Esterházy (Familie)

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Wappen der Fürsten Esterházy am Balkon des Majoratspalais in der Wallnerstraße 4, Mitte 18. Jahrhundert
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildunterschrift Wappen der Fürsten Esterházy am Balkon des Majoratspalais in der Wallnerstraße 4, Mitte 18. Jahrhundert

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Esterházy, aus Ungarn stammende Hochadelsfamilie, die in eine fürstliche und mehrere gräfliche Linien gegliedert ist. Die Esterházy gehörten im 16. und 17. Jahrhundert zu den wenigen ungarischen Adelsgeschlechtern, die in den politischen und religiösen Konflikten konsequent auf der Seite der Habsburger standen und katholisch blieben; ihr Aufstieg ist aber auch militärischen Leistungen und wirtschaftlichem Geschick zuzuschreiben. Mit den drei Söhnen des Franz Esterházy (* 1533, † 1603), der sich nach einer ererbten Herrschaft den auch von seinen Nachkommen geführten Beinamen "von Galántha" zulegte, teilte sich die Familie in drei Linien. Nikolaus (* 1583, † 1645), Begründer der nach Fraknó (Forchtenstein) benannten Linie, wurde 1613 in den Freiherrstand und 1626 in den Grafenstand erhoben und war 1625-1645 als Palatin Wortführer der ungarischen Reichsstände. Sein Sohn Paul Esterházy (* 1635, † 1713), ab 1681 ebenfalls Palatin, erwirkte 1683 die Erhebung auch der anderen Linien seiner Familie in den Grafenstand und wurde selbst 1687 ad personam zum Fürsten erhoben (als solcher Paul I.). 1712 wurde dieser Rang auch für den jeweiligen Erstgeborenen seiner Nachkommen bewilligt. Paul I. schuf durch geschickte Finanzoperationen und die Ausnützung politisch für Güterankäufe günstige Konstellationen das riesige Vermögen der fürstlichen Linie Esterházy, mit dem seine Nachkommen teils sparsam (Paul II. Anton * 1711, † 1762; Anton I * 1738, † 1794), teils verschwenderisch (Nikolaus I. Esterházy * 1714, † 1790, Nikolaus II. Esterházy * 1765, † 1833) umgingen.

Das Wiener Majoratshaus der fürstlichen Linie wurde 1687-1695 von Fürst Paul I. in der Wallnerstraße 4 anstelle mehrerer kleinerer Häuser (wovon eines ab 1612 im Besitz der Familie war) erbaut und später erweitert. Aus einem 1712 von Paul I. erworbenen Gebäude in der Alservorstadt entwickelte sich das Rote Haus (9., Garnisongasse 9-11), einer der größten Wohnbauten Wiens. Fürst Nikolaus II. erwarb 1814 das vormals Kaunitzsche Sommerpalais in Mariahilf (6., Amerlingstraße 6; Esterházypalais (6)), in dem die berühmte Gemäldegalerie der Esterházy untergebracht wurde (seit 1865 in Pest beziehungsweise [1873] Budapest). Die Familie Esterházy kaufte auch noch weitere Häuser in Wien an. Im 19. Jahrhundert geriet die fürstliche Linie der Esterházy in eine finanzielle Krise, die erstmals 1832-1834 und dann 1865-1898 zu einer Sequestration (Zwangsverwaltung) des Vermögens führte und durch Güterverkäufe und Sanierungsmaßnahmen überwunden werden konnte. Fürst Paul V. (* 1901, † 1989) musste 1921 durch Umstellung der Güterverwaltung der Abtrennung des Burgenlands von Ungarn Rechnung tragen; 1947 ging er durch Enteignung der Besitzungen in Ungarn verlustig, 1948-1956 war er in Ungarn eingekerkert. Heute ist der Großteil der fürstlichen Güter im Burgenland konzentriert; ein Abkommen mit der Burgenländischen Landesregierung bereinigte 1969 alle Differenzen über die öffentliche Nutzung von Bauten und Anlagen.

Von Persönlichkeiten aus den gräflichen Linien der Esterházy ist Moritz (* 1807, † 1890) zu erwähnen, der 1861-1866 als Minister ohne Portefeuille zu den Vertrauenspersonen Franz Josephs I. zählte; er erwarb das Esterházypalais in der Kärntner Straße 41.

Wichtige Liegenschaften der Familie in Wien

  • Rotes Haus: Mietshauskomplex, 1712 bis 1861 in Familienbesitz


Siehe auch:

Literatur

  • János Esterhazy de Galantha: Az Eszterhazy csalad es oldalagainak leirasa. (Geschichte der Familie Eszterházy und ihrer Seitenlinien). Budapest: Az Athenaeum r. tarsulat könyvnyomdaja 1901
  • Gerald Schlag: Die [fürstliche] Familie Esterházy im 17. und 18. Jahrhundert. In: Joseph Haydn in seiner Zeit. Eisenstadt, 20. Mai - 26. Oktober 1982. Ausstellung. veranst. von der Kulturabteilung des Amtes der Burgenländischen Landesregierung. [Red.: Gerda Mraz ... Hrsg.: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. XII/1 - Allgemeine Kulturangelegenheiten]. Eisenstadt: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. XII/1 1982, S. 91 ff.
  • Die Esterházy. In: August Ernst: Die Geschichte des Burgenlandes. München: Oldenbourg 1987 (Geschichte der österreichischen Bundesländer), S. 148 ff.
  • Felix Czeike: Das Burgenland. Land der Störche und der Burgen. Kultur, Landschaft und Geschichte zwischen Ostalpen und Pußta. Köln: DuMont 1988
  • Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien [u.a.]: Böhlau 1977, S. 272
  • Richard Perger: Das Palais Esterházy in der Wallnerstraße zu Wien. Wien: Deuticke 1994 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 27)

Weblinks