Care-Pakete
Unter Care-Paketen verstand man Lebensmittelpakete aus den Vereinigten Staaten, die von der 1946 gegründeten Cooperative for American Remittances to Europe (C.A.R.E.) bis 1962 an Empfänger in zahlreichen europäischen Ländern gelangten. Diese gelangten auch in Wien zur Verteilung.
Die Unterstützungsaktion verfolgte das humanitäre Ziel, der europäischen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg zu helfen und Versorgungsengpässe in der Nachkriegs- und Besatzungszeit durch Spenden hochwertiger Lebensmittel zu überbrücken. Sie stand zudem mit dem US-amerikanischen Marshall-Plan in Verbindung. Care-Pakete wurden dabei sowohl für Kinder als auch für Erwachsene versandt.
Das Zentralbüro von C.A.R.E. in Wien (1., Schottenring 18) bestand bis 1958, in 7., Mentergasse 11 befand sich ein Verwaltungsbüro und von 1949-1955 eine weitere Ausgabestelle in 9., Strudlhofgasse 10.
Paketvergaben in der Nachkriegszeit
Kurz vor Weihnachten 1945 stellte die Post die ersten genormten ausländischen Hilfspakete zu, darunter auch die Care-Pakete. Diese enthielten Schmalz, Zucker, Mehl, Kaffee, Schokolade, Fleischkonserven und Zigaretten. Die erste Ausgabe größeren Ausmaßes in Wien begann im Juli 1946 mit der symbolischen Übergabe von zehn Paketen an Bundespräsident Karl Renner – der US-amerikanische Oberbefehlshaber Mark Clark überreichte diese im Namen von US-Präsident Harry S. Truman. 1948 spendeten zu Thanksgiving tausende amerikanische Familien, Österreichs Anteil machte 550 Pakete aus, die an Kinder- und Kindererholungsheime gingen. Aus diesem Anlass verlieh die Stadt Ehrenmedaillen an die Initiatoren und Initiatorinnen, darunter Oberst John Hynes und Major C. P. Murray von der österreichischen Care-Mission. Beide sollten 1950 bei der ersten Verleihung der Ehrenmedaille der Stadt Wien erneut bedacht werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Leitung von Hynes an Murray übergegangen. Hynes verließ Wien im Oktober 1950. Im September 1951 benannte die Stadt Wien zum Dank für die langjährige Unterstützung einen neuen Kindergarten im 13. Bezirk "CARE-Kindergarten".
Im Mai 1948 langten gleich zwei Lieferungen ein, darunter die bisher größte: Ein Radio-Wettbewerb in den USA hatte Care-Pakete für notleidende europäische Kinder finanziert, 2500 davon gingen nach Wien. Damit war im Sommer 1948 bereits eine halbe Million Care-Pakete im Wert von über fünf Millionen Dollar eingelangt, finanziert durch Spenden-Aktionen und die Österreichhilfe der Vereinten Nationen. Davon profitierten vor allem Alte, Kinder und Tuberkulose-Kranke. Auch danach wurde das Programm weitergeführt, und noch Anfang Jänner 1955 erreichten fast 28.000 US-amerikanische Care-Pakete als verspätetes Weihnachtsgeschenk die Stadt – das waren 10 Waggon-Ladungen.
Ausgabe von CARE-Paketen an tuberkulose-gefährdete Kinder durch die schwedische Hilfsaktion "Rädda Barnen", 5. Juli 1948
Schüleressen, anlässlich einer Spende der CARE-Mission und aus der Mennonitenspende, 23.03.1949
Quellen
- Rathauskorrespondenz vom Dezember 1945, Juli 1946, Jänner 1948, Mai 1948, Juni 1948, Mai 1949, Jänner 1950, Oktober 1950, September 1951, Jänner 1955
Literatur
- Gustav Bihl, Gerhard Meißl, Lutz Musner: Vom Kriegsende 1945 bis zur Gegenwart. In: Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 3: Von 1790 bis zur Gegenwart. Hg. Von Peter Csendes, Ferdinand Opll. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2006, S. 545-815, hier: 560 ff., 667
- Rolf M. Urrisk-Obertynski: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt. Band 6: Die vier Alliierten 1945-1955. Graz: Weishaupt 2015