Apollo-Theater

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Apollotheater, Ansichtskarte, um 1904
Daten zur Organisation
Art der Organisation Theater
Datum von 1904
Datum bis 1929
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 62341
GND 415923-8
WikidataID Q618966
Objektbezug Theater, Apollokino
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 15.05.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Apollotheater Wien Museum 185533 1-2.jpg
Bildunterschrift Apollotheater, Ansichtskarte, um 1904
  • 6., Gumpendorfer Straße 63
  • 6., Kaunitzgasse 2-4

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48° 11' 50.26" N, 16° 21' 13.15" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Apollotheater (6., Gumpendorfer Straße 63, Kaunitzgasse 2-4), eröffnet am 1. September 1904, erbaut nach Plänen von Eduard Prandl. Das Objekt vereinigte ein Vergnügungsetablissement (ursprünglich Varietétheater, das dem Ronacher in der Stadt Konkurrenz machte), ein Hotel und drei Miethäuser (Kaunitzgasse). Der Produktionssaal ist von Wohntrakten umgeben und teilweise überbaut.

Apollotheater und Esterhazypark, Ansichtskarte, um 1904

Die bauliche Gestaltung des Apollotheaters

Das alte Apollotheater als Varieté war ein bauliches und auch baurechtliches Kuriosum, das großteils nur durch die vielen Theaterbau-Übergangsregelungen nach dem Ringtheaterbrand 1881 bis hin zur einheitlichen Neuordnung 1911 entstehen konnte. Bereits 1911 galt das Apollo baurechtlich als "Altbestand", obwohl erst 1904 eröffnet. Im Vergleich zu einem "Volltheater" war die Bühne sowohl technisch als auch räumlich bescheidener ausgestattet. Möglicherweise lag das daran, dass in dieser Zeit für das Varieté nicht der gleiche technische Aufwand benötigt wurde wie später in den Revuehäusern und Theatern der Zwischenkriegszeit.

So hatte das Bühnenhaus einen Schnürboden, aber keine Unterbühne wie im Volltheater, das heißt einer Unterbühne mit seit der Barockzeit üblicher technischer Ausstattung mit Freifahrten, Kulissenwagen und Versenkungen beziehungsweise auf dem Asphaleia-System basierend mit modernen Hubpodien.

Raucherlaubnis und Restaurantbetrieb im Zuschauerraum waren die Eckpfeiler eines jeden (kontinentalen) Varietés zur damaligen Zeit; dafür entfielen aber auch die Anlagen von Rauchsalons, die im Volltheater verbindlich vorgeschriebenen Saalumgänge und ausgedehnte Pausenfoyers, da sich der Zuschauer die meiste Zeit im Saal befand. Aus diesem Grund waren die Toiletten des Saalparterres nur direkt aus dem Zuschauerraum erreichbar. Die Notausgänge aus den Toiletten in die Wohnhausstiegenhäuser 1 wurden hingegen erst 1911 auf Drängen der Behörden angelegt.

Das Grundstück des Apollos liegt inmitten eines komplexen Höhenverlaufs: Während die Gumpendorfer Straße entlang des Apollos 50 Zentimeter im Höhenverlauf ansteigt, ist allein die circa 8 Meter lange Vorderfront des Haupteinganges Richtung Kaunitzgasse rund 50 Zentimeter bergab geneigt, die Kaunitzgasse fällt hier überhaupt bis zu 3,60 Meter ab. Dazwischen sollte nach Wiener Veranstaltungsstättengesetz ein möglichst auf Gehsteigniveau liegender Veranstaltungssaal liegen. Eduard Prandl aber legte das Fußbodenniveau des ebenen Theatersaales um rund 95 Zentimeter tiefer als das Gehsteigniveau auf Höhe des Kaffeehauses Gumpendorfer Straße; damit lag der Saal in der Kaunitzgasse wiederum run 1,95 Meter über dem dortigen Gehsteigniveau. Dadurch lag der Varietésaal mindestens 45cm tiefer als das Eingangsvestibül des Haupteinganges.

Der Varietésaal war mit ursprünglich 1.594 Plätzen und seinen beiden Rängen optisch dem Saal des Volkstheaters nachempfunden, in den räumlichen Dimensionen von der Saaltiefe her aber um nur 2,80 Meter kleiner als der Saal der Wiener Volksoper.

Von Beginn an problematisch waren die Notausgänge des Apollotheaters. Richtung Gumpendorfer Straße war einerseits eine Höhendistanz von 95 Zentimetern mit nur vier Einzelstufen als Notausgang aus dem tiefer liegenden Saalparterre auf das Straßenniveau der Gumpendorfer Straße und andererseits ein Kaffehaus mit frei beweglicher Möblierung zu überwinden. Auf der Seite Kaunitzgasse mündeten zwei seitliche Notausgangstüren in der Dimension je einer Zimmertür in einen 1,50 Meter breiten Wohnhausflur der Direktion, beziehungsweise direkt in das Wohnhausstiegenhaus 1 mit ebenso breiter Stiege. Durch diese beiden Notausstiege sollte im Notfall das halbe, auf 425 Personen angelegte Saalparterre evakuiert werden. Die heutige Bauordnung verlangt bereits für 300 Personen eine Mindestdurchgangsbreite von 2,20 Metern.

Die Erschließung der Proszeniumslogen erfolgte entweder durch das Saalparterre über jeweils eine 1,20 Meter breite Wendeltreppe (welche eigentlich als Servierstiege für das Kellnerpersonal diente) oder über die beidseitigen Wohnhausstiegenhäuser 2, die jedoch ab 1911 die Behörden nur noch als Notausgang duldeten.

Im Souterrain entlang der Gumpendorfer Straße befand sich der "Biertunnel", ab 1923 auch unter der Bezeichnung "Apollo-Kabarett". Diese Räumlichkeiten werden heute als Saal 7 verwendet. Darüber gab es im Erdgeschoß das "Apollo Kaffeehaus", welches bis 1929 auch als zweiter großer Pausenraum für das Varietétheater fungierte und gleichzeitig neben einem Seiteneingang für Prominente ins Theater führte, aber auch als Durchgangsraum für die Notausgänge des Theatersaales zur Gumpendorfer Straße fungierte. Dieser Bereich wird heute (Stand 2020) von den Seitenausgängen zur Gumpendorfer Straße, dem Behinderten-WC für Saal 1, einer internen Stiegenanlage und dem bescheidenen Rest eines Gastronomielokales eingenommen.

Der Varietébetrieb bis zum Tod Ben Tiebers

Das Etablissement (eine Varieté-, seit dem Ersten Weltkrieg auch Operettenbühne) stand zu Beginn unter der Leitung von Ben Tieber (der Otto Wagners erste Villa in 14., Hüttelbergstraße 26, erwarb und bewohnte). Bis zum Ersten Weltkrieg gastierten hier zahlreiche international berühmte Künstler (Mata Hari, Rastelli, Grock, Charlie Chaplin, Hellseher Hanussen).

Nach dem Tod Tiebers (1925) übernahm Viktor Eckhardt, der Vater des 1907 in Linz geborenen späteren Wiener Publikumslieblings Fritz Eckhardt, die Direktion des Hauses. Doch das Apollotheater war der Konkurrenz des Kinos nicht mehr gewachsen, dazu kamen immense ausstehende Steuerschulden (Lustbarkeitsabgabe, Vergnügungssteuer) gegenüber der Stadt Wien, die von den minderjährigen Erben zu zahlen waren. Dies nahm die Stadt Wien zum Anlass, um sich das Kino 1928 über die Kiba anzueignen. Erste Akten zur Umwandlung des Theaters in ein "Kino und ein Saaltheater" finden sich aus dem Winter 1928, wobei aus den Akten des Wiener Stadt- und Landesarchivs deutlich wird, dass in den Räumen des damaligen "Varieté Theaters" bereits 1904 eine Kinematographen-Anlage errichtet wurde. Ab 1929 wurde das ehemalige Apollo Varieté Theater als "Kiba-Kino" Apollokino betrieben.

Siehe auch: Apollokino

Schauspielerinnen und Schauspieler

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 5 Einträge von Personen, die im Apollo-Theater engagiert waren.

BildNameBerufGeburtsdatumSterbedatum
Mizzi Günther-PawlowskiSängerin
Schauspielerin
21 März 187918 März 1961
Robert NästlbergerSchauspieler
Librettist
Regisseur
Tänzer
Sänger
9 Dezember 18869 Juni 1942
Richard WaldemarSchauspieler3 Mai 186927 Dezember 1946
Cissykraner.jpgHugo WienerKomponist
Pianist
Schriftsteller
Librettist
16 Februar 190414 Mai 1993
Mizzizwerenzportrait.jpgMizzi ZwerenzOperettensoubrette
Schauspielerin
Sängerin
13 Juli 187614 Juni 1947

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 187
  • Felix Czeike: VI. Mariahilf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 6), S. 17
  • Festschrift der Apollo Kino- und Theater Ges.m.b.H. Herau
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 341sgegeben anlässlich des 50jährigen Bestandes des "Apollo"-Theaters und zeugleich des 25jährigen Bestehens dieses Hauses als Film-Premierentheater. Wien: Eigenverlag 1954
  • Sabine Claudia Tanner: Vom Varieté zum Kino. Die Geschichte des Wiener "Apollo"-Varietés von 1903 bis 1929. In: Wiener Geschichtsblätter 62 (2007), S. 1-27
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 465
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 197 f., 270