Amerling-Gymnasium

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Das Amerling-Gymnasium im ehemaligen Palais Esterházy, um 1903
Daten zur Organisation
Art der Organisation Bildungseinrichtung Allgemeinbildende Höhere Schule
Datum von 1853
Datum bis
Benannt nach Amerlingstraße
Prominente Personen
PageID 22112
GND
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Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Bildname HMW_028361.jpg
Bildunterschrift Das Amerling-Gymnasium im ehemaligen Palais Esterházy, um 1903
  • 6., Amerlingstraße 6

Frühere Adressierung

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48° 11' 50.15" N, 16° 21' 4.68" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Amerling-Gymnasium (6., Amerlingstraße 6), volkstümliche Bezeichnung nach seiner Lage. Der Gemeinderat fasste 1852 (aufgrund der Neuordnung der Gymnasien 1849) den Beschluss, in der ehemaligen Vorstadt Gumpendorf auf Kosten der Stadt Wien eine dreiklassige Unterrealschule zu errichten, die 1853 das Öffentlichkeitsrecht erhielt und am 22. Juli 1854 im Gumpendorfer Gemeindehaus (6., Gumpendorfer Straße 106) eröffnet wurde (Direktor Dr. Valentin Teirich). Es handelt sich somit um die älteste Wiener Gemeindemittelschule. Am 10. Oktober 1864 wurde die Schule in neu angemieteten Lokalitäten 6., Schmalzhofgasse 18, als "Communalrealgymnasium" eröffnet (Direktor Dr. Benedikt Kopetzky). Aus Raumgründen erfolgte im Oktober 1869 die Übersiedlung des Gymnasiums in das von der Gemeinde erworbene Esterházypalais (6., Amerlingstraße 6); das Realgymnasium blieb in der Schmalzhofgasse. 1878 wurde das Palais aufgestockt (die Realschule übersiedelte 1880 in den Neubau 6., Marchettigasse 3). 1893 wurde das Gymnasium verstaatlicht (1896 auch die Realschule). Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schule geschlossen (1943); die Schüler übersiedelten 1943 in das Akademische Gymnasium (1., Beethovenplatz).

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen und während der Besatzungszeit im Hauptgeschoß des Gebäudes das Lycée Français untergebracht. Nach Auszug der französischen Schule wurden zwischen 1955 und 1960 unter der Direktion Dr. Friedrich Wotke von der Bundesgebäudeverwaltung eine Reihe von Sanierungsarbeiten am und im Gebäude durchgeführt, wobei auch das Deckenfresko im barocken oktogonalen Festsaal von Antonio Marini, "Der Olymp" (1819), vom Bundesdenkmalamt restauriert wurde. 1964 wurde in einer Reihe von Veranstaltungen das 100-jährige Bestehen des Gymnasiums gefeiert.

1967 wurde auf Betreiben der neuen Schulleitung und der Bundesgebäudeverwaltung eine Aufhebung des Denkmalschutzes durchgesetzt, worüber die Öffentlichkeit erst im Herbst 1970 beim Auszug des Schulbetriebes in ein "Übergangsgebäude" in der Westbahnstraße erfuhr. Heftige Proteste in den Medien, auch von Seiten bekannter Persönlichkeiten, konnten die Abbrucharbeiten nicht verhindern. Abgesehen von nur wenigen Bauelementen konnte auf Betreiben des "Aktionskomitees SOS für Wien" das Deckenfresko des Festsaals gerettet werden. 1970 wurde das Palais abgerissen.

Anstelle des damaligen Gebäudes wurde das heutige Schulgebäude in der Amerlingstraße errichtet. Der 1970-1972 errichtete Neubau (von Architekt Richard Gach; 24 Klassen, zwei Turnsäle) entspricht der Ende der 1960er Jahre beim Bau von Mittelschulen üblichen Typologie, ohne dass architektonisch auf die Umgebung Rücksicht genommen worden wäre.

Das gerettete Fresko des historischen Gebäudes wurde erst 1982 an der Decke des neu geschaffenen Auktionssaales des Kunstpalais Dorotheum – im vormaligen Palais Eskeles – wieder appliziert. Seit 1993 befindet sich im Palais Eskeles das Jüdische Museum der Stadt Wien. Seither ist das Marini-Fresko durch Abhängung der Decke für die Öffentlichkeit verborgen.

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 187
  • Heinz P. Adamek: Geschichte eines Wiener Palais – Palais europäischer Geschichte. In: Jahresbericht Mariahilfer Gymnasium. Wien 1989, S. 53 ff.
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 222 ff.
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 178 f.