Emilie Flöge

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Emilie Flöge in einem von Eduard Wimmer-Wisgrill entworfenen Kleid, um 1906
Daten zur Person
Personenname Flöge, Emilie
Abweichende Namensform Flöge, Emilie Louise
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 21141
GND 118956701
Wikidata Q79147
Geburtsdatum 30. August 1874
Geburtsort
Sterbedatum 26. Mai 1952
Sterbeort Wien
Beruf Modesaloninhaberin, Modeschöpferin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 27.02.2024 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof Neuer Evangelischer Friedhof
Grabstelle Gruppe K, Reihe 8, Nummer 4
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Emilie Flöge.jpg
Bildunterschrift Emilie Flöge in einem von Eduard Wimmer-Wisgrill entworfenen Kleid, um 1906
  • Mariahilfer Straße 1B (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Emilie Louise Flöge, * 30. August 1874, † 26. Mai 1952 Wien, Modesaloninhaberin, Modeschöpferin.

Biografie

Emilie Louise Flöge war die jüngste der drei Töchter des Meerschaumfabrikanten Hermann Flöge. Durch die Heirat ihrer Schwester Helene mit Ernst Klimt 1891 war sie mit Gustav Klimt verschwägert. Im selben Jahr porträtierte der Maler die Siebzehnjährige, die als seine "Muse" in die Kunstgeschichte eingehen sollte, zum ersten Mal. Auf dem Ölgemälde "Der Hanswurst auf der Jahrmarktsbühne in Rothenburg ob der Tauber" erkennt man sie als Zuschauerin in der Menschenmenge. Das Sujet verwendeten die beiden Brüder für ein Deckengemälde im Stiegenhaus des Burgtheaters.

Emilie Flöge erlernte die Schneiderei. Mit ihren beiden Schwestern Helene und Pauline betrieb sie zunächst in der Neubaugasse einen Modesalon. 1904 übersiedelte die Werkstätte in die Casa piccola, in der die Schwestern am 1. Juli den Modesalon "Schwestern Flöge" eröffneten.

Den Auftrag für Umgestaltung und Ausführung der Innenarchitektur der im ersten Stock des Hauses liegenden Geschäftsräume erhielt die Wiener Werkstätte. Die in Schwarz-Weiß gehaltene, streng geometrische Einrichtung setzten Josef Hoffmann und Kolo Moser als Gesamtkunstwerk der Avantgarde um. In Vitrinen des Empfangszimmers waren Exponate aus der Textilsammlung Emilie Flöges ausgestellt. Die im Salon verwendeten traditionellen Muster, die zum großen Teil aus Ost-Mittel-Europa stammten, flossen oftmals in Designs der Wiener Werkstätte ein.

Emilie Flöges Schwester Helene war für die Betreuung der Kundinnen zuständig, Pauline leitete das Büro. Sie selbst wirkte als künstlerische Leiterin des Salons und arbeitete als Chefdesignerin. Mehrmals im Jahr reiste Emilie Flöge in die Modemetropolen Paris und London, um sich über die aktuellen Modetrends zu informieren und neue Stoffe zu entdecken. Der Salon der Schwestern Flöge führte aber auch Entwürfe für die von Eduard Wimmer-Wisgrill geleitete Modeklasse der Wiener Werkstätte aus, ebenso entwarfen Gustav Klimt und die Architektin Liane Zimbler Modelle für den Salon Flöge. Als Model stellte Emilie Flöge zudem ihre eigenen Kreationen vor.

Der Modesalon galt als einer der vornehmsten und exklusivsten Wiens und beschäftigte zeitweise 80 Schneiderinnen und drei Zuschneider. Kundinnen waren unter anderen Adele Bloch-Bauer (1881–1925), Margarethe Stonborough-Wittgenstein (1882–1958), Berta Zuckerkandl (1864–1945) und Clarisse Rothschild.

Die Verbindung von Emilie Flöge zu Gustav Klimt blieb über viele Jahre sehr eng. So verbrachte sie die Sommermonate 1900 bis 1912 und 1914 bis 1917 mit Gustav Klimt in der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee. 1902 malte Gustav Klimt ein Ganzkörperporträt von Emilie Flöge, erstmals wurde es 1903 in der Secession ausgestellt. Da die Dargestellte ihr Bild nicht mochte, verkaufte es Klimt an das Niederösterreichische Landesmuseum. Nachdem die Bundesverfassung mit Wirkung vom 10. November 1920 die Herauslösung Wiens aus Niederösterreich festgelegt und das vorhandene Vermögen zwischen den nun neu entstandenen Bundesländern aufgeteilt wurde, erhielten die Städtischen Sammlungen 1921 das Bildnis von Emilie Flöge aus dem Bestand des Niederösterreichischen Landesmuseums. Heute befindet es sich daher im Bestand des Wien Museums.

Den Ersten Weltkrieg überstand der Salon unbeschadet, nach dem sogenannten "Anschluss" musste Emilie Flöge das Geschäft jedoch schließen. Durch die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Wien hatte der Salon einen wesentlichen Teil seiner Kundinnen verloren. Emilie Flöges Schwestern waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, ins Geschäft neu eingestiegen war ihre Nichte Helene Klimt, verheiratete Donner.

Nach der Schließung des Salons übersiedelte Emilie Flöge Teile der Einrichtung in ihre Wohnung in der Ungargasse 39, wo sie bis zu ihrem Tod das oberste Stockwerk bewohnte. Am Ende des Zweiten Weltkriegs verbrannten in ihrer Wohnung ein Großteil der Trachtensammlung, fast alle Möbel und wertvolle Gegenstände aus dem Klimt-Nachlass.

Im Jahr 1998 konnte das Österreichische Museum für Volkskunde 369 Objekte aus dem Nachlass von Emilie Flöge erwerben. Diese Sammlung wurde 2012 erstmals in der Ausstellung "Die Textilmustersammlung Emilie Flöge" gezeigt.

2016 wurde der Emilie-Flöge-Weg nach der Modeschöpferin benannt.

Quellen

Literatur

  • Mailath: Maria-Lassnig-Straße beschlossen. 20 neue Verkehrsflächenbenennungen für Favoriten und Floridsdorf. In: Rathauskorrespondenz, 08.04.2016
  • Tanja Paar: Emilie Flöge. Ohne Korsett salonfähig. In: Der Standard, 31.01.2015, S. 32
  • Kathrin Pallestrang: Die Textilmustersammlung Emilie Flöge im Österreichischen Museum für Volkskunde. Wien 2012
  • Tobias G. Natter / Gerbert Frodl [Hg.]: Klimt und die Frauen. Wien: Österreichische Galerie Belvedere. Köln: DuMont Buchverlag 2000
  • Emilie Flöge und Gustav Klimt. Doppelporträt in Ideallandschaft. 30.4.1988–28.2.1989. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1989 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 112)
  • Wolfgang Georg Fischer: Gustav Klimt und Emilie Flöge. Genie und Talent, Freundschaft und Besessenheit. Unter Mitarbeit von Dorothea Mac Ewan. Wien: C. Brandstätter 1987
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Astrid Gmeiner / Gottfried Pirhofer: Der österreichische Werkbund. Alternative zur klassischen Moderne in Architektur, Raum- und Produktgestaltung. Salzburg / Wien: Residenz-Verlag 1985, S. 226
  • Wien um 1900. Ausstellung veranstaltet vom Kulturamt der Stadt Wien, 5. Juni bis 30. August 1964. Wien: Selbstverlag 1964

Weblinks