Ankerbrotfabrik (Organisation)

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Werbeplakate in der Schlachthausgasse 1912 für Anker Brot, Glanziol, das Budapester Orpheum, etc.
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1893
Datum bis
Benannt nach Anker
Prominente Personen
PageID 23563
GND 5149745-1
WikidataID Q557116
Objektbezug Bäcker, Brot
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 15.04.2024 durch WIEN1.lanm08mau
Bildname Ankerbrot Glanziol BudapesterOrpheum.jpg
Bildunterschrift Werbeplakate in der Schlachthausgasse 1912 für Anker Brot, Glanziol, das Budapester Orpheum, etc.
  • 10., Absberggasse 35

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.


Die aus Wien stammenden Brüder Heinrich und Fritz Mendl, die in Döbling als „Commissionswarenhändler" arbeiteten, erwarben die in Konkurs gegangene Firma des Favoritner Bäckermeisters Emanuel Adler (Himberger Straße 49 10, Keplerplatz 12]), gründeten am 1. Juli 1891 die Wiener Brot- und Gebäckfabrik Heinrich & Fritz Mendl und wählten zu deren Markenzeichen den Anker (Symbol des Vertrauens und der Sicherheit; 1893 als Markenzeichen geschützt). Am 5. November 1892 wurde der Betrieb wesentlich erweitert (36 Meter langer Backraum mit zehn Öfen) und schließlich, am 7. Juni 1893 auf den heutigen Standort verlegt. Um 1900 baute Architekt Friedrich Schön mit Baumeister Karl Michner & Josef Herzberg den ersten Teil der heutigen Anlage, die bis 1925 laufend erweitert wurde. 1906 wurde der Firmenname auf „Anker" geändert. Das Unternehmen erfreute sich mit seinen Erzeugnissen bald größter Beliebtheit und beschäftigte 1914 fast 1.300 Mitarbeiter.

Andrang bei der Ankerbrotfiliale in der Erdbergstraße während des Ersten Weltkriegs am 24. April 1915.

1918 bildete die Belegschaft zum Schutz des Betriebs eine „Arbeiterwehr". 1922 erfolgte die Umwandlung in eine Familien-Arbeitsgemeinschaft. (Präsident bis zu seinem Tod [1929] Fritz Mendl). 1931 wurde die Produktion von Teigwaren aufgenommen. In den 30er Jahren hatte der Werbespruch „Worauf freut sich der Wiener, wenn er vom Urlaub kommt? Auf Hochquellwasser und Ankerbrot" großen Bekanntheitsgrad. 1938 wurde der Betrieb arisiert, 1939 kam es zu einem Streik gegen die Angleichung der Lohnsteuer an die höhere deutsche Steuer, der von der Gestapo beendet wurde; während des Zweiten Weltkriegs bildeten sich in der Ankerbrotfabrik verschiedene Widerstandsgruppen (Gedenktafel im Hof). Nach dem Wiederaufbau begann die Fabrik in den 50er Jahren mit innovativem Marketing, wobei auch Fragen der Volksgesundheit Beachtung geschenkt wurde (Aufnahme von Keimlingsbrot und Vollkornbrot in die Produktionspalette). Das Aktienkapital wurde bis 1969 von den Mendlschen Erben gehalten, 1969-1981 von der Schoeller- Gruppe. Die seit der Mitte der 60er Jahre erkennbar gewesene Stagnation führte 1970 zur Fusionierung mit der ebenfalls zum Schoellerschen Industriekonzern gehörenden zweitgrößten Wiener Brotfabrik, den Hammerbrotwerken (Stammbetrieb im 21. Bezirk), zur „Vereinigten Nahrungsmittel Industrie Arbeitsgemeinschaft"), die jedoch keine grundlegende Besserung herbeiführte. In den 70er Jahren wurde der Personalstand von rund 3.000 auf etwa 1.900 Personen reduziert, der Floridsdorfer Betrieb stillgelegt. 1981 entschlossen sich die Besitzer zum Verkauf an das ehemalige Aufsichtsratsmitglied Dr. Helmut Schuster, der mit seinem Bruder Gerhard eine GmbH, gründete und Innovationen im Produktbereich und in der Filialgestaltung setzte. 1984 erfolgte die Reaktivierung des alten Firmennamens (Anker-Arbeitsgemeinschaft), doch veränderte man 1985 das Design des Symbols. 1987 erhielt die Firma den Österreichischen Marketingpreis. Ende 1990 gab es 270 Filialen, die schrittweise ein modernes Design erhielten; man beschäftigte rund 300 Bäcker und 250 Brotfahrer in der Auslieferung. Das neue Unternehmenskonzept führte zu einem erkennbaren Aufschwung der alteingesessenen Firma.

Nachfolger ist die Ankerbrot AG.

Quellen

Literatur

  • Franz Mathis: Big Business in Österreich. 1987, S. 36f.
  • Gabriele Pungerscheg: Die Österreich Brotindustrie, dargestellt an einem bedeutenden österreichischen Unternehmen. Betriebswirtschaftliche Diplomierte-Arbeit Wien. 1975
  • Brot und Werbung. Die Geschichte der Anker-plakate (Ausstellung der Plakateria, Katalog 1988)
  • Firmenprospekt. 1989
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register
  • Kurt Stimmer [Herausgeber]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [unter anderem]: Jugend & Volk 1988, S. 194f.
  • Wolfgang Lauber: Wien. Ein Stadtführer durch den Widerstand 1937-1945. Wien / Graz: Böhlau 1987 (Markierungen, 1), S. 102 f.
  • Christian Rapp / Markus Kristan: Ankerbrot. Die Geschichte einer großen Bäckerei. Wien: Brandstätter 2011.
  • Walter Asmus: Brot und Kunst. Idee und Realisierung der Brotfabrik Wien. Wien: LoftCity 2015.