Erich Hackl

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Daten zur Person
Personenname Hackl, Erich
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 42267
GND 119328860
Wikidata Q79041
Geburtsdatum 26. Mai 1954
Geburtsort Steyr
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 5.04.2024 durch WIEN1.lanm09lue


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Nachwuchsstipendium des Unterrichtsministeriums für Literatur (Verleihung: 1981)
  • 2. Preis des Förderungspreises für "Literatur zur Arbeitswelt“ (Verleihung: 1984)
  • Aspekte-Literaturpreis (Verleihung: 1987)
  • Staatsstipendium des Unterrichtsministeriums für Literatur (Verleihung: 1987)
  • Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung (Verleihung: 1990)
  • Förderungspreis des Unterrichtsministeriums (Verleihung: 1991)
  • Evangelischer Buchpreis (Verleihung: 1991)
  • Prix de Littérature étrangère ecureuil (Verleihung: 1991)
  • Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch (Verleihung: 1996)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 2002)
  • Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (Verleihung: 2004)
  • Adalbert-Stifter-Preis des Landes Oberösterreich (Übernahme: 2013)
  • Ehrenring der Stadt Steyr (Übernahme: 2015)
  • Literaturpreis der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans (Übernahme: 2015)
  • Theodor-Kramer-Preis (Übernahme: 11. September 2020)


Erich Hackl, * 26. Mai 1954 Steyr (Oberösterreich), Schriftsteller.

Biografie

In Salzburg, Salamanca und Malaga absolvierte Erich Hackl ein Studium der Germanistik und Hispanistik. Von 1977 bis 1979 war er als Lektor an der Universität Madrid tätig und von 1981 bis 1990 am Institut für Romanistik an der Universität Wien. Hackl lebt heute als freier Schriftsteller in Wien und Madrid.

Erich Hackl feiert mit seiner im Diogenes-Verlag erscheinenden Prosa, die sich zumeist historischen Fällen von Widerstand widmet, seit jeher große Erfolge. Gleich die erste Erzählung "Auroras Anlaß" (1987) war ein überaus vielversprechendes Debüt, das vom ZDF mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet wurde – diese Auszeichnung ist literarischen Premieren vorbehalten. Zusammen mit dem darauffolgenden Band "Abschied von Sidonie" (1989), der von Karin Brandauer verfilmt wurde (1991) und zu dem auch ein Materialienband erschienen ist, zählen seine ersten beiden Bücher heute zur Schullektüre. "Abschied von Sidonie" widmet sich der Lebensgeschichte von Sidonie Adlersburg, die 1933 vor einem Krankenhaus ausgesetzt und von einer Arbeiterfamilie in Pflege genommen wird. Der dokumentarische Text schildert das kurze und tragische Leben des Mädchens und den aufopferungsvollen Kampf der Pflegeeltern um ihre Tochter und gegen die herrschende NS-Ideologie und faschistischen Behörden. Gemeinsam mit anderen österreichischen Angehörigen der Roma und Sinti wird Sidonie in das sogenannte "Zigeunerlager" des KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie, so die Aussage des ebenfalls deportierten leiblichen Bruders, traumatisiert durch den Verlust der Eltern, stirbt.

Der Band "Die Hochzeit von Auschwitz" (2002) thematisiert die Geschichte des Wiener Kommunisten, Spanienkämpfers und Widerstandskämpfers Rudolf Friemel (1907–1944), der am 18. März 1944 in der einzigen dokumentierten Hochzeit im Konzentrationslager Auschwitz Margarita Ferrer Rey heiratet. Die Braut und der gemeinsame Sohn, Edouard Friemel, sowie Vater und Bruder Friemels durften zu dieser Zeremonie mit einer Sondergenehmigung das Lager betreten. Knapp einen Monat vor der Befreiung durch die Rote Armee wird Rudolf Friemel mit anderen Widerstandskämpfern, die einen Ausbruchsversuch geplant hatten, in Anwesenheit der übrigen Häftlinge gehängt. Im Jahr 2022 widmete die Wienbibliothek im Rathaus dem Nachlass Rudolf Friemels eine Sonderausstellung, die ebenfalls unter dem Titel "Die Hochzeit von Auschwitz" firmierte.

Auf Einladung der Wienbibliothek im Rathaus hat sich Hackl zu seinem dokumentarischen Prinzip im Essay "Der Chronist als Pateinehmer. Ein paar Anmerkungen zu dem, was ich mache" geäußert. Auch die weiteren Titel wie "Anprobieren eines Vaters" (2004), "Als ob ein Engel" (2007), "Familie Salzmann" (2010), "Dieses Buch gehört meiner Mutter" (2013) sowie "Am Seil. Eine Heldengeschichte" (2018) erfreuten sich bei Kritik und Publikum großer Beliebtheit. Hackls Prosabände sind heute in 25 Sprachen übersetzt. Allein von "Auroras Anlaß" gibt es 14 Übersetzungen, darunter ins Albanische, Hebräische und Japanische.

Erich Hackls Roman "Am Seil. Eine Heldengeschichte" (2018) widmet sich der Lebensgeschichte Lucia Heilmanns und ihrer Mutter Regina Steinig. Durch den Mut Reinhold Duschkas (1900–1993) überleben diese als verfolgte Jüdinnen die Zeit des Nationalsozialismus in einem Versteck in dessen Werkstatt im Wiener Werkstättenhof, einem repräsentativen Industriebau zwischen Linker Wienzeile, Hornbostelgasse und Mollardgasse, und entgehen so Deportation und Ermordung.

Hackl ist aber nicht nur als Prosaist, sondern auch als Hörspiel- und Drehbuchautor, als Übersetzer sowie als Herausgeber tätig. Übersetzt hat er Werke von spanischen und lateinamerikanischen Autoren, wie Humberto Ak’abal, Alfons Cervera, Eduardo Galeano, Rodrigo Rey Rosa oder Ana María Rodas. Herausgegeben hat er Werke, die sich mit dem Exil, dem Widerstand und dem Spanischen Bürgerkrieg beschäftigen. So machte Hackl als Editor auf das Werk des nach Argentinien emigrierten Alfredo Bauer aufmerksam, veröffentliche fotografische Zeugnisse von Internierten in Frankreich (Album Gurs, 2000) und gab mit dem Veteranen Hans Landauer gemeinsam das "Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936–1939" (2003) heraus, das 2008 in zweiter Auflage auf den Markt kam. 2014 gab er mit Evelyn Polt-Heinzl die Anthologie "Im Kältefieber" heraus, in der Geschichten aus dem Februar 1934 zusammengetragen wurden, die ein Panorama des Bürgerkrieges 1934 bieten. 2016 erschien der Band "So weit uns Spaniens Hoffnung trug. Erzählungen und Berichte aus dem Spanischen Bürgerkrieg".

In "Die Welt war ein Irrenhaus" hat Erich Hackl 2022, in gemeinsamer Zusammenarbeit, die Lebensgeschichte des Künstlers Rudolf Schönwald niedergeschrieben.

Auch Hackls Film "Der Heimwehträger", der sich mit Leben und Werk des Exilanten Fritz Kalmar beschäftigt, führte 2012 zu einem Achtungserfolg.

Werke

  • Erich Hackl: Auroras Anlaß. Erzählung. Zürich: Diogenes 1987
  • Erich Hackl: Abschied von Sidonie. Erzählung. Zürich: Diogenes 1989
  • Erich Hackl: König Wamba. Ein Märchen. Zürich: Diogenes 1991
  • Erich Hackl: Sara und Simón. Eine endlose Geschichte. Zürich: Diogenes 1995
  • Erich Hackl: In fester Umarmung. Geschichten und Berichte. Zürich: Diogenes 1996
  • Erich Hackl: Entwurf einer Liebe auf den ersten Blick. Zürich: Diogenes 1999
  • Erich Hackl: Der Träumer Krivanek. Eine Geschichte zu Bildern von Trude Engelsberger. Salzburg: Galerie Seywald 2000
  • Erich Hackl: Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit. Zürich: Diogenes 2002
  • Erich Hackl: Anprobieren eines Vaters. Geschichten und Erwägungen. Zürich: Diogenes 2004
  • Erich Hackl: Als ob ein Engel. Erzählung nach dem Leben. Zürich: Diogenes 2007
  • Erich Hackl: Familie Salzmann. Erzählung aus unserer Mitte. Zürich: Diogenes 2010
  • Erich Hackl: Dieses Buch gehört meiner Mutter. Zürich: Diogenes 2013
  • Erich Hackl: Drei tränenlose Geschichten. Zürich: Diogenes 2014
  • Erich Hackl: Literatur und Gewissen. Innsbruck: innsbruck university press 2016
  • Erich Hackl: Am Seil. Eine Heldengeschichte. Zürich: Diogenes 2018
  • Erich Hackl: Im Leben mehr Glück. Reden und Schriften. Zürich: Diogenes 2019
  • Erich Hackl: Rudolf Schönwald: Die Welt war ein Irrenhaus. Meine Lebensgeschichte. Nacherzählt von Erich Hackl. Wien: Zsolnay 2022

Literatur

  • Marcel Atze: Biographie, kein Spiel. Rezension zu Erich Hackl: Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit. Zürich 2002. In: literaturkritik.de 4.Jahrgang (2002), Nr. 10 S. 33–37
  • Erich Hackl: Der Chronist als Pateinehmer. Ein paar Anmerkungen zu dem, was ich mache. In: akten-kundig? Literatur, Zeitgeschichte und Archiv. Hg. von Marcel Atze, Thomas Degener, Michael Hansel und Volker Kaukoreit. Wien: Praesens 2009 (Sichtungen 10/11), S. 119–131
  • Georg Pichler [Hg.]: Porträt Erich Hackl. Sonderheft "Die Rampe" 2005
  • Diogenes: Erich Hackl [Stand: 30.06.2023]

Weblinks