Elisabeth Karlinsky

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Portraitfoto von Elisabeth Karlinsky, um 1935 (Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Inv. Nr. 14.847/FP)
Daten zur Person

Elisabeth Karlinsky, * 19. Mai 1904 Kasten (Niederösterreich), † 13. Oktober 1994 Græsted (Dänemark), Malerin, Grafikerin, Glaskünstlerin.

Biografie

Elisabeth Karlinsky war eine der wichtigsten Vertreter*innen des Wiener Kinetismus. Sie besuchte ab 1921 im Alter von 17 Jahren die Kunstgewerbeschule Wien. Ihr Vater, der etablierte Landschaftsmaler Anton Karlinsky, förderte ihre künstlerische Ausbildung, die sie in der Allgemeinen Formenlehre (bei Franz Čižek) und in der Werkstätte für Textilarbeiten (bei Rosalia Rothansl) begann und in der Ornamentalen Formenlehre (bei Čižek), der Werkstatt für Glasmalerei und Verbleiung (bei Reinhold Klaus) und in der Fachklasse für Malerei (bei Bertold Löffler) absolvierte. Sie belegte die Nebenfächer Ornamentik, Aktzeichnen, Heraldik und Schrift. Da sie eine der begabtesten und produktivsten Schüler*innen Čižeks war, wurden ihre Arbeiten an nationale und internationale Ausstellungen wie die Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes in Paris (1925) vermittelt. Elisabeth Karlinsky arbeitete intermedial, war Teil der durch Carry Hauser und Robert Haas gegründeten Druckgrafikwerkstatt "Officina Vindobonensis" und entwarf preisgekrönte "kinetische" Glasfenster.

1928 folgte sie der vier Jahre älteren Erika Giovanna Klien als Karenzvertretung an die Elizabeth Duncan-Schule in Klessheim bei Salzburg und anschließend nach New York, wo sie bis 1930 an der Walden School unterrichtete. Pädagogische Arbeit war für Karlinsky (im Gegensatz zu Klien) eine materielle Notwendigkeit. In Briefen an ihre Freundin, die Künstlerin Margret Bilger, berichtete sie von der ihr durch die Tätigkeit als Lehrerin geraubten Zeit, in der sie lieber eigene künstlerische Projekte verfolgt hätte. Sie beklagte die Unmöglichkeit, als freischaffende Künstlerin ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und beschrieb fasziniert die "eigenartige lebendige Romantik" der "Plastik von N. York". Die in der amerikanischen Großstadt gesammelten Eindrücke verarbeitete Karlinsky in grafischen Skizzen, die Leuchtreklamen, Strommasten und Gebäudesilhouetten abbildeten. In New York gestaltete Elisabeth Karlinsky auch Auslagen für die Kaufhäuser Macy’s und Gimbels, bevor sie 1931 wieder nach Europa zurückkehrte. Sie arbeitete in Kopenhagen als freischaffende Künstlerin, Illustratorin und Raumausstatterin und heiratete den Dichter und Maler Hans Scherfig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Elisabeth Karlinskys Werk in Österreich in Vergessenheit und wurde ab den 1970er Jahren wiederentdeckt. Maßgeblich trug Oswald Oberhuber mit Ausstellungen und Publikationen sowie der Gründung der Kunstsammlung der Universität für angewandte Kunst Wien dazu bei, den Wiener Kinetismus wieder ins Bewusstsein zu holen. Karlinsky war eine der wichtigsten Vertreter*innen dieser durch Rhythmik, Abstraktion und textuelles Arbeiten geprägten avantgardistische Kunstströmung. Sie starb 1994 in Græsted, Dänemark.


Quellen

Literatur

Weblinks