Christa Hauer

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Daten zur Person
Personenname Hauer, Christa
Abweichende Namensform Hauer-Fruhmann, Christa
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50549
GND 119244004
Wikidata Q1078072
Geburtsdatum 13. März 1925
Geburtsort Wien
Sterbedatum 21. März 2013
Sterbeort St. Pölten
Beruf Malerin, Bildhauerin, Galeristin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich


Christa Hauer, * 13. März 1925 Wien, † 21. März 2013 St. Pölten (?), Malerin, Bildhauerin, Galeristin.

Biographie

Christa Hauer gehörte einer kunstsinnigen Familie an. Sie war die Tochter des Malers Leopold Hauer (1896 bis 1984) und seiner Frau Sophie. Ihrem Großvater Franz Hauer (1867 bis 1914), der aus einfachen Verhältnissen stammte, war es gelungen, zu einem bedeutenden Kunstsammler und Mäzen der Wiener Moderne aufzusteigen. Seine Sammlung umfasste Werke von Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Albin Egger-Lienz, die nach seinem Tod an seine Kinder übergingen. Auch die Gaststätte Griechenbeisl, die später die "Galerie im Griechenbeisl" beherbergen und für Christa Hauer eine bedeutende Wirkstätte werden sollte, kam durch ihn bereits 1897 in den Besitz der Familie.

Christa Hauer verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Wien. Zunächst lebte sie in einer Villa in Gersthof, später in einer Wohnung am Franz-Josefs-Kai. Ihr künstlerischer Werdegang wurde von ihren Eltern maßgeblich gefördert. Als 14-Jährige schrieb sie ihr Vater in die Kunstgewerbeschule ein. Anschließend studierte sie von 1941 bis 1947 an der Akademie der bildenden Künste in Wien unter anderem bei Herbert Dimmel, Carl Fahringer und Fritz Wotruba. Während ihrer Studienzeit lernte sie auch Maria Lassnig und Hildegard Joos kennen.

Von 1953 bis 1960 lebte sie vorwiegend in den USA, in New York und Chicago. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich, indem sie Gebrauchsgrafiken − wie beispielsweise Weihnachtskarten − im Stil der Wiener Werkstätte anfertigte. Durch ihre Berufstätigkeit gelang es ihr auch, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. In den USA kam sie mit der amerikanischen Aktionsmalerei, "action painting", und verschiedenen abstrakten Kunstformen in Berührung und wandte sich selbst verstärkt der abstrakten Malerei zu. In Chicago heiratete sie 1957 auch ihren langjährigen Weggefährten, den Maler Johann Fruhmann, der ihr ein Jahr lang in die USA gefolgt war, dort allerdings nicht richtig Fuß fassen konnte.

Ende der 1950er Jahre kehrte das Paar nach Wien zurück. Auf Anregung ihres Vaters hin richteten Christa Hauer und ihr Ehemann in den freistehenden Räumen über dem Griechenbeisl eine Galerie für moderne Kunst ein. Die Zahl der Galerien in Wien war zu diesem Zeitpunkt noch überschaubar. Rasch entwickelte sich die Galerie im Griechenbeisl zum Treffpunkt für junge Kunstschaffende. Während ihres Bestehens von 1960 bis 1971 stellten hier rund 250 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland aus. Darunter heute fanden sich bekannte Namen wie beispielsweise Christian Ludwig Attersee oder Martha Jungwirth. Pionierarbeit leistete die Galerie unter anderem dadurch, dass − zu Zeiten des Eisernen Vorhangs − auch zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aus Ungarn, Tschechien und Polen ausstellten. Christa Hauer, die die Galerie während der gesamten Zeit ihres Bestehens leitete, förderte dadurch auch die Arbeiten ihres Mannes. Zwar stellte sie selbst ebenfalls in den Räumlichkeiten aus, doch trat ihre Arbeit als Malerin aufgrund ihrer Tätigkeit als Galeristin in den Hintergrund. Schulden und ausbleibende Subventionen führten 1971 zur Schließung der Galerie.

Schloss Lengenfeld in der Nähe von Krems, welches das Ehepaar Hauer-Fruhmann 1970 erworben hatte, wurde zum neuen Zentrum für ihr Leben und Schaffen. Das Schloss übernahm die Rolle der Galerie im Griechenbeisl und wurde Veranstaltungsort zahlreicher Ausstellungen, Feste und Kunstaktionen.

Bekanntheit erlangte Christa Hauer auch durch ihr Engagement für die Frauenbewegung in der Kunst. Als in Wien im von den Vereinten Nationen ausgerufenen "Internationalen Jahr der Frau" 1975 eine Ausstellung mit Künstlerinnen organisiert werden sollte, die Auswahl aber einer rein männlich besetzten Jury oblag, übte Christa Hauer gemeinsam mit anderen Frauen öffentlich Kritik an dieser Vorgehensweise. Das Hinterfragen des zu diesem Zeitpunkt primär männlich organisierten Kulturbetriebs führte auch zur Gründung von IntAkt, der internationalen Aktionsgemeinschaft für bildende Künstlerinnen, dessen Gründungsmitglied Christa Hauer war.

Ihr Bestreben, Frauen in Kunst, Wissenschaft und Politik sichtbar zu machen, setzte sie auch dadurch um, dass sie selbst in zahlreichen Gremien aktiv war. Von 1964 bis 1968 organisierte sie das Symposion Europäischer Bildhauer in St. Margarethen (Burgenland), von 1979 bis 1983 stand sie dem Berufsverband der bildenden Künstler Österreichs als Präsidentin vor. Sie war Mitbegründerin der Bundeskonferenz der bildenden Künstler Österreichs und über viele Jahre Delegierte des österreichischen Nationalkomitees der International Association of Art. Zahlreichen künstlerischen Vereinigungen gehörte sie als Mitglied an, beispielsweise der Gruppe 77 und der Wiener Secession.

Literatur

  • Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 1216 f.
  • Brigitte Borchhardt-Birbaumer: Femi- statt Manifest. Christa Hauer als Kulturpolitikerin. In: Frauenleben in Niederösterreich. Ausnahmefrauen. Christa Hauer, Hildegard Joos, Susanne Wenger. Hg. von Elisabeth Vavra. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Landesmuseum Niederösterreich: Frauenleben in Niederösterreich: 23. Februar bis 19. Oktober 2014, Ausnahmefrauen: 30. November 2013 bis 12. Oktober 2014. Weitra: Bibliothek der Provinz 2014, S. 7-17.
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 94 f.
  • Künstler (Sammler) Mäzene. Porträt der Familie Hauer. Franz Hauer (1867−1914), Leopold Hauer (1896−1984), Christa Hauer (1925), Johann Fruhmann (1928−1985). Katalog zur gleichnamigen Ausstellung der Kunsthalle Krems, 15. November 1996 bis 23. Februar 1997. Wien: Amt d. NÖ Landesregierung 1996
  • Harald Krämer: Galerie im Griechenbeisl 1960−1971. Christa Hauer und Johann Fruhmann. Pioniere der zeitgenössischen Kunstszene in Wien. Wien: Brandstätter 1995
  • Silvia Matras: Die Freiheitsliebende. In: Wiener Zeitung, 12.01.2001 [Stand: 21.11.2017]
  • Biographie im Austria-Forum: Hauer-Fruhmann, Christa [22.11.2017]

Weblinks