstellung von der veralteten, noch weitgehend handwerklichen Herstellung und Kolorierung der Karten auf industrielle Produktion. Eine Erfindung des Unternehmers – die Beschichtung der Karten mit einem Lacküberzug, um sie mit Wasser reinigen zu können – brachte ihm 1861 ein Patent ein, das mehrmals verlängert wurde.

Piatnik heiratete in zweiter Ehe die Nikolsburger Winzerstochter Johanna Grech (1832−1896), mit der er drei Söhne hatte: die beiden ältesten Kinder Ferdinand (1857−1930) und Adolf (1859−1940) traten 1882 in die Firma ein, die seither den Namen "Ferdinand Piatnik & Söhne" trägt.

Ferdinand Piatnik starb im Jahr 1885 in Vöslau. Den Betrieb führten zunächst die beiden ältesten Söhne zusammen mit der Mutter weiter, bis 1890 der dritte Sohn Rudolf (1865−1927) in die Firma eintrat.

1997 wurde der Ferdinand-Piatnik-Weg nach dem Spielkartenproduzenten benannt.

Literatur

  • Ernst R. Ragg: Wiener Spielkartenfabrik Ferdinand Piatnik & Söhne. In: Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing 21/22 (1969), S. 46 ff.
  • Rudolf von Granichstaedten-Cerva / Josef Mentschl / Gustav Otruba: Altösterreichische Unternehmer. 110 Lebensbilder. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 365/367), S. 86 f.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u. a.]: Jugend & Volk (Wiener Bezirkskulturführer, ²14), S. 34

Weblinks