Energieversorgung im Nachkriegswien

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Während schon in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges die Energieversorgung Wiens durch Schäden infolge von Bombenangriffen eingeschränkt war, brach sie während des Kampfes um Wien vollends zusammen. Die einzige Energiequelle in den ersten Nachkriegswochen war Holz. Die Wiederaufnahme der Gas- und Stromproduktion nach Kriegsende litt am Mangel an Personal und Rohstoffen. Dennoch gelang es noch 1945 eine Grundversorgung auf Basis von Rationierungen in weiten Teilen des Stadtgebietes wiederherzustellen. Nach einem Rückschlag im Extremwinter 1946/47 gelang eine Normalisierung der Energieversorgung auf rasch steigenden Niveau im Lauf des Jahres 1947.

Aufnahme aus dem Winter 1946/1947, Frauen mit gesammeltem Holz, 19. Februar 1947

Zusammenbruch der Versorgung im April 1945

Im Zug des Kampfs um Wien brach Anfang April 1945 die Energieversorgung völlig zusammen. Strom und Gas standen der Zivilbevölkerung nicht mehr zur Verfügung. Brennmaterial musste unter Lebensgefahr in der umkämpften Stadt aufgetrieben werden. Während der Kämpfe kam es zu Plünderungen. Die Kohlenvorräte am Westbahnhof im Ausmaß von 60 Waggons waren davon vollständig betroffen. Bei Kriegsende betrug der Kohlenvorrat lediglich 16.000 Tonnen minderwertiger Kohle. Im Gasrohrnetz bestanden 2.102 Gebrechen. Ab 6. Am 6. April 1945 stellte das E-Werk Simmering den Betrieb ein und bis 11. April alle übrigen E-Werke. Die Hochspannungsüberlandleitungen und damit die Verbindung zu den Wasserkraftwerken waren unterbrochen. 29 Gittermaste der Leitungen und rund 1.200 Isolatoren waren zerstört oder beschädigt. Die wichtigsten Hauptkabel waren an mehreren Stellen unterbrochen, Tranformatorenstationen schwer beschädigt.

Rationierung

Nach umfangreichen bereits Mitte April 1945 begonnenen Wiederinstandhaltungsarbeiten konnte im Jahr 1945 die Stromabgabe auf dem Niveau von etwa 50 Prozent des Jahres 1944 gehoben werden. Die Gasabgabe lag bei etwa 30 Prozent des Vorjahres. Bis zum September 1945 verfügten nur Floridsdorf und Simmering über eine Gasversorgung, bis Ende November weite Teile Wiens mit Ausnahme einiger südlicher Teile. Während der Stromverbrauch 1947 bereits wieder knapp über jenem von 1939 lag, blieb der Gasverbrauch noch etwas dahinter. Erhebliche Probleme verursachten die großen Schwankungen der Kohlen- und Erdgaslieferungen. Für die Speicherung stand der große Gasbehälter in der Leopoldau auf Grund schwerer Kriegsschäden noch 1947 nicht zur Verfügung, während der Gasbehälter in Simmering rasch behelfsmäßig instandgesetzt wurde, jedoch erst Ende September 1947 wieder voll funktionsfähig war. Von den Stromleitungen waren bis Ende 1945 71 Prozent aller Kabelstrecken, Ende 1946 96 Prozent wiederhergestellt.

Nach der Wiederherstellung einigermaßen geordneter Verhältnisse wurden Gas und Strom rationiert. Die rationierte Strommenge pro Tag und Haushalt betrug zwei Kilowattstunden. Im Dezember 1945 musste sie auf eine Kilowattstunde gesenkt werden. Besonders kritisch wurde die Energieversorgung in den Nachkriegswintern 1945/46 und im besonders kalten Winter 1946/47. Zwar stieg das Stromverbrauchsvolumen bis Mitte 1946 wieder auf den Vorkriegswert, ehe eine Kältewelle die Rationierung auf eine halbe Kilowattstunde zu Beginn 1947 erzwang. Während der verhängten Sperrzeiten strömte das im Rohrnetz verbliebene Gas in höher gelegene Stadtteile, während in den übrigen Stadtteilen Unterdruck herrschte, sodass in den offen gelassenen Hähnen Luft angesaugt wurde. Dies verursachte erhebliche Probleme und auch Unfälle mit Gasvergiftungen in Haushalten, weil Personen auch während der Sperrzeiten versuchten Gas zu erhalten.

Literatur:

  • Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. April 1945 bis 31. Dzember 1947. Wien 1949
  • Karl Vocelka: Trümmerjahre. Wien 1945-1949, Wien/München: Jugend & Volk o.J.