Arena (Verein)

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Arena-Besetzung. Mit auf der Bühne Willi Resetarits (2.v.l.) von der Band "die Schmetterlinge" (1976)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1970
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 27095
GND
WikidataID
Objektbezug 1945 bis heute
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 29.04.2022 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Arena Resetarits.jpg
Bildunterschrift Arena-Besetzung. Mit auf der Bühne Willi Resetarits (2.v.l.) von der Band "die Schmetterlinge" (1976)
  • 3., Baumgasse 80

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48° 11' 16.18" N, 16° 24' 46.33" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Für Arena als Bezeichnung eines Fußballstadions siehe Stadien.

Arena (3, St. Marx, Auslandsschlachthof)'. Seit 1970 gab es im Rahmen der Wiener Festwochen als Kontrapunkt zum hochkulturell geprägten Hauptprogramm eine alternative Veranstaltungsschiene mit dem Namen Arena. Ursprünglich im 20er Haus beheimatet, gastierte diese Programmschiene, die mit unorthodoxen Veranstaltungsformaten neue Publikumsschichten ansprechen sollte, im Jahr 1975 erstmals am Gelände des im Eigentum der Gemeinde Wien stehenden und zum Abriss bestimmten Auslandsschlachthof).

1976 fand die Arena erneut hier statt; nach der Schlussveranstaltung am 27. Juni 1976 – aufgeführt wurde ein Protest-Musical der Gruppe Misthaufen, in dem es um den Kampf gegen das Projekt einer Schnellstraße durch das Areal des Naschmarkts ging – blieben viele BesucherInnen in der Halle und forderten eine permanente Arena. Am selben Nachmittag fand am Naschmarkt ein „Anti-Schleifer-Fest" statt; nach Auftritten der Schmetterlinge und der Kabarett-Gruppe Keif wurde dort zur Rettung des Schlachthofs aufgerufen. Mehrere Hundert BesucherInnen brachen darauf hin spontan nach St. Marx auf; noch in derselben Nacht wurde das 70.000m2 große Areal des Auslandsschlachthofs) für besetzt erklärt.

Die Arena-BesetzerInnen – ein Bündnis von Intellektuellen, KünstlerInnen und Jugendlichen mit Wunsch nach mehr Freizeitmöglichkeiten – stellten vier zentrale Forderungen an die Gemeinde Wien: die Verhinderung des Abbruchs des Auslandsschlachthofs, die Schaffung eines ganzjährigen Kulturzentrums auf dem Gelände, die Selbstverwaltung dieses Zentrums sowie die Übernahme der Betriebskosten durch die Gemeinde Wien. Das besetzte Areal, das mit mehreren großen Hallen, kleineren Gebäuden, Straßen, Plätzen, Wiesen und Brachflächen vielseitige Nutzungsmöglichkeiten bot, wurde in den nächsten drei Monaten zum Ort, an dem ein neues Kulturverständnis und die Utopie eines „freien Lebens“ gelebt wurde. Gratiskonzerte, Lesungen, Theateraufführungen, Ausstellungen und Diskussionen lockten vor allem in den ersten Wochen tausende BesucherInnen nach St. Marx; die Schmetterlinge und fast alle bekannten Folk- und RockmusikerInnen der Stadt traten hier auf, prominente AutorInnen wie Mira Lobe oder Peter Turrini wirkten mit, und auch internationale Stars wie Leonhard Cohen kamen zu Solidaritätsauftritten vorbei. Später verlagerte sich der Fokus zunehmend auf das soziale und politische Experiment – die Arena fungierte nicht zuletzt als wichtiger Freiraum für Angehörige von sozial marginalisierten Gruppen wie Obdachlose, aus Heimen geflohene Jugendliche, Drogenabhängige oder Haftentlassene, was immer wieder auch für Konflikte sorgte.

Die Verhandlungen mit der Gemeinde Wien, die den BesetzerInnen alternative Orte in der Stadt vorschlug – Orte, die aus der Sicht der BesetzerInnen nicht annähernd über die Größe und Qualität der Arena verfügten – führten zu keinem Ergebnis. Am 27. September 1976 beschloss der Wiener Gemeinderat den Verkauf des Geländes. Am 6. Oktober beschlossen die BesetzerInnen, das Gelände friedlich zu räumen; am 12. Oktober 1976 begann der Abriss des Auslandsschlachthofs.

Ein kleiner Kreis der Arena-BesetzerInnen nahm im Herbst 1976 das Angebot der Gemeinde Wien an, in den benachbarten Inlandsschlachthof zu übersiedeln. Die Arena Wien, bis heute in Selbstverwaltung organisiert, konnte das ursprüngliche weit umfassender konzipierte Kulturzentrumsmodell nicht fortführen, wurde jedoch zu einem wichtigen Konzertveranstaltungsort.

Literatur

  • Wespennest, Arena -Dokumentation, Nummer 23/1976
  • Gertrude Fröhlich-Sandner: Heißer Sommer '76. In: Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt. Wien: Wiener Tourismusverband 3/1977, S. I ff.
  • Günther Feuerstein, Jeff Bernard: Arena ist überall -Arena forever. In: Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt. Wien: Wiener Tourismusverband 3/1977, S. V ff.
  • Ein heißer Sommer kommt selten allein. In: Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt. Wien: Wiener Tourismusverband 5/ 1977, S. IX ff.
  • Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 482.
  • "Aufbruch zu einer neuen Kultur". Arena, Schlachthof St. Marx; "Versprochen und nicht gehalten". Inlandsarena. In: Martina Nußbaumer/Werner Michael Schwarz (Hg.): Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern (Ausstellungskatalog Wien Museum, 381). Wien: Czernin Verlag 2012, S. 228-233.
  • Leonhard Weidinger, Arena forever - einen Sommer lang. In: In: Martina Nußbaumer/Werner Michael Schwarz [Hg.]: Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern (Sonderausstellung des Wien Museums, 381). Wien: Czernin Verlag 2012, S. 96-101.