Aktion "Rückführung Wiener Kinder"

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Daten zur Organisation


Die Aktion "Rückführung Wiener Kinder" wurde unmittelbar nach Kriegsende 1945 ins Leben gerufen. Ziel war es, die von der Kinderlandverschickung betroffenen Kinder ausfindig zu machen, die seit Sommer 1944 aufgrund der Bombenangriffe aus der Stadt evakuiert worden waren, und sie nach Wien zurückzubringen.

Aktionsgründung und Standort

Die Aktion "Rückführung Wiener Kinder" wurde offiziell am 7. Mai 1945 unter der Führung von Prof. Heinrich Liebl, der von vier ehrenamtlichen Mitarbeitern und zwei Mitarbeiterinnen unterstützt wurde, ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe war es, den Aufenthaltsort von Kindern die im Rahmen der Kinderlandverschickung seit Sommer 1944 aufgrund der Bombenangriffe aus der Stadt evakuiert worden waren, ausfindig zu machen und sie nach Wien zurückzubringen. Die Organisation war zunächst in einem Amtsgebäude angesiedelt (3., Karl-Borromäus-Platz 3), zog aber später um, um besser mit der Jugendfürsorge kooperieren zu können (1., Rathausstraße 9).

Da die Unterlagen zu den 190 KLV-Lagern in den letzten Kriegstagen vernichtet worden waren, musste zunächst eruiert werden, wo sich die Kinder überhaupt befanden. Ein Zeitungsaufruf an die Eltern hatte einen enormen Ansturm zur Folge, und bald konnte man 150 Lager identifizieren, musste aber feststellen, dass die Lager im Umkreis der Stadt Wien inzwischen abermals evakuiert und die Kinder weiter nach Westen verbracht worden waren. Mitte Juni 1945 hatte man 30 Lager zu je 30 bis 40 Kindern ausgeforscht, meist in Oberösterreich und Bayern; in Bayern alleine verortete man 600 Wiener Kinder, die kurz vor Kriegsende aus Wiener Anstalten mittels Donauschiffen abtransportiert worden waren. Die Demarkationslinie an der Enns stellte ein großes Hindernis bei den Nachforschungen dar, und oftmals mussten die Wege zu den Lagern zu Fuß bewältigt werden. Boten brachten Nachrichten nach Wien, die über Aushänge oder im Parteienverkehr and die Eltern ergingen, auch ein erster Briefkontakt zwischen Kindern und Eltern konnte so etabliert werden. Die Gemeinden, in denen sich Lager befanden, wurden über Radio aufgefordert, Post der Kinder weiterzuleiten.

Eine Rückführung der Kinder scheiterte aber vorerst an den extrem beschränkten Transportkapazitäten. Erst Anfang Juli 1945 traf der erste Transport in Wien ein, 73 Kinder kamen aus Goisern und Altaussee. Im August 1945 kündigte das Wohlfahrtsamt eine weitaus größere Rückführung von jenseits der Demarkationslinie an, damit die Jugendlichen rechtzeitig zu Schulbeginn zurück in Wien sein könnten. Mitte September trafen 850 Kinder aus Oberösterreich ein.

Sicherstellung von Vermögenswerten der Hitlerjugend

Mit 1. Juni 1945 erhielt die Aktion außerdem die Aufgabe, die Vermögenswerte der Hitlerjugend sicherzustellen. Die Beschlagnahmung wurde am 2. Juni über das Radio bekanntgegeben. Zur Sicherung der Gegenstände (Möbel, Geschirr, Schuhe) wurden diese in einem zentralen Lager im 13. Bezirk zusammengetragen. Unter anderem fiel der Aktion auch das Bastelmaterial der Wehrmachtsbastelschule zu. Das erste beschlagnahmte Gebäude, ein ehemaliges Gefolgschaftsheim (14., Rosentalgasse 14), sollte hergerichtet und in Folge für wohltätige Zwecke verfügbar gemacht werden.

Quellen

Literatur

  • Evakuierte kehren nach Wien zurück. In: Neues Österreich, 2. Juni 1945, S. 3.