Bertha Pappenheim

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Daten zur Person
Personenname Pappenheim, Bertha
Abweichende Namensform Anna O.
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 360023
GND 118816292
Wikidata Q61178
Geburtsdatum 27. Februar 1859
Geburtsort Wien
Sterbedatum 28. Mai 1936
Sterbeort Neu-Isenburg
Beruf Frauenrechtsaktivistin, Sozialarbeiterin, Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frauenbewegung
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Hauptfriedhof Frankfurt am Main
Grabstelle
  • 9., Liechtensteinstraße 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes (1904, bis: 1924)
  • Vorstandsmitglied des Bundes deutscher Frauenvereine (1914, bis: 1924)
  • Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes (1933, bis: 1934)

Bertha Pappenheim, * 27. Februar 1859 Wien, † 28. Mai 1936 Neu-Isenburg (bei Frankfurt/Main), Frauenrechtsaktivistin, Sozialarbeiterin, Schriftstellerin.

Biografie

Die Tochter des jüdisch-orthodoxen Getreidehändlers Siegmund Pappenheim und dessen Ehefrau Recha, die aus der Frankfurter Bankiersfamilie Goldschmidt stammte, besuchte eine katholische Privatschule und erhielt bis 16 die Ausbildung einer "höheren Tochter". Die überdurchschnittlich begabte junge Frau litt unter ihrem monotonen Alltag und flüchtete zunehmend in Tagträume, die sie selbst als "Privattheater" beschrieb. Während der Pflege ihres unheilbar kranken Vaters entwickelte sie Symptome von Lähmungen, Sehstörungen sowie Angstzuständen, weshalb sie vom Arzt Josef Breuer behandelt wurde. Dieser diagnostizierte "Hysterie" und behandelte sie mit Hypnose und Gesprächstherapie "kathartische Methode"), eine Methode, an die von der Patientin mitentworfen worden sein soll und von Sigmund Freud zur Psychoanalyse weiterentwickelt wurde. Pappenheim wurde als "Anna O." in Freuds und Breuers gemeinsamen "Studien zur Hysterie" (1895) berühmt.

Zwischen mehreren, bis 1888 dauernden Sanatoriumsaufenthalten verbrachte Pappenheim einige Zeit bei Verwandten in Karlsruhe, wo sie 1887 einen Krankenpflegekurs besuchte. Eine Freundin in Karlsruhe ermutigte sie, ihren schriftstellerischen Neigungen nachzugehen. Schon bald erschien das erste Werk, "Kleine Geschichten für Kinder" (1888). Es folgten Gedichte, Dramen und Erzählungen sowie Übersetzungen aus dem Jiddischen und Englischen (etwa Mary Wollstonecrafts "Verteidigung für die Rechte der Frauen", 1899). 1888 übersiedelte die junge Frau mit ihrer Mutter in deren Geburtsstadt Frankfurt, wo sie sich in der jüdischen Wohlfahrt zu engagieren begann. Durch ihre soziale Tätigkeit setzte sie sich zunehmend auch mit der Rolle der jüdischen Frau auseinander.

Auf Bertha Pappenheim geht die Gründung verschiedener Institutionen zurück, darunter 1902 der Verein "Weibliche Fürsorge" zur Professionalisierung jüdischer weiblicher Sozialarbeit oder 1904 der "Jüdische Frauenbund" zur Stärkung der Identität der jüdischen Frau. Letzteren leitete sie 20 Jahre lang. Ein besonderes Anliegen war ihr der Kampf gegen Mädchenhandel und Prostitution, die sie auf soziale Not und mangelnde Bildung zurückführte. Auf Reisen in die jüdischen Siedlungsgebiete Osteuropas verschaffte sie sich einen Überblick und hielt das Ergebnis ihrer Studien in mehreren Publikationen fest, darunter "Sisyphus - gegen den Mädchenhandel".

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte die Sozialpionierin ihre Tätigkeit fort und leitete das 1907 von ihr begründete Wohnheim für gefährdete jüdische Mädchen und ledige Mütter in Neu-Isenburg bei Frankfurt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 konnte sie einige Insassen im Ausland in Sicherheit bringen. 1936 wurde die an Krebs erkrankte Bertha Pappenheim von der Gestapo wegen einer angeblichen regimekritischen Äußerung einer Heimbewohnerin verhört und erholte sich von der Vernehmung nicht mehr. Sie starb bald darauf in ihrer Wohnung nahe dem von ihr aufgebauten Heim, das im Zuge des Novemberpogroms 1938 niedergebrannt wurde. Viele der Insassinnen kamen später in Konzentrationslagern ums Leben.

2007 wurde am Haus Liechtensteinstraße 2 eine Gedenktafel in Erinnerung an Bertha Pappenheim angebracht.

Quellen

Literatur

  • Marianne Brentzel: Sigmund Freuds Anna O. Das Leben der Bertha Pappenheim. Leipzig: Reclam 2004
  • Gudrun Wolfgruber [Hg.]: Bertha Pappenheim. Soziale Arbeit, Frauenbewegung, Religion. Wien: Löcker 2015
  • Ellen M. Jensen: Streifzüge durch das Leben von Anna O./Bertha Pappenheim. Ein Fall für die Psychiatrie - Ein Leben für die Philanthropie. Dreieich: ztv-Verlag 1984

Weblinks