Alfons Petzold

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Alfons Petzold, um 1923
Daten zur Person
Personenname Petzold, Alfons
Abweichende Namensform Petzold, Alphons; Petzold, Alfons Maria; De Profundis; Alf, Peter
Titel
Geschlecht männlich
PageID 8160
GND 118740601
Wikidata Q1331377
Geburtsdatum 24. September 1882
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 25. November 1923
Sterbeort Kitzbühel 4030895-9
Beruf Schriftsteller, Lyriker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Österreichische Nationalbibliothek, Wienbibliothek im Rathaus, Fritz-Hüser-Institut
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Kitzbühel
Grabstelle
Bildname AlfonsPetzold.jpg
Bildunterschrift Alfons Petzold, um 1923
  • 16., Kreitnergasse 29-33 (Wohnadresse)
  • 16., Richard-Wagner-Platz 3 (Wohnadresse)
  • 16., Richard-Wagner-Platz 19b (Wohnadresse)
  • 18., Martinstraße 24 (Wohnadresse)
  • 15., Robert-Hamerling-Gasse 28 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bauernfeld-Preis (Verleihung: 1914)

Alfons Petzold, * 24. September 1882 Wien, † 25. Jänner 1923 Kitzbühel, Schriftsteller, Buchhändler.

Biografie

Kindheit und Jugend

Alfons Petzold war der Sohn des aus der Nähe von Leipzig stammenden Gastwirtsehepaares Friedrich und Friederike Petzold. Nachdem sein sozialistisch gesinnter Vater aufgrund politischer Aktivitäten verhaftet und des Landes Sachsen verwiesen worden war, kam die Familie nach Stationen in anderen Städten nach Wien, wo Alfons Petzold im damaligen Vorort Fünfhaus zur Welt kam. Die Familie lebte zwischenzeitlich in Szeged, kehrte aber 1887 nach Wien zurück und wohnte zunächst in Ober-St.-Veit, mehrere Wohnortswechsel folgten. Nach der Volksschule in Lerchenfeld besuchte Petzold drei Jahre lang das Internat der Schulbrüder in Pressbaum. Später ging er in eine öffentliche Schule der Schulbrüder in Wien. Kurz vor seinem 14. Geburtstag begann er eine Lehre bei einem Silberschmied. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits schwer krank, zwei Jahre später sollte er sterben. Seine Mutter sorgte mit Gelegenheitsarbeiten für den Lebensunterhalt der Familie. Alfons Petzold, von Kindheit an kränklich, durchlief eine Vielzahl von Lehrstellen in den unterschiedlichsten Berufen. Ohne abgeschlossene Ausbildung hielt er sich schließlich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser und lebte mit seiner Mutter in größter Armut. Nach ihrem Tod im Herbst 1901 war Petzold phasenweise arbeits- und obdachlos.

Politische Sozialisation und schriftstellerische Tätigkeit

Der mittellose Hilfsarbeiter Petzold kam über einen Bekannten mit der Sozialdemokratie in Kontakt, entwickelte politisches Interesse und verkehrte in den Arbeitervereinen. Regelmäßig nutzte er die Einrichtungen der Wiener Arbeiterbildung, wie etwa das Ottakringer Volksheim mit der dort angesiedelten Bibliothek, und begann Gedichte zu schreiben. Gemeinsam mit Freunden gründete er 1907 den kurzlebigen Diskutierklub "Ikarus-Bund", über den er den Anarchisten Rudolf Großmann (Pierre Ramus) kennenlernte, in dessen Organ "Wohlstand für Alle" Alfons Petzold Beiträge veröffentlichte.

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er allerdings über eine andere Förderin: Frida Meinhardt, die Petzolds Gedichte in einem Arbeiterbildungsverein gehört und Abschriften davon besorgt hatte, machte den Burgschauspieler Ferdinand Gregori auf den jungen Dichter aufmerksam. Dieser wiederum trug Petzolds Gedichte bei Rezitationsabenden vor. Innerhalb kurzer Zeit machte sich Petzold als "Arbeiterdichter" in einschlägigen Kreisen einen Namen. Ab 1909 wurden seine Gedichte in der "Arbeiterzeitung" abgedruckt. Im selben Jahr machte er die Bekanntschaft mit Josef Luitpold Stern, der für ihn – ebenso wie Felix Braun und Franz Karl Ginzkey – ein wichtiger Freund und Förderer werden sollte.

1910 erschien im Verlag der sozialdemokratischen Volksbuchhandlung der mit einem Vorwort von Josef Luitpold Stern versehene Gedichtband "Trotz alledem!". Damit wurde Petzold bei einem Publikum über die Arbeiterkreise hinaus wahrgenommen, weitere Publikationen folgten. Die Zahl der (wohlhabenden) Förderer und Unterstützer*innen wuchs, diese ermöglichten dem an Tuberkulose erkrankten Dichter Kuraufenthalte in Alland und in Gries bei Bozen. In der Lungenheilstätte Alland lernte er 1910/11 seine erste Ehefrau Johanna Kraml (anderen Angaben zufolge: Noworka) (1886–29.11.1914) kennen. Das Paar heiratete im Jänner 1911 in Klosterneuburg, doch war die Ehe nur von kurzer Dauer. Johanna Petzold, ebenfalls schwer lungenkrank, verstarb 1914. Ihr widmete Petzold den Gedichtband "Johanna" (1915). Zuvor, 1913, hatte er mit "Erde" seinen ersten (Fortsetzungs-)Roman publiziert.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zählte der Dichter zu jenen, die von der Kriegseuphorie erfasst wurden. Petzold, der aus gesundheitlichen Gründen nicht in den Krieg ziehen konnte, verfasste patriotische, kriegshetzerische Gedichte. Während an der Front gekämpft wurde, ging er mit Hedwig Gamillscheg (24.11.1890–20.04.1968) seine zweite Ehe ein und gründete eine Familie. Tochter Christiane wurde 1916 geboren, zwei weitere Kinder folgten 1921 und 1922. In diesen Jahren erhielt er die ersten offiziellen Anerkennungen: 1914 den Bauernfeld-Preis, 1917 eine Ehrenpension der Stadt Wien. Ebenfalls 1917, als die Versorgungslage in Wien schwieriger wurde, übersiedelte die Familie nach Kitzbühel. Dort wurde Alfons Petzold im April 1918 sozialdemokratischer Gemeinderat. Ab 1919 arbeitete Petzold als freier Mitarbeiter bei der "Wiener Zeitung" und war zudem als Leiter einer Buchhandlung in Kitzbühel tätig. Weiterhin schrieb er. Eine für 1917 geplante Anthologie jiddischer Lyrik, die Petzold gemeinsam mit dem zionistischen Publizisten und Lyriker Marek Scherlag herausgeben wollte, kam nicht zustande. Das lange verschollene Manuskript wurde 2017 veröffentlicht. 1920 publizierte Petzold mit "Das rauhe Leben" seine Autobiografie, immer häufiger bearbeitete er in seinen Werken aber religiös-mystische Themen und Motive.

Rezeption

Petzold gilt als der bedeutendste österreichische Arbeiterdichter. In seinen Werken schilderte er die Armut und das Elend der Arbeiterklasse: Arbeitslosigkeit, furchtbare Arbeitsbedingungen, katastrophale Wohnverhältnisse, Gewalt, Obdachlosigkeit, Alkoholismus etc. Vieles davon hat er am eigenen Leib erfahren.

Er war mit zahlreichen bedeutenden Künstlern seiner Zeit befreundet. Viele von ihnen unterstützen Petzold sowohl ideell als auch ökonomisch. Dazu zählten neben den bereits Genannten etwa auch Peter Altenberg, Anton Wildgans, Gustinus Ambrosi oder Stefan Zweig.

Zu seinen Lebzeiten stand Petzolds Arbeiterdichtung im Brennpunkt ideologischer Diskussionen. Von der Arbeiterschaft im Roten Wien als einer von ihnen gefeiert, fand sein Schaffen – wohl aufgrund seines mythisch-religiösen Gehalts – auch im "Ständestaat" Anerkennung. Seine Autobiografie "Das rauhe Leben" wurde ab 1932 von verschiedenen Verlagen aufgelegt, zum Teil im nationalistischen und antisemitischen Sinn gekürzt beziehungsweise verfälscht, und als "Schicksal eines deutschen Arbeiters", der sich erfolgreich gegen widrige Umstände zu behaupten wusste, angepriesen. Erst die Ausgabe von 1979 griff auf den Originaltext von 1920 zurück. Eine Literaturverfilmung des Romans nach einem Drehbuch von Felix Mitterer wurde 1986 im ORF gezeigt. Von 1948 bis 1953 erschienen Petzolds gesammelten Werke in sieben Bänden, danach geriet der Autor zusehends in Vergessenheit.

1982 wurde eine "Alfons Petzold Kulturgesellschaft" gegründet. Biografische Darstellungen Petzolds basieren größtenteils auf der Selbstdarstellung des Dichters, deren kritisch Überprüfung noch aussteht.

Werke (Auswahl)

Romane

  • Alfons Petzold: Erde. Ein Roman. Wien / Leipzig: Deutsch-Österreichischer Verlag 1913 [erschien zunächst als Fortsetzungsroman in der "Arbeiterzeitung"]
  • Alfons Petzold: Das rauhe Leben. Der Roman eines Menschen. Berlin: Ullstein 1920 [Neuauflagen: 1922, 1932, 1940, 1941, 1947, 1948, 1960, 1979]
  • Alfons Petzold: Sevarinde. Ein alter Abenteurer-Roman. Einbandzeichnung von Josef Tengler. Wien u. a.: Interterritorialer Verl. "Renaissance" (Erdtracht) [um 1923]

Lyrikbände

  • Alfons Petzold: Trotz alledem! Ausw. u. Geleitwort von Josef Luitpold. Wien: Brand 1910
  • Alfons Petzold: Seltsame Musik. Gedichte. Mit einem Geleitwort von Frida von Meinhardt. Wien: Daberkow 1911
  • Alfons Petzold: Der Ewige und die Stunde. Leipzig: Erdgeist 1912
  • Alfons Petzold: Heimat Welt. Dichtungen. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1913
  • Alfons Petzold: Der heilige Ring. Neue Verse 1912–13. Mit einem Bilde des Dichters. Wien / Leipzig: Anzengruber-Verlag 1914
  • Alfons Petzold: Krieg. Wien / Leipzig: Anzengruber-Verlag 1914
  • Alfons Petzold: Volk, mein Volk. Gedichte der Kriegszeit. Jena: Diederichs 1915
  • Alfons Petzold: Der stählerne Schrei. Neue Gedichte aus der Kriegszeit. Warnsdorf: Strache 1916
  • Alfons Petzold: Johanna. Ein Buch der Verklärung. Wien: Anzengruber-Verlag 1915
  • Alfons Petzold: Dämmerung des Herzens. Gedichte. Innsbruck: Wagner 1917
  • Alfons Petzold: Franziskus von Assisi. Wien: Ed. Strache 1918
  • Alfons Petzold: Der Dornbusch. Soziale Gedichte. Wien / Prag / Leipzig: Strache 1919
  • Alfons Petzold: Einkehr. Gedichte. Wien: Ed. Strache 1920
  • Alfons Petzold: Das Buch von Gott. Wien: Ed. Strache 1920
  • Alfons Petzold: Der Pilgrim. Gedichte. Wien: Staatl. Graphische Lehr- und Versuchsanstalt 1922
  • Alfons Petzold: Totentanz. Gedichte. Leipzig: Feuer Verlag 1923
  • Briefwechsel. Alfons Petzold; Stefan Zweig. Eingeleitet und kommentiert von David Turner. New York u. a. : Lang 1998


Quellen

Literatur


Alfons Petzold im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.