Charlotte von Königswarter

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Fotografie von Charlotte von Königswarter (aufgenommen von Ludwig Angerer) aus der Bildarchiv und Grafiksammlung der ÖNB
Daten zur Person
Personenname Königswarter, Charlotte von
Abweichende Namensform Wertheimstein, Charlotte Edle von
Titel Freifrau von, Baronin
Geschlecht weiblich
PageID 358377
GND 136127819
Wikidata Q24629488
Geburtsdatum 2. Dezember 1841
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 13. März 1929
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Vereinsfunktionärin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Weibliche Fürsorge Verband von Wohlfahrtsvereinen in Wien
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 24.10.2023 durch WIEN1.lanm08jan
Begräbnisdatum
Friedhof Alter Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 5b, Reihe 1, Nummer 7
Bildname Charlotte von Königswarter.jpeg
Bildunterschrift Fotografie von Charlotte von Königswarter (aufgenommen von Ludwig Angerer) aus der Bildarchiv und Grafiksammlung der ÖNB
  • 1., Babenbergerstraße 1 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Leiterin der Israelitischen Kinderbewahranstalt Wien
  • Präsidentin des Israelitischen Frauenwohltätigkeitsvereins Wien
  • Präsidentin des Israelitischen Mädchen-Waisenhauses Wien
  • Mitbegründerin des Weibliche Fürsorge Verbands von Wohlfahrtsvereinen in Wien
  • Mitbegründerin der Frauenvereinigung für soziale Hilfstätigkeit

  • Elisabeth-Orden 2. Klasse (Verleihung: 1898)


Charlotte Freifrau von Königswarter, * 2. Dezember 1841 Wien, † 13. März 1929 Wien, Vereinsfunktionärin und Philanthropin.

Biografie

Charlotte von Königswarter wurde am 2. Dezember 1841 als Tochter von Heinrich Herz Edler von Wertheimstein (1799–1859) und Leonie (Luise) Edle von Wertheimstein (geb. Biedermann, 1813–1890) geboren. Ihre Familie stammte vom kaiserlichen Hoffaktor und Oberrabbiner Samson Wertheimer ab und gehörte dem jüdischen Wiener Bürgertum an. Im Oktober 1860 heiratete sie den ebenfalls aus einer einflussreichen und wohlhabenden jüdischen Familie stammenden Moritz Freiherr von Königswarter (1837–1893), der 1872 die Leitung des von seinem Vater Jonas von Königswarter gegründeten Bankhauses Königswarter & Todesco übernahm. Charlotte von Königswarters Gatte war auch Direktor der Nordbahn, Verwaltungsrat der Creditanstalt (1879–1882), Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit und Mitbegründer der Wiener Israelitischen Theologischen Lehranstalt sowie ein bedeutender Kunstsammler. In der Sammlung der Königswarters befanden sich u. a. Gemälde der österreichischen Maler Johann Baptist Reiter und Max Schödl. Das Ehepaar hatte vier gemeinsame Kinder: Heinrich (1861–1931), Hermann (1864– vor 1929), Wilhelm Carl (geb. 1866) und Josefine (gest. 1929, spätere Ehefrau von Maximilian Paul-Schiff).

Charlotte von Königswarter engagierte sich in der Wohlfahrt und unterstützte Institutionen wie das Israelitische Blindeninstitut auf der Hohen Warte und das Heim für jüdische Lehrlinge in 9., Grünentorgasse 26, die von ihrem Schwiegervater und ihrem Mann gegründet worden waren. Sie war 55 Jahre lang Präsidentin des Israelitischen Frauen-Wohltätigkeitsvereins (IFWV) in Wien (1., Seitenstettengasse 2) und leitete, gemeinsam mit Rosa Zifferer, den 1898 gegründeten Verband zur Unterstützung armer israelitischer Wöchnerinnen, einen Zusammenschluss traditioneller jüdischer Frauenwohltätigkeitsvereine. Während des Ersten Weltkriegs war sie im Vorstand des karitativen Weiblichen Fürsorge Verbands von Wohlfahrtsvereinen in Wien.

Sie setzte sich auch im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sowie in der Flüchtlingshilfe ein. Sie leitete die Israelitische Kinderbewahranstalt, zu deren Vorstand sie fast 60 Jahre zählte, war Ehrenpräsidentin des Israelitischen Mädchenwaisenhauses in Unterdöbling (19., Ruthgasse 21) und Großspenderin des Theresien-Kreuzer-Vereins zur Unterstützung armer israelitischer Schulkinder, der sich insbesondere an Mädchen richtete. Königswarter gehörte auch einem Komitee jüdischer Wiener Damen an, die sich für jüdische Flüchtlinge aus dem Osten einsetzten. Unter der Vorsitzenden Baronin Sophie von Todesco wurden für die Betroffenen der Pogrome in den 1880er Jahren in Rumänien Geld und Kleider gesammelt.

Charlotte von Königswarter war darüber hinaus Vizepräsidentin der Gesellschaft vom Roten Kreuz, Kuratorin des Rudolfinerhauses und eine bekannte Förderin von Literatur und Wissenschaft. Für ihr humanistisches Engagement wurde ihr 1898 der Elisabeth-Orden 2. Klasse verliehen. Sie wurde im Ehrengrab ihres Mannes Moritz Freiherr von Königswarter beigesetzt.

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, A1.7964/1929: Totenbeschaubefund, Grabanweisung: Königswarter Charlotte
  • Freiwillige Versteigerung von Gegenständen aus Silber, Porzellan, Glas, Bronzen, Mobiliar, Luster, Uhren, Orientalia, 1 Bösendorfer-Flügel, Gemälden usw. aus dem Besitz von weiland Frau Charlotte Baronin Königswarter, Wien in der Wohnung der Verstorbenen Wien, I., Babenbergerstraße 1: Versteigerung: Montag, den 28. Oktober 1929 (Auktionshaus Albert Kende, Wien), Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, A-75699
  • Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung: Brief an Paula Frankl von Hochwart, 1890, H.I.N.-73374; Visitenkarte an Gustav Pick, 1894, H.I.N.-163653, 1900, H.I.N.-163652; Brief an Gustav Pick, 1902, H.I.N.-163650; Brief an ... Schulz, 1909, H.I.N.-163651; Billett an Alfred Pick, 1921, H.I.N.-163655 und Kondolenz-Billett an Alfred Pick, 1921, H.I.N.-163654; Brief an Eduard von Bauernfeld o. J., H.I.N.-12427.

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 1740–1741
  • Elisabeth Malleier: Charlotte Königswarter. In: Liliths Verführung. Vergessene Berichte, Sagen und Geschichten zur Geschichte jüdischer Frauen aus Wien. Hg. von Gerald Grassl. Wien: Werkkreis Literatur der Arbeitswelt – Werkstatt Wien 2014, S. 160–163
  • Elisabet Torggler: Wohltätigkeit bürgerlicher jüdischer Frauen vor dem Ersten Weltkrieg. In: Geschlecht, Religion und Engagement: Die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum. 19. und frühes 20. Jahrhundert. Hg. von Margarete Grandner und Edith Saurer. Wien [u. a.]: Böhlau 2005, S. 57–77
  • Michaela Raggam-Blesch: Frauen zwischen den Fronten: Jüdinnen in feministischen, politischen und philanthropischen Bewegungen in Wien an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert. In: Geschlecht, Religion und Engagement: Die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum. 19. und frühes 20. Jahrhundert. Hg. von Margarete Grandner und Edith Saurer. Wien [u. a.]: Böhlau 2005, S. 25–55
  • Elisabeth Malleier: Jüdische Frauen in Wien (1816–1938): Wohlfahrt – Mädchenbildung – Frauenarbeit. Diss. Univ. Wien. Wien 2000
  • Chajim Bloch: Der Ursprung der freiherrlichen Familie Königswarter. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakei 1 (1932), S. 35–39
  • Charlotte von Königswarter: Zur Erinnerung an Chanuka in Wien im Kriegsjahr 1914. Wien: Weibliche Fürsorge/Dr. Alfred Stern 1914

Weblinks