Amalienkino - Tonkino Favorita

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Der Festsaal des Arbeiterheims Favoriten wurde ab 1928 als Kinosaal genutzt, daneben fanden hier auch Gewerkschaftskongresse (wie hier 1903) sowie Theater- und Varietévorstellungen statt
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1928
Datum bis 29. Dezember 1982
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57942
GND
WikidataID
Objektbezug Kiba
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Bildname Arbeiterheimfavoriten.jpg
Bildunterschrift Der Festsaal des Arbeiterheims Favoriten wurde ab 1928 als Kinosaal genutzt, daneben fanden hier auch Gewerkschaftskongresse (wie hier 1903) sowie Theater- und Varietévorstellungen statt
  • 10., Laxenburger Straße 8-10

Frühere Adressierung
  • Amalien Lichtspiele – Amalien Kino (1927, bis: 1930)
  • Tonfilmtheater Amalien-Kino (1930, bis: 1934)
  • Tonkino Favorita (1934, bis: 1982)

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48° 10' 51.29" N, 16° 22' 24.61" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Amalien Kino (Herwig Jobst, 1980)

Gründung und erste Jahre

Die "Amalien Lichtspiele", später auch: "Amalien Kino" und "Tonkino Favorita", wurden 1927/1928 gegründet und 1928 im 1901/1902 erbauten Arbeiterheim Favoriten (10., Laxenburger Straße 8−10) eröffnet. Der Saal hatte eine Galerie und 33 Logen und war bereits davor immer wieder zeitweise für Film-, Theater- und Varietévorstellungen genutzt worden.

Von 1928 an hielt die Konzession das Arbeiterheim Favoriten. Gleichzeitig mit dem Kinobetrieb durfte der Verein auch weiterhin Theater- und Varietéaufführungen im selben Saal veranstalten sowie Vorstellungen des "Schulkinobundes" anbieten.

Ab 1931 (andere Angaben: 1930) findet sich die "Kiba" Kinobetriebsanstalt Gesellschaft m.b.H. als "Direktion" des "Tonfilmtheaters Amalien-Kino", wobei der Verein Arbeiterheim Favoriten weiterhin als Konzessionär genannt wird. Die Kiba hatte das Kino "bis auf Weiteres in Pacht genommen", hieß es in einem Schreiben vom 9. September 1932.

1931 wurde auch hier der Tonfilm eingeführt.

Auflösung des Vereins in der Folge der Februarkämpfe 1934

Im März 1934 löste sich der Verein "Arbeiterheim Favoriten infolge der Februarkämpfe auf; die Konzession verfiel. Das Kino wurde, so die vorliegenden Akten, "infolge der Februarereignisse" "aus staatspolizeilichen Gründen" geschlossen. Doch die Kiba hatte das Kino vom Arbeiterheim-Verein zwar gepachtet, dieses aber als „Subpacht“ zu gleichen Teilen an Benjamin Nemon (siehe "Schäffer-Kino") und Leopoldine Spielvogel (andere Angaben: Spielmann) übertragen, wobei Letztere auch die finanziellen Belastungen trug und persönlich in das Kino investierte.

Gegen die Beteiligung Nemons legte unter anderem am 15. März 1934 der Nationalratsabgeordnete Johann "Hans" Wancura (1869–1939) Berufung ein, da dieser "ein nicht bodenständiger Einwohner in Wien" wäre. Wancura sprach sich für den Eintritt des "christlichen Fachmanns Hollweger" aus und unterstrich seinen Wunsch mit dem Hinweis, dass Nemon bereits das "Kino Mariahilf“ (6., Gumpendorfer Straße 67) und das "Kino Schäf[f]er" (6., Mariahilfer Straße 37) leitete. Auf der anderen Seite suchte auch Spielvogel für die Übertragung der Konzession auf ihren Namen an, der diese auch im Zuge eines Gerichtsverfahrens verliehen wurde.

Im Oktober 1934 kam es zu einer neuerlichen Veränderung: Da Spielvogel das Kino finanziell nicht weiter erhalten konnte, wurde die Konzession nun doch an die Kiba übertragen. Im Ansuchen der Kiba an den Bürgermeister vom 24. Oktober 1934 hieß es unter anderem, dass Spielvogel ihren "finanziellen Verpflichtungen nicht nachkam", dass die Kiba Eigentümerin der "kompletten Tonfilmeinrichtung" sei und ihrerseits in das Kino investiert hätte. Weiters führte die Kiba an, dass sie „als anerkannt führendes Institut in der Lage sei, sich Filme zu sichern, die einen Publikumserfolg verbürgen, sodass auch ein wirtschaftlicher Erfolg gewährleistet sei, der sich auch auf die öffentlichen Abgaben vorteilhaft auswirkt. Als psychologisches Moment wird noch ins Treffen geführt, dass der Name 'Kiba' volkstümlich sei und dadurch ein Großteil des früheren Stammpublikums wieder für das Kino gewonnen würde."

Situation des Kinos während des Zweiten Weltkrieges

Schließlich finden sich Unterlagen aus dem Sommer 1935, in dem erneut der Verein „Arbeiterheim in Favoriten“ als Betreiber des Kinos ausgewiesen wird. Der Kinobetrieb war von 1935 bis 1942 an Frau Elisabeth "Elise" Müller verpachtet, die ihrerseits als stillen Teilhaber Ing. Rudolf Peschek (auch: Pesek) mit beteiligte; Geschäftsführer war der Schwiegersohn von Elise Müller, Gustav Jarosch. Dass im Saal auch während des Krieges nicht nur Filme gezeigt wurden, geht aus einem diesbezüglichen expliziten Verbot der Fachgruppe Filmtheater in Berlin für Wiener Lichtspieltheater aus dem Jahr 1941 hervor, in dem ein konkretes Verbot für die"„Amalien Lichtspiele" ausgesprochen wurde, das wohl für das NS-Regime "unkontrollierbare" nächtliche Tanzeinlagen angeboten hatte. 1941 wurde Peschek, der sich immer wieder mit scharfer Kritik der Reichsfilmkammer (wie auch schon zuvor des Arbeiterheimes Favoriten) konfrontiert sah, schließlich von der Landesleitung Wien der Reichsfilmkammer, vertreten durch Kurt Zeyse, die vorläufige Spielbewilligung entzogen.

Bis 1942 konnte der Verein Arbeiterheim Favoriten den Betrieb halten, doch in diesem Jahr wurde der Verein erneut verboten. Als Kompensation für Elisabeth Müller wurde Gustav Jarosch neu in den Pachtvertrag aufgenommen, als zweiter Partner kam Richard Bodingbauer hinzu.

Ob Peschek, der in den folgenden Jahren starb, eine Ablöse für die Übertragung der Pacht bekam, ist unklar. "Jedenfalls ist Herr Bodingbauer über Betreiben der Reichsfilmkammer in das Pachtverhältnis aufgenommen worden und hat aus eigenen Mitteln überhaupt keinerlei Leistungen für die Übernahme der Pachtrechte erbracht", heißt es in einem Bericht der Fachgruppe der Lichtspieltheater vom 28. Mai 1948.

Tatsächlich findet sich die Abschrift eines Vertrages zwischen dem Verein "Gemeinschaftshaus Favoriten" (auch "Arbeiterschaftshaus Favoriten" in der Nachfolge des Vereins Arbeiterheim Favoriten) und Elise Müller von 21. Dezember 1942, aus dem die Übergabe all ihrer Rechte an Gustav Jarosch deutlich wird, der wiederum das Kino gemeinsam mit Bodingbauer als selbstständigen Betrieb bis 1. Mai 1945 führen sollte.

Das Kino nach Kriegsende

Nach dem Krieg stand das Haus wieder in Besitz der Arbeiterschaft Favoriten (Arbeiterheim Favoriten), war jedoch vorerst „von russischen Behörden besetzt“, wie aus einer „Eigentumskontrolle“ der „Interalliierten Kommandantur Wien“ von 17. September 1945 hervorgeht. Ehe der Wiener öffentliche Verwalter nach 1945, Dr. Alfred Migsch, auch dieses Kino in seine Verwaltung nahm, wurde es vorübergehend von Margarete Vallas geleitet, die vom Bund der Wiener Lichtspieltheater (vertreten durch dessen zweiten Geschäftsführer, Ing. Hans Nord) "zur provisorischen Leiterin eingesetzt" worden war. Wie aus einem Schreiben des "Restitutionsfonds der sozialdemokratischen Organisationen" vom 10. März 1948 hervorgeht, war das Haus zu diesem Zeitpunkt noch „von der Besatzungsmacht beschlagnahmt“. "Bezüglich der Eigentumsfrage des in diesem Haus untergebrachten Kinos und der entsprechenden Konzession wurden unseres Wissens von dritter Stelle bisher keinerlei Ansprüche gestellt. Es dürften sich hier auch keine derzeitigen Ansprüche ergeben."

Doch erst Anfang 1950 trat Alfred Migsch als öffentlicher Verwalter dieses Kinos zurück. Ihm folgte im Februar 1950 Bezirksvorsteher Karl Wrba (1900−1973) als neuer "öffentlicher Verwalter". 1953 trat auch Wrba von seiner Position als öffentlicher Verwalter zurück, und das Kino wurde erneut dem Verein Arbeiterheim Favoriten zugesprochen.

Der Kinobetrieb wurde 1982 eingestellt.

In dem Jugendstilhaus, in dem sich einst das so vielfältig genutzte Arbeiterheim Favoriten befand, war danach einige Jahre lang ein Hotel untergebracht. Seit 2019 findet sich hier die "Grundversorgung Obdach Favorita".

Fassungsraum

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Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 244
  • Klaus Christian Vögel: Angeschlossen und gleichgeschaltet. Kino in Österreich 1938−1945. Wien: Böhlau 2018, S. 328

Weblinks