Albert Paris Gütersloh

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Albert Paris Gütersloh 1948
Daten zur Person
Personenname Gütersloh, Albert Paris
Abweichende Namensform Kiehtreiber, Albert Konrad
Titel Akad.-Prof.
Geschlecht männlich
PageID 29201
GND 118543342
Wikidata Q697839
Geburtsdatum 5. Februar 1887
Geburtsort Wien
Sterbedatum 16. Mai 1973
Sterbeort Baden bei Wien
Beruf Maler, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug 1945 bis heute
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 22. Mai 1973
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 35
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Albertparisguetersloh.jpg
Bildunterschrift Albert Paris Gütersloh 1948
  • 8., Buchfeldgasse 6 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Rektor der Akademie der bildenden Künste (1953, bis: 1954)

  • Großer Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst (Verleihung: 1935)
  • Preis der Stadt Wien für Malerei und Grafik (Verleihung: 3. Dezember 1948)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst (Verleihung: 1952)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1961)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 15. Februar 1957, Übernahme: 12. März 1957)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Übernahme: 29. Mai 1967)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 8. Februar 1967, Übernahme: 22. Februar 1967)
  • Goldenes Ehrenzeichen der Secession (Übernahme: 10. Februar 1967)

Albert Paris Gütersloh, * 5. Februar 1887 Wien, † 16. Mai 1973 Baden bei Wien, Maler, Schriftsteller.

Biografie

Der Sohn des Handelsangestellten Josef Kiehtreiber und dessen Frau Mathilde wurde als Albert Conrad Kiehtreiber 1887 in Gumpendorf geboren. Nach dem Wunsch seiner Eltern hätte er eine kirchliche Laufbahn einschlagen sollen und so besuchte er ab 1898 das Stiftsgymnasium in Melk und ab 1900 das Franziskanergymnasium in Bozen. 1904 brach er die Schule ab, um Schauspielunterricht zu nehmen. Gleichzeitig begann er mit dem literarischen Schreiben. Als Autor wählte er zunächst den Namen Paris von Gütersloh. 1906 legte er die Schauspielprüfung ab und erhielt ein Engagement in Bad Reichenhall. Unter dem Künstlernamen Albert Matthäus trat er auch in Leitmeritz, Pettau, Märisch Ostrau und Karlsbad auf, bis ihn Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin engagierte.

Als bildender Künstler war er zunächst Autodidakt. Erstmals zeigte Gütersloh, der mit Gustav Klimt und Egon Schiele befreundet war, 1909 Zeichnungen auf der "Kunstschau" in Wien und stellte seither in Wien (Hagenbund, Secession, Art-Club) und im Ausland aus (unter anderem in Frankreich, Deutschland, Italien). 1911 veröffentlichte der Künstler den Roman "Die tanzende Törin", der als einer der ersten expressionistischen Romane gilt. Es folgte "Egon Schiele. Versuch einer Vorrede". Gütersloh ging dann kurz nach Paris, wo er als Kunstberichterstatter arbeitete und bei Maurice Denis Malunterricht nahm. Damals entstanden Güterslohs erste Ölbilder. Nach seiner Rückkehr nach Wien wurde er Schüler Gustav Klimts. Er veröffentlichte Beiträge in den Zeitschriften "Der Ruf" und "Die Aktion" und gab mit Karl Adler die Zeitschrift. "Der Knock-about" heraus.

1914 heiratete Gütersloh die Tänzerin Emma Berger, die wie ihre beiden Schwestern im Hofopernballett engagiert war. Die 1915 geborene Tochter Franziska lebte nur wenige Monate; Emma starb 1917. 1915 hatte sich der Künstler als Einjährig-Freiwilliger zum Kriegsdienst gemeldet und wurde bald im Kriegspressequartier eingesetzt, wo er Robert Musil und Franz Blei kennenlernte. Mit Letzterem gab er die Zeitschrift "Die Rettung" heraus. Das "Neue 8 Uhr-Blatt beschuldigte Gütersloh, Egon Erwin Kisch, Franz Werfel und Franz Blei als Mitglieder der "Rote Garde während der Ausrufung der Republik für Unruhen vor dem Parlament verantwortlich gewesen zu sein. Zu dieser Zeit arbeitete Gütersloh wieder für das Theater. Unter anderem führte er am Münchner Schauspielhaus Regie und entwarf Bühnenbilder für das Burgtheater.

1921 änderte der Künstler seinen Namen offiziell von Kiehtreiber auf Gütersloh. Im selben Jahr heiratete er die Tänzerin Vera Reichert. Die Ehe wurde 1932 geschieden.

Die folgenden Jahre waren von Aufenthalten in Rom, Frascati, Paris, München und Südfrankreich geprägt. Die Bücher "Die Vision vom Alten und Neuen" (Roman; 1921), "Innozenz oder Sinn und Fluch der Unschuld" (Roman; 1922), "Die Rede über Franz Blei oder Der Schriftsteller in der Katholizität" und "Der Lügner unter Bürgern" (beide 1922) trugen ihm den Theodor-Fontane-Preis ein (1922). Bereits 1926 schrieb er das autobiografische Werk "Bekenntnisse eines modernen Malers (Meine große und kleine Geschichte. Eine Lebensbeschreibung quasi in allegoria)". 1928 ging aus der langjährigen Verbindung Güterslohs mit Milena Hutter, die ebenso wie Gütersloh verheiratet war, der gemeinsame Sohn Wolfgang Hutter hervor. Hutter wurde später Güterslohs Schüler an der Akademie der bildenden Künste. Erst in seinem Testament hat Gütersloh die Vaterschaft anerkannt.

Heimito von Doderer veröffentlichte 1930 mit "Der Fall Gütersloh" die erste Monografie über den vielseitigen Künstler. Die beiden Freunde teilten sich ab 1938 die Atelierwohnung der vertriebenen Malerin Trude Waehner in der Buchfeldgasse.

1931 wurde der Maler an die Kunstgewerbeschule berufen. 1934 entwarf er Glasfenster und Mosaiken für die Pfarrkirche Mauer und 1935 solche für die Sandleitenkirche. Das Rundfenster für die Namen-Jesu-Kirche folgte 1950.

Während des Ständestaates stellte Albert Paris Gütersloh seine Kunst durchaus in den Dienst der Machthaber, weshalb sein Aufnahmegesuch bei der NSDAP abgelehnt wurde. 1938 verlor er seine Stelle als Hochschullehrer, 1940 erhielt er Berufsverbot. Seine expressionistischen Arbeiten galten als "entartet". Er selbst wurde als Hilfsarbeiter und Buchhalter dienstverpflichtet.

1945 erhielt Gütersloh einen Lehrauftrag an der Akademie für bildende Künste. Er leitete eine Meisterklasse für Malerei sowie einen Freskokurs und richtete eine Fresko- und Gobelinschule ein. 1953/1954 fungierte er als Rektor.

Albert Paris Gütersloh gilt als Wegbereiter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Zu seinen Schülern zählten neben seinem Sohn unter anderen Arik Brauer, Ernst Fuchs und Anton Lehmden. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss sich Gütersloh wieder der Secession und dem Art-Club an. Mit Josef Hoffmann gründete er die Föderation moderner bildender Künstler Österreichs, deren erster Präsident er wurde.

Parallel arbeitete er nach wie vor als Schriftsteller. 1962 veröffentlichte er sein literarisches Hauptwerk "Sonne und Mond". Doderer sah sich in einer Figur karikiert, worauf es zum Bruch der beiden Freunde kam.

Albert Paris Gütersloh wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem großen österreichischen Staatspreis für bildende Kunst (1952) und Literatur (1961). Auch den Preis der Stadt Wien erhielt er einmal für Malerei (1948) und einmal für Literatur (1967).

Gütersloh wurde in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof bestattet. Seit 2006 erinnert die Güterslohgasse an den Künstler. Werke des Künstlers befinden sich in Wien unter anderem im Wien Museum, in der Albertina, in der Österreichischen Galerie und der Akademie der bildenden Künste.

Quellen

Literatur

  • Ingrid Holzschuh / Sabine Plakolm-Forsthuber: Auf Linie. NS-Kunstkammer in Wien. Die Reichskammer der bildenden Künste. Basel: Birkhäuser / Wien: Wien Museum 2021
  • A. P. Gütersloh zum 100. Geburtstag. Wien: Gemäldegalerie der bildenden Künste 1987
  • Albert Paris Gütersloh – Retrospektive. Eine Ausstellung der Niederösterreich-Gesellschaft für Kunst und Kultur, Frauenbad bei Wien, ... Wien: Niederösterreich-Gesellschaft für Kunst und Kultur 1982
  • Albert Paris Gütersloh. Beispiele. Schriften zur Kunst, Bilder, Werkverzeichnis. Auswahl: Heribert Hutter. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1977
  • ANNO: Die Wiener "Rote Garde". In: Neues 8 Uhr Blatt, 16.11.1918. S. 1 f.


Literatur von und über Albert Paris Gütersloh im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus


Weblinks