Karl Kratzl (Komponist)

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Abschlussarbeit von Carl Kratzl am Wiener Konservatorium: eine drei­stim­mige Fuge über ein Thema aus der Graner Festmesse von Franz Liszt.
Daten zur Person

Für weitere Bedeutungen siehe Karl Kratzl (Begriffsklärung).

Karl (Carl) Kratzl, * 20. August 1852 Wien, † 24. Juli 1904 Wien, Komponist, Kapellmeister, Geiger.

Biografie

Karl Kratzl war der Sohn des Schriftmalermeisters Karl Kratzl und der Theresia Kratzl, geborene Strauss. Da schon früh sein musikalisches Talent auffiel, besuchte er ab 1865 das Konservatorium der Stadt Wien und lernte bei Hellmesberger Violine, bei Bruckner Kompositionslehre. Mit Bruckner verband ihn eine längere Freundschaft, er besuchte Kratzl immer wieder auf "ein Zigarrerl". Ab 1875 spielte Kratzl im Hofopernorchester und in der Hofkapelle, die er später auch dirigierte. Als Solist bereiste er England und Frankreich. Nach Wien zurückgekehrt, feierte er im Mai 1879 sein Debut als Dirigent der Kapelle C. M. Ziehrer bei Schwender’s Neue Welt in Hietzing und gründete sein eigenes Orchester, die Kapelle oder auch Concert-Capelle Carl Kratzl. Hier galt er neben Eduard Strauss und Philipp Fahrbach als der "dritte Große". In seinem Orchester übernahm er gelegentlich auch Soli auf der Violine. Er konzertierte auch häufig in Schwenders Colosseum und anderen Vergnügungsetablissements. Auf zahlreichen Hofbällen sorgte er als Kapellmeister für die Musik.

1883 wurde Kratzl provisorischer Chormeister des Rudolfsheimer Männergesangsvereins, zudem war er immer wieder zu Gast bei Liedertafeln und Veranstaltungen diverser Männergesangsvereine, häufig auch als Violinsolist. Mit Josef Modl gründete er den internationalen Artisten-Club "Die lustigen Ritter in Wien" und die Tischgesellschaft "Der Sautrog". 1888 wurde Karl Kratzl mit seiner Capelle ans Ronacher engagiert und blieb dort bis zu seinem Tod.

Unter seinen rund 500 Kompositionen befinden sich neben Wienerliedern, die er besonders liebte, beispielsweise "Mir hat amal vom Himmel tramt"; "Der Sautrog"; "Das Glück is a Vogerl" auch zahlreiche Ouvertüren, Salon- und Tanzstücke und Kammermusik. Sein Walzer "Der letzte Tropfen" (Les dernieres gouttes) wurde weltbekannt. Ein Musikzeitschrift verehrte ihm den Namen "Walzerprinz".[1]

Am 8. März 1881 hatte Kratzl die k.k. Rittmeister Tochter Gisela Klara Magdalena Schwarz (* 18.05.1862, † 06.11.1944) geheiratet. Das Paar hatte vier Kinder, Gisela Rosa (* 04.02.1883, † 27.08.1976), Carl/Karl Adolf Ludwig (* 16.05.1884, † 14.08.1951), Anton (* 12.01.1890, † 13.01.1890 – er starb nur einen Tag alt), und Anton (* 10.11.1891), dessen Taufpate Anton Ronacher, der Besitzer des berühmten Etablissements, war. Die Familie blieb auch vor weiteren Schicksalsschlägen nicht bewahrt. Kratzls Vater verstarb am 13. September 1893 unter tragischen Umständen bei einem Zimmerbrand, sein Onkel wurde von der Straßenbahn überfahren. Karl Kratzl selbst starb am 24. Juli 1904 an einer Blutvergiftung infolge eines Fliegenstichs. Er wurde am Zentralfriedhof begraben. Seine Grabsäule auf einem ehrenhalber gewidmeten Grab der Stadt Wien ziert ein Porträtmedaillon und der Anfangstext seines Liedes "Das Glück is a Vogerl".

Nach ihm wurde 1961 die Kratzlgasse benannt. Am Kolonitzplatz erinnert eine Gedenktafel an den Komponisten.

Ein musikalischer Nachlass, ein Splitternachlass sowie weitere Materialien befinden sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Sylvia Mattl-Wurm / Alfred Pfoser [Hrsg.]: "Wunschtraum unter den Bibliotheken, das Dorado aller Materialsuchenden" – 10 Jahre Wienbibliothek im Rathaus, Hrsg. Sylvia Mattl-Wurm/Alfred Pfoser, Wien Metro-Verlag 2016, S. 54 f.
  • Wienbibliothek: Neuerwerbung für die Musiksammlung. In: Rathauskorrespondenz, 14.05.2007 [Stand: 06.08.2024]
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 64
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling 1931, S. 167 ff.
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902


Karl Kratzl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Referenzen