Anton Pilgram (Baumeister)

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Meister Anton Pilgram, Portrait am Ansatz des Orgelfußes im Stephansdom, 1823
Daten zur Person
Personenname Pilgram, Anton
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 15276
GND 118792199
Wikidata Q592841
Geburtsdatum 1460 JL
Geburtsort Brünn
Sterbedatum 1515 JL
Sterbeort Wien
Beruf Baumeister, Steinmetz, Bildhauer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 22.02.2024 durch WIEN1.lanm09mer
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansfreithof
Grabstelle
Bildname Anton Pilgram Orgelbalkonfuß.jpg
Bildunterschrift Meister Anton Pilgram, Portrait am Ansatz des Orgelfußes im Stephansdom, 1823

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

"Fenstergucker" am Kanzelfuß, zugeschriebenes Selbstportrait Anton Pilgrams

Pilgram Anton, * um 1450-1460 Brünn (?), † zwischen Juli und September 1515 Wien (vermutlich Stephansfreithof), Baumeister, Steinmetz, Bildhauer, Gattin Dorothea. Vielleicht verwandt mit dem 1499-1510 als Hausbesitzer in Brünn nachweisbaren Tuchmacher Hans Pilgram; wird in zeitgenössischen Quellen stets als „Meister Anton, der Steinmetz" bezeichnet (der Zuname Pilgram nur in den aus dem 17. Jahrhundert stammenden Wiener „Meistertafeln" und in der Inschrift von 1513 unter dem Orgelfuß von St. Stephan ("M[eister] A[nton] P[ilgram]"). Zugeschriebene Frühwerke lassen eine Tätigkeit in Heilbronn, Öhringen, Rottweil und Wimpfen/Neckar erschließen (etwa zwischen 1482/1485 und 1500). Ab 1502 besaß er bis zu seinem Tod ein Haus in Brünn (Mensergasse). 1502-1510 baute er in Brünn (Rathausportal, Jakobskirche, Stadttor). Ende 1510 wurde er aufgrund seiner Bewerbung vom Wiener Rat (vielleicht durch Vermittlung des ebenfalls aus Brünn stammenden Wiener Ratsbürgers und Baumeisters Hans Tscherte) mit der Schaffung eines "Orgelfußes" (steinerne Tribüne für eine Orgel über dem Peter- und Paul-Altar) im Stephansdom betraut (Fertigstellung samt seiner Bildnisbüste laut Inschrift 1513), worauf der Steinmetz Jörg Öchsel, der diesen Auftrag schon vorher erhalten hatte, sein Amt als Dombaumeister niederlegte und auch in dieser Funktion 1511 durch Pilgram ersetzt wurde. Da die Verdrängung eines Kollegen von einem Auftrag einen schweren Verstoß gegen die Statuten der Steinmetzbruderschaft darstellte, wurde Pilgram von dieser boykottiert und die Bruderschaftskasse nicht ihm, sondern Michael Tichter eingeantwortet. Der Konflikt wurde schließlich von der niederösterreichischen Regierung 1513 dahingehend entschieden, dass Pilgram Dombaumeister blieb, den Vorsitz in der Bruderschaft aber erst nach Jahresfrist übernehmen sollte, sofern er keinen neuen Anlass zum Streit gegeben habe. 1513 trat Pilgram samt seiner Gattin und seiner Schwiegermutter der Fronleichnamsbruderschaft zu St. Stephan bei (sie wohnten nachweislich in der Dombauhütte). Dass die im Mai 1514 begonnenen Reparaturarbeiten am Stephansturm nicht von Pilgram, sondern von seinem Polier und späteren Nachfolger Gregor Hauser geleitet wurden, deutet an, dass Pilgram damals schon krank oder altersschwach war. Die ihm bisher zugeschriebene steinerne Kanzel im Dom ist nach jüngsten Forschungen nicht erst um 1514/1515, sondern vielleicht schon um 1490/1500 (jedenfalls vor dem Orgelfuß) entstanden, womit Pilgrams Autorschaft anzuzweifeln wäre. Nicht gesichert ist auch die bisher angenommene Gestaltung der einstigen Durchfahrt vom Hof des niederösterreichischen Landhauses zum Minoritenplatz (heute Kapelle) durch Pilgram, denn für diese 1513 begonnene Arbeit scheint in Rechnungen der Steinmetz Hans Traubinger auf.

Literatur

  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Karl Oettinger: Anton Pilgram und die Bildhauer von St. Stephan. Wien: Herold 1951
  • Richard Perger: Die Baumeister des Wiener Stephansdomes im Spätmittelalter. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 23 (1970), S, 66 ff.
  • Richard Perger: Quellen zur Wiener Stadtgeschichte im Archiv der Stadt Brünn. In: Wiener Geschichtsblätter 30. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1975, S. 327 ff.
  • Richard Perger: Neues über Anton Pilgram. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 46. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 1992, S. 1 ff.
  • Arthur Saliger: Zur Frage der künstlerischen Autorschaft der Kanzel im Stephansdom in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 47. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1992, S. 181 ff.