Carl Schlimp

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Carl Schlimp (1834-1901)
Daten zur Person
Personenname Schlimp, Carl
Abweichende Namensform
Titel Ing., Kommerzialrat
Geschlecht männlich
PageID 9337
GND 129263834
Wikidata Q55385678
Geburtsdatum 13. Jänner 1834
Geburtsort Welletitz, Böhmen
Sterbedatum 5. Jänner 1901
Sterbeort Wien
Beruf Baumeister, Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 15.01.2021 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 16 F, Nummer 2
Bildname Carl Schlimp.jpg
Bildunterschrift Carl Schlimp (1834-1901)
  • 3., Strohgasse 24 (Sterbeadresse)
  • 1., Heßgasse 7 (Wirkungsadresse)
  • 1., Maysedergasse 4 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Carl Schlimp, * 13. Jänner 1834 Welletitz, Böhmen, † 5. Jänner 1901 Wien, Baumeister, Architekt

Biographie

Der älteste Sohn eines Landwirts studierte von 1850 bis 1852 am Prager Polytechnischen Institut Höhere Mathematik und Mechanik, danach setzte er seine Studien am Wiener Polytechnischen Institut (bei Josef Stummer von Traunfels Landbauwissenschaft, Wasser- und Straßenbau, bei Anton Schrötter-Kristelli Chemie und bei Franz Leydolt Mineralogie) fort und absolvierte 1854/1855 die Vorbereitungs- und Architekturschule an der Akademie der bildenden Künste. Dort waren Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg seine Lehrer. 1856 wurde Schlimp Assistent der Bauwissenschaft und Baubuchhaltung am Polytechnischen Institut bei Josef Stummer und unternahm eine Studienreise nach Italien. Da er seine berufliche Zukunft aber nicht im universitären Betrieb sah, arbeitete er zunächst für zwei Stadtbaumeisterbüros, wo er unter anderem Bauführer bei den Wohn- und Fabriksbauten der Firma Bösendorfer war.

1858 wechselte er zur Südbahngesellschaft. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins. Schlimp arbeitete an Bahnhofprojekten der Orientbahn mit, ab 1860 hatte er die Bauführung am Südbahnhof und den Stationen Hetzendorf, Atzgersdorf und Liesing (ca. 400 Detailpläne für sämtliche Hochbauten) inne. Ab 1865 war er als Mitarbeiter des Zentralbüros der Baudirektion mit den Hochbauten der Brennerbahn, dem Vorprojekt für den Umbau und die Vergrößerung des Bahnhofes Triest und verschiedenen Rekonstruktionsarbeiten befasst. 1968 wurde Schlimp Inspektor und Vorstand der Hochbauabteilung der Nordwestbahn und plante dort bis 1872 fast alle Hochbauten dieser Bahnlinie. Zu seinen größeren Bahnhofsbauten im Raum Wien gehörte der Bahnhof Jedlesee. Für den Nordwestbahnhof arbeitete er ein Projekt aus, erhielt jedoch nicht den Auftrag; hingegen errichtete er den Prager Nordwest-Bahnhof (1872-1875). 1868 gründete Schlimp mit seinem Bruder ein Tischler- und Schlosserunternehmen (1869 Errichtung einer Werkstätte in der Treustraße 74, heute Wien-Brigittenau), 1871 erwarb er die Baumeisterkonzession. 1872 trat er in die Dienste der Generalbauunternehmung der (1870 konzessionierten) Elbetalbahn, die eine Ergänzung zur Nordwestbahn darstellte. Als die Bauunternehmung den Auftrag zurücklegte, übernahm ihn Schlimp als selbständiger Unternehmer.

Neben seiner Tätigkeit für verschiedene Bahnlinien plante Schlimp auch Wohnbauten wie etwa 1865 den in der Sandwirtgasse 10 (Wien-Mariahilf). 1875/1876 baute er das Wohn- und Geschäftshaus des k. k. Hofwagenfabrikanten Jakob Lohner (9, Porzellangasse 2, Servitengasse 1), 1882-1884 auf einem ihm gehörenden Grundstück (9, Servitengasse 16-22, Hahngasse 25-25a) fünf Wohnhäuser, 1884/1885 für seine Familie das Wohnhaus 3, Strohgasse 24, 1887 das Wohn- und Geschäftshaus 1, Wipplingerstraße 15 und 1887 das Haus Wintergasse 11 (heute Wien-Brigittenau). 1879 entwarf Schlimp die Knaben- und Mädchen-Volksschule 6, Stumpergasse 56 (heute Institut für Höhere Studien) und 1879-1881 baute er das Gymnasium 6, Marchettigasse. Außerdem übernahm er 1887 den Bau des Wasserreservoirs auf dem Wienerberg.

1876 erwarb Schlimp als Teilhaber der Firma Hellwag & Comp. eine Klinkerfabrik in Schattau (Satov) in der Nähe von Znaim, die er ab 1879 in die "Erste Schattauer Kunstbasaltstein-, Chamotten- und Steinzeugwaaren Fabrik. C. Schlimp, vorm C. Hellwag und Comp." umwandelte. 1884 gründete er das Kaolinschlämmwerk in Winau (Unonov) bei Znaim. Ab 1888 widmete sich der Baumeister in erster Linie diesen beiden Firmen, die in verschiedenen Städten der Monarchie Filialen hatten und deren Erzeugnisse auf Ausstellungen und Messen mehrfach ausgezeichnet wurden. Anlässlich des 40jährigen Regierungsjubiläums von Franz Joseph stiftete Schlimp zwei Stipendien, eines für Schüler aus seinem Geburtsort Welletitz und eines für Studenten an der Fachschule für Ton-Industrie in Znaim. 1894 legte Carl Schlimp gemeinsam mit Leopold Nobis ein "Project für die Einwölbung des Wienflusses mit Klinker-Steinen" vor, in der er die Verwendung von Schattauer Klinker aus seiner Fabrik empfahl. In der Folge wurde er tatsächlich gemeinsam mit Eduard Skazil mit Arbeiten am linken Wienflussufer betraut.

Literatur

  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 3. Wien: Daberkow 1891
  • Mihály Kubinszky: Bahnhöfe in Österreich. Architektur und Geschichte. Wien: Slezak 1986, S. 35
  • Friedrich B. Polleroß: Notizen zur Biographie des Architekten und Bauunternehmers Carl Schlimp (1834-1901). In: Blätter für Technikgeschichte 39/40 (1977/1978), S. 65-79
  • Carl Schlimp / Leopold Nobis: Project für die Einwölbung des Wienflusses mit Klinker-Steinen. Wien: Selbstverlag 1894
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Carl Schlimp
  • Architektenlexikon: Carl Schlimp