Ea von Allesch

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Ea von Allesch (um 1900)
Daten zur Person

Ea von Allesch, * 11. Mai 1875 Wien, † 30. Juli 1953 Wien, Modell, Modejournalistin.

Biografie

Ea von Allesch wurde als Emma Hermine Täubele in Ottakring geboren und war das neunte der zwölf Kinder des Ehepaares Aloisia Täubele, geb. Fichtinger, und Karl Täubele. Aloisia Täubele war Handarbeiterin, ihr Mann arbeitete als Dreher.

Das Mädchen besuchte das Realgymnasium bis zur mittleren Reife, von ihrem 16. bis zu ihrem 19. Lebensjahr arbeitet sie als Verkäuferin im Miederwarengeschäft ihrer Schwester. Unter dem Decknamen "Tauberl" besserte sich Emma als Aktmodell ihr Einkommen auf. Unter anderem stand sie für Klimts "Wasserschlangen" Modell. Über ein Heiratsinserat lernte sie den Kaufmann Carl Theodor Rudolph kennen, den sie 1895 heiratete. Mit ihm lebte sie in Leipzig, 1896 wurde die gemeinsame Tochter Ella geboren. Die Ehe scheiterte bereits nach kurzer Zeit, Emma Rudolph kehrte nach Wien zurück.

Hier arbeitete sie als Telegrafistin und stand wieder sporadisch Modell. Sie fand Anschluss an die Künstlerkreise, die im Café Central verkehrten. Zu ihren Freunden zählten Egon Schiele, Gustav Klimt, Anton Faistauer, Adolf Loos, Robert Musil und Rainer Maria Rilke, zu ihren Verehrern Peter Altenberg und Alfred Polgar. Helga Malmberg fand für sie die Bezeichnung "Königin des Café Central".

Mit dem englischen Pianisten Henry James Skene ging Emma Rudolph eine Beziehung ein und zog mit ihm und Polgar 1903 in eine Villa in der Döblinger Armbrustergasse. Während eines mehrjährigen Aufenthalts in Berlin begann sie mit mit dem Schreiben von Artikeln über Mode für die Zeitschriften "Die Dame" und "Der Kleiderkasten". Hier machte sie durch Robert Musil die Bekanntschaft des Psychologen Johannes Gustav von Allesch. 1912 wurde die Ehe zwischen Emma und Carl Theodor Rudolph geschieden, am 28. Februar 1916 heiratete sie in der Stephanskirche Johannes Gustav von Allesch. Bereits vor der Eheschließung nannte sich Emma Rudolph Ea von Allesch. Durch ihren Mann erwachte ihr Interesse an Graphologie.

Auch diese Ehe war unglücklich und wurde 1921 geschieden. 1917 hatte sie den Fabrikantensohn und späteren Schriftsteller Hermann Broch kennen. 1920/1921 Broch das "Teesdorfer Tagebuch", eine Dokumentation seines Alltags und ihrer Beziehung. 1921 ließen sich Ea und Johannes Gustav von Allesch scheiden. Nach Brochs Scheidung leben die beiden einige Zeit zusammen.

Ihren Lebensunterhalt verdiente Ea von Allesch als Journalistin. Sie verfasste humorvolle, tiefgründige und oft ironische Analysen über Mode und das gesellschaftliche Leben. In ihren Artikeln, die sie für renommierte Zeitungen wie die "Prager Presse" und "Wiener Mittagspost" schrieb, verband sie Mode mit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Sie betrachtete den Wandel der weiblichen Mode als ein Spiegelbild der sich verändernden Geschlechterrollen und der zunehmenden Partizipation von Frauen am öffentlichen Leben.

1927 wurde für Ea von Allesch zum Schicksalsjahr: sie verlor ihre Stellung bei der "Prager Presse" und Broch verließ sie. Ea von Allesch war war Mitglied im Verein für Individualpsychologie, besaß sie doch ein "Laien-Diplom" für Individualpsychologie, so versuchte sie fortan, ihren Lebensunterhalt als "Individualpsychologin" und Graphologin zu bestreiten.

Auch nach der Trennung stand Ea von Allesch mit Hermann Broch in Verbindung. Sie versuchte sogar, seine jüdische Mutter zu schützen, indem sie sie in ihre Wohnung aufnahm, doch Johanna Broch wurde ein Opfer des Holocaust. Der in die USA emigrierte Schriftsteller wiederum schickte seiner ehemaligen Lebensgefährtin Lebensmittel und Geld.

Fast erblindet und verarmt starb Ea von Allesch 1953 im Versorungsheim Lainz.

Literatur

  • Christa Gürtler: Die Modeschriftstellerin 'Ea von Allesch. In: Primus-Heinz Kucher / Julia Bertschik (Hrsg.]: "baustelle kultur". Diskurslagen in der österreichischen Literatur 1918-1933/38. Bielefeld: Aisthesis 2011
  • Hertha Kratzer: Die unschicklichen Töchter. Frauenporträts der Wiener Moderne. Wien: Ueberreuter 2003
  • Hermann Broch: Das Teesdorfer Tagebuch für Ea von Allesch. Hrsg. von Paul Michael Lützeler. Frankfurt: Suhrkamp 1995

Weblinks