Banntaiding
Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit fanden in allen Landgemeinden Österreichs (nicht aber in den Städten) periodisch (meist dreimal jährlich) die Banntaidinge statt. Dies waren Versammlungen der gesamten Bevölkerung und des Inhabers der Herrschaft (bzw. seines Vertreters), bei denen mit der Feststellung, „was rechtens war", das in der Gemeinde geltende Gewohnheitsrecht in Verwaltung, Wirtschaft und Justiz durch Aussagen älterer, glaubwürdiger Bewohner bestätigt wurde; solche Bestätigungen nannte man „Weistum"; ab dem 14. Jahrhundert wurde die schriftlichen Aufzeichnung der Weistümer in sogenannten Banntaidingsbüchern üblich (da die Rechtssatzungen von kundigen Angehörigen der Rechtsgemeinschaft immer wieder „gewiesen", das heißt zitiert wurden, bürgerte sich der Ausdruck „Weistum" ein); an der Aufzeichnung hatte auch der Herrschaftsinhaber, der als Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit in seiner Patrimonialherrschaft die Rechte am Dorf und die Pflichten seiner Untertanen fixiert sehen wollte, Interesse. Der „Bann" bei den Weistümern bestand im allgemeinen Friedensangebot und in Sanktionen für unentschuldigtes Fernbleiben. Auf den Banntaidingen wurden auch Entscheidungen und Urteile in anhängigen Verfahren gefällt. Aus dem Oberen und Unteren Werd (Banntaiding im Werd) sowie zahlreichen Dörfern rund um Wien, die erst wesentlich später eingemeindet wurden (beispielsweise Gumpendorf, Matzleinsdorf und Penzing), haben sich Banntaidingsbücher und schriftlichen Weistümer erhalten.
Literatur
- Gustav Winter [Hg.]: Niederösterreichische Weistümer. 3 Bände. Innsbruck: Wagner 1886-1913
- Peter Csendes: Die Weistumshandschriften des Archivs der Stadt und des Landes Wien. In: Wiener Kulturnotizen 17 (1970)
- Drei Jahrhunderte Straßenverkehr in Wien. Gemeinsame Ausstellung des Archivs und des historischen Museums der Stadt Wien; November 1961 bis Februar 1962. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1961 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 8), S. 27 f.
- Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien. Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1965 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15), S. 27 ff.
- Wien in Mittelalter. 41. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz, 18. Dezember 1975 bis 18. April 1976. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1975 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 41), S. 88
