Antiquariat Burgverlag

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 24. November 1922
Datum bis 10. September 1935
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 71050
GND 10183751-3
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
  • 8., Josefstädter Straße 23

Frühere Adressierung
  • Burgverlag Richter und Zöllner (1920, bis: 1922)
  • Burgverlag Ferdinand Zöllner (1922, bis: 1925)
  • Burgverlag Recht & Schmieger (1925, bis: 1926)
  • Burgverlag Adolf Schmieger (1926)

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48° 12' 33.61" N, 16° 21' 3.17" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Antiquariat Burgverlag. Der "Burgverlag Richter und Zöllner", wie das Unternehmen in seiner ersten Rechtsform hieß, wurde am 15. Jänner 1920 in Wien gegründet. Rund zwei Monate später stellte man die Bildmarke "Burg" als erstes von mehreren Signets unter rechtlichen Schutz. Die Eintragung ins Wiener Handelsregister erfolgte allerdings erst am 24. November 1922, Betriebsgegenstand war demnach der Verlags- und Versandbuchhandel mit Ausschluss des offenen Ladenverkehrs.

Anlässlich der handelsgerichtlichen Protokollierung schied einer der beiden bisherigen Gesellschafter, Karl Richter, aus der Firma aus. Zurück blieb der Antiquariatsbuchhändler Ferdinand Zöllner als Alleininhaber der Einzelfirma "Burgverlag Ferdinand Zöllner". Als stiller Teilhaber fungierte der nicht im Handelsregister aufscheinende Schriftsteller Bruno Brehm. Ferdinand Zöllner führte den Verlag bis Juli 1925 allein weiter, anschließend erwarben der Münchner Kunsthändler und Verleger Oscar Camillo Recht und der Schriftsteller und Lokalhistoriker Adolf Schmieger das Unternehmen. Am 28. August 1925 wurde der "Burgverlag Ferdinand Zöllner" aus dem Handelsregister gelöscht und als Nachfolgefirma "Burgverlag Recht & Schmieger" erneut eingetragen.

Wirtschaftlich ging es von da an mit dem Verlag bergab. Hatte Ferdinand Zöllner vor der Übernahme des Betriebs noch von Schulden in Höhe von 200 Millionen Kronen gesprochen, entpuppten sich diese bald als doppelt so hoch. Vor allem in Wien wirkte sich zudem die schlechte Wirtschaftslage auf den Buchhandel und damit auch auf das Verlagsgeschäft aus. Bücher wurden für die breiten Massen zum Luxusartikel und selbst große Verlage wie die Wiener Literarische Anstalt oder der Rikola-Konzern mussten ihren Betrieb einstellen.

Im Frühjahr 1926 – gerade war die letzte Publikation erschienen – schied der Gesellschafter Oscar Camillo Recht aus dem Unternehmen aus. Zum letzten Mal wurde am 16. April 1926 der Firmenwortlaut in "Burgverlag Adolf Schmieger" geändert. Da Recht allerdings nicht die Einlage einbrachte, zu der er sich verpflichtet hatte, musste Schmieger aufgrund von Krediteinstellungen, Klagen und Exekutionsführungen schon nach wenigen Wochen den Ausgleich anmelden.

Drei Monate nach Eröffnung des Ausgleichsverfahrens beim Handelsgericht Wien zog der Verlag seinen Ausgleichsantrag aufgrund unzureichender Mittel zurück. Im Juli 1926 beantragte schließlich ein Hauptgläubiger beim Handelsgericht die Eröffnung des Konkursverfahrens über die Firma "Burgverlag Adolf Schmieger", aber weitere Schritte folgten zunächst nicht. Adolf Schmieger, der in der Folge als selbständiger Buchvertreter und Lektor des Verlags für Kulturforschung für dessen "Sittengeschichte der Kulturwelt und ihrer Entwicklung in Einzeldarstellungen" Beiträge lieferte, starb am 12. August 1929 im Alter von nur 46 Jahren. Doch erst am 18. Juni 1935 wurde das Konkursverfahren mangels Kostendeckung aufgehoben. Gut neun Jahre nach dem Ende des Burgverlags, am 10. September 1935, erfolgte schließlich die Löschung des Unternehmens aus dem Handelsregister.

Die Verlagsgeschichte diente gleich zwei Autoren als Vorlage für eine literarische Verwertung. Unter dem Pseudonym Bruno Clemens veröffentlichte der stille Teilhaber Bruno Brehm 1925 im Burgverlag den Roman "Der Sturm auf den Verlag". Brehms erste Buchveröffentlichung stellte eine humoristische Abrechnung mit seiner tragikomischen Erfahrung als Pseudoverleger dar und richtete sich gegen jene Art von Büchern, die der Burgverlag um 1924 zu publizieren pflegte: Viennensia und Schriften von universitätsnahen Institutionen.

Josef Weinheber wiederum, der im Burgverlag seinen ersten Roman "Das Waisenhaus" (1925) und seinen zweiten Lyrikband "Von beiden Ufern" (1923) veröffentlicht hatte, widmete sich dem Verlag aus der Sicht des Autors. Die Erstveröffentlichung von Weinhebers Roman "Der Nachwuchs" erschien ab Jänner 1928 in Fortsetzungen und gekürzter Fassung in der vom Krystall-Verlag herausgegebenen Monatsschrift "Der neue Pflug", später trug der Roman den Titel "Paradies der Philister".

Produktion

Die Produktion des Burgverlags umfasste in den Jahren 1921 bis 1926 etwa 32 Titel, davon verzeichnete man 1924 mit zwölf Büchern den höchsten Ausstoß. Ein Schwerpunkt lag auf "Wienerischem" und Heimatbüchern. Allein von Rudolf Stürzer kamen sechs Titel heraus, so etwa "Die Lamplgasse" (1921) oder "Schwankende Gestalten" (1926), das letzte Werk des Verlags. Auch Alfred Gerstenbrand ist in diesem Zusammenhang zu nennen, beispielsweise mit "Aus dem halbvergangenen Wien" (1921) oder "Die Leut vom 22er Haus" (1922). Die übrige Belletristik setzte sich aus Alpenländischen und Lokalem zusammen wie "Das Wirtshaus an der Gams" von Fritz Stüber-Gunther, "Roland. Roman aus dem karolingischen Zeitalter" (1923) von Karl Wache oder "Frau Haberditzl" von Vinzenz Jerzabek.

In den ersten Jahren unter Richter und Zöllner bestand zudem eine Verbindung zur Kunstgewerbeschule. 1922 erschien mit "Weihnacht" eine Veröffentlichung der Klasse für Jugendkunst. Der Kunsthistoriker Leopold Wolfgang Rochowanski veröffentlichte im selben Jahr "Der Formwille der Zeit in der angewandten Kunst" und von Richard Rothe kam 1925 mit "Das Märlein vom Wunderscherlein" ein hochwertig illustriertes Beschäftigungsbuch für Kinder heraus.

Drei Reihen ergänzten das Verlagsprogramm. 1923 startete der Burgverlag die Reihe "Urgeschichtliche Volksbücher". Diese wurden im Auftrag der Wiener prähistorischen Gesellschaft von Oswald Menghin herausgegeben. Die 1924 begonnene Reihe "Volkskundliche Bücherei" brachte es mit einer Einführung in die Volkskunde von Michael Haberlandt nur auf einen Band, Herausgeber war der Verein für Volkskunde in Wien. In der 1924 begonnenen "Deutschösterreichische Bücherei" wiederum erschienen vier Bände mit sehr unterschiedlichen Themen. Sie reichen von "Wiener Hauszeichen und Ladenschilder", "Drei Hundert Jahre Wiener Humor in Prosa" bis zu "Lieder der Einserschützen" und "Bankenwesen in Österreich".

Alles in allem hatte die Produktion des Burgverlags ein große Bandbreite, die möglicherweise vom oftmaligen Besitzerwechsel herrührte. Einige Verlagskuriositäten wie Peter Wallners 1923 veröffentlichtes Werk "Bei der Wiener Roten Garde" oder Nivard Schlögls 1921 publizierte Übersetzung "Der babylonische Talmud" sind unter diesem Gesichtspunkt ebenso hervorzuheben wie eine Bibelübersetzung.

Zwischen 1921 und 1925 wurden insgesamt vier Signets verwendet. Das 1922 gebrauchte Signet stammt von Alfred Gerstenbrand. Zu den Künstlern, die Buchschmuck für den Burgverlag anfertigten, zählten Karl Alexander Wilke, Edwin Grienauer oder Oskar Laske.


Literatur