Erster Damenfußballklub Diana

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1924
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
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Letzte Änderung am 14.11.2017 durch DYN.krabina

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Die Anfänge des Frauenfußballs in Wien gehen auf den Beginn der 1920er Jahre zurück. Sie stehen vorrangig mit dem Engagement einzelner Funktionäre von Männervereinen in Verbindung. Doch fehlte diesem neuen Frauensport zunächst noch eine breitere Basis und Infrastruktur.

Zeitungsaufruf

Die Anfänge des Ersten Wiener Damenfußballklubs Diana wurzelten in einem Aufruf des Wochenblatts „Der Montag mit dem Sportmontag“, das im Dezember 1923 einen Aufruf an interessierte Frauen für ein erstes Fußballtraining publizierte.[1] Die Verantwortlichen versprachen, die Kosten des Trainings mit geeigneten Sportlehrern samt etwaiger Saal- bzw. Platzmiete zu übernehmen. Die interessierten Frauen hatten daher nur die Kosten für die Ausrüstung – Trikot, Hose, Schuhe, Kniestrümpfe und vor allem Kopftuch – selbst zu tragen.[2]


Die Initiatoren dürften bei ihrem Engagement vom Erfolg des Frauenfußballs in England beeinflusst gewesen sein, wo schon 1921 ein eigener Frauen-Ligabetrieb begonnen hatte. Eine mögliche ökonomische Verwertbarkeit dieses Frauensports war wohl ein ebenfalls wichtiges Motiv. Der Männerfußball boomte und sowohl die Zuschauerzahlen als auch die Zahl der Aktiven bzw. Vereine stiegen kontinuierlich. Ähnliches, wenn auch in bescheidenerer Form, erhoffte man sich für den Frauenbereich. Dazu war aber eine breitere strukturelle Verankerung von Nöten, die nun eigenständig und fern der Männervereine geplant war.


Am 24. Dezember 1923 berichtete die Zeitschrift „Der Montag mit dem Sportmontag“, vom großen Erfolg ihres Aufrufs. Eine Vielzahl interessierter Frauen – Beamtinnen, Sekretärinnen und Hausfrauen – hatten sich zum ersten Training angemeldet das für das Frühjahr geplant war. Im Februar 1924 hatten sich die Interessierten – insgesamt 60 Bewerberinnen – einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, deren positiver Ausgang Voraussetzung für die Teilnahme am Training war.

Theoriekurs und Training

Am 13. April 1924 startete für jene 43 Frauen, die die Teilnahmebedingungen erfüllt hatten, im Hotel Métropole am Morzinplatz zunächst ein zweiwöchiger Theoriekurs unter der Leitung von Zeitungsredakteur Roman Frisch, der auch den Einleitungsvortrag übernahm. Frisch wurde vom bekannten Wiener Spieler Ferdinand Swatosch unterstützt, der später das praktische Training übernahm. Der 23-malige österreichische Nationalspieler und Torschützenkönig von 1923 gehörte zu den bekanntesten Fußballern der damaligen Zeit und hatte dreimal mit Rapid und einmal mit dem Wiener Amateur SV, der späteren Austria, die österreichische Meisterschaft gewonnen. Im Zuge dieses Theoriekurses wurde auch der „Erste Wiener Damenfußballklub Diana“ gegründet.[3]


Zwei Wochen später fanden sich rund 50 Frauen zum ersten Training auf dem Rudolfshügel-Platz in Wien Favoriten ein. Ferdinand Swatosch leitete diese erste Übungseinheit, die ähnlich wie bei den Männern aus Schnurspringen, dem 800-Meter-Lauf sowie einigen Ballübungen bestand. Die vielen Männer, die das Training als interessierte Zuschauer verfolgen wollten, wurden höflich des Platzes verwiesen, da die Sportaktivitäten der Frauen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollten. Die rege Teilnahme der Frauen bei den kommenden Trainings übertraf die Erwartungen der Veranstalter und legte die Basis für regelmäßige Übungseinheiten. Zweimal pro Woche fanden diese – weiterhin unter Ausschluss der Öffentlichkeit – nun am RAG-Platz in Wien Floridsdorf statt. Die Bereitschaft und der Einsatz der Frauen waren mustergültig und die Austragung erster Spiele sollte nur eine Frage der Zeit sein. Auch wollte man im Herbst zu Werbezwecken ein Freundschaftsspiel gegen ein französisches Frauenteam veranstalten.

Ende

Doch im Mai 1924 endete die Berichterstattung des „Montags“ abrupt. Die Gründe dafür sind unklar. Die Geschichte des Ersten Wiener Damenfußballklub Diana kann für den späteren Zeitraum nur noch fragmentarisch dargestellt werden. Im „Montag“ finden sich in der Folge lediglich spärliche Hinweise auf weitere Aktivitäten des Klubs. So etwa die Notiz, dass Pipsi Krema, die aus dem Kurs hervorgegangen war, wegen des Wechsels von Ferdinand Swatosch zum Kölner BC im Sommer 1924, wahrscheinlich den Übungsbetrieb als Trainerin weiterführte.[4]

Im Juli 1924 fand im Rahmen eines Sportfestes auf dem Hertha-Platz in Wien Favoriten ein Frauenfußballspiel statt. Ähnliches folgte im August 1924 auf dem Ostmark-Platz in Wien Brigittenau. An beiden Festen nahm Diana teil. Wahrscheinlich führten diese Veranstaltungen nicht zu dem erhofften kommerziellen Erfolg, der für eine Weiterführung des Frauenfussballbetriebs nötig gewesen wäre. Auch kann das Erstarken des Frauenhandball- sowie des Frauenhockeysports in den 1920er Jahren Spielerinnen vom Fußball abgezogen haben. Diese Sportarten wurden von den jeweiligen Verbänden stark unterstützt, während eine solche Hilfestellung vom Fußballverband ausblieb.


Jedenfalls verschwand der DFC Diana Mitte der 20er Jahre aus der öffentlichen Berichterstattung und der Frauenfußball feierte erst Mitte der 1930er Jahre eine Wiederbelebung: 1935 gründet sich die Damen Fußballunion (DFU), aus der eine Gründungswelle an Damenfußballvereinen resultierte. Ab 1936 trafen die Frauenfußballvereine (DFC) Austria, Brigitta XX, Lichtental, Rapid, Schwarz-Weiß, sowie Tempo und Wien in einem geregelten Meisterschaftsbetrieb aufeinander, der bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung im März 1938 fortbestand. Dabei standen die genannten DFC Austria und DFC Rapid mit den bekannten Männervereinen in keiner Verbindung. Der DFC Diana begründete sich jedoch nicht mehr wieder.

Literatur

  • Matthias Marschik: Frauenfusball und Maskulinität. Geschichte-Gegenwart-Perspektiven. Münster: Lit Verlag 2003
  • Hubert Pramhas/Wolfgang Slapansky: Rote Teufel leben länger. Die bewegte Geschichte des Favoritner Athletic Club. Wien: Eigenverlag 1993
  • Sonja Weiser: Frauenfußball in Österreich. Entwicklung und Bestandsaufnahme. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1995

Einzelnachweise

  1. Der Montag mit dem Sportmontag 17. Dezember 1923, S. 3
  2. Matthias Marschik: Frauenfußball und Maskulinität. Geschichte-Gegenwart-Perspektiven. Münster 2003, S. 105
  3. Der Montag mit dem Sportmontag 22. April 1924, S. 3
  4. Matthias Marschik: Frauenfußball und Maskulinität. Geschichte-Gegenwart-Perspektiven. Münster 2003, S. 111f.