David Erdtracht

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Daten zur Person
Personenname Erdtracht, David
Abweichende Namensform Erdtracht, Davis; Erdtracht, Lucian Frank
Titel
Geschlecht männlich
PageID 358359
GND
Wikidata
Geburtsdatum 9. Oktober 1894
Geburtsort Klubowce
Sterbedatum unbekannt
Sterbeort
Beruf Verleger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs


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David (auch: Davis bzw. Lucian Frank) Erdtracht, * 9. Oktober 1894 Kłubowce, Galizien (heute: Klubivtsi, Ukraine), † unbekannt, Verleger.

Biografie

Der im damaligen Kronland Galizien geborene Erdtracht besuchte in Wien die Exportakademie und engagierte sich in der zionistischen Studentenbewegung. Im Ersten Weltkrieg diente er als Offizier; seine Erfahrungen an der Front verarbeitete er in der Broschüre "Die Juden im Weltkriege".

1920 gründete er einen Verlag, der zunächst unter unterschiedlichen Namen auftrat und sich schließlich 1922 als Interterritorialer Verlag Renaissance etablieren konnte. Seiner Überzeugung entsprechend gab der junge Verleger zunächst zionistische Werke heraus, darunter die zweibändige "Geschichte des Zionismus" von Nahum Sokolow. Im "Neuen Wiener Journal" publizierte er gelegentlich zu Fragen des Antisemitismus und der jüdischen Identität. Der Schwerpunkt der Verlagsaktivitäten lag auf Übersetzungen deutschsprachiger Werke ins Polnische sowie fremdsprachiger Werke ins Deutsche. Da Erdtracht es mit dem Einholen der Rechte für diese Übersetzungen nicht immer ganz ernst nahm, wurde er wegen Urheberrechtsverletzung im Fall des erotischen Romans "La Garçonne" von Victor Margueritte zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Mit "Jama. Die Lastergrube" von Alexander Kuprin verlegte er auch einen zweiten "Sittenroman".

1925 war Erdtrachts Verlag so hoch verschuldet, dass er mit seinen Gläubigern einen 50-prozentigen Ausgleich suchen musste, der im März 1926 vom Handelsgericht Wien bestätigt wurde. Ein Jahr später begann das Sensationsblatt "Der Abend" eine Verleumdungskampagne gegen den Verleger, die einen Selbstmordversuch des Verlegers bewirkte. Er wurde mit einer Schusswunde aufgefunden, blieb aber nur leicht verletzt. 1931 war er Mittelpunkt eines Betrugsskandals, in dem es um offene Forderungen der Wiener Großdruckerei Johann N. Vernay ging.

Nachdem Erdtracht das eigentliche Verlagsgeschäft in Folge dieser Ereignisse aufgegeben hatte, dürfte er nach 1930 Wien endgültig verlassen haben. Eine offizielle Abmeldung liegt nicht vor.

Quellen

Literatur

  • Murray G. Hall: "nur für einen wissenschaftlich interessierten Leserkreis bestimmt ...". Zum Vertrieb und Verkauf von erotischem Lesestoff in Wien im 20. Jahrhundert. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2/2016, S. 43-60

Weblinks