Ferdinand Hebra

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Porträt von Ferdinand Hebra, 1860
Daten zur Person
Personenname Hebra, Ferdinand
Abweichende Namensform Schwarzmann, Ferdinand
Titel Ritter, Dr. med., Univ.-Prof., Hofrat
Geschlecht männlich
PageID 6665
GND 116555998
Wikidata Q93991
Geburtsdatum 7. September 1816
Geburtsort Brünn
Sterbedatum 5. August 1880
Sterbeort Wien
Beruf Dermatologe, Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 8.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Hernals
Grabstelle Gruppe AR, Nummer 34
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Ferdinand Hebra.jpg
Bildunterschrift Porträt von Ferdinand Hebra, 1860
  • 9., Höfergasse 1 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Präsident der Gesellschaft der Ärzte

  • Ordens der Eisernen Krone Dritter Klasse (Verleihung: 15. Februar 1877)

Ferdinand Hebra (Ritterstand nach Verleihung des Ordens der Eisernen Krone Dritter Klasse [15. Februar 1877]; bis zur Legitimierung durch seinen Vater [1840] Schwarzmann), * 7. September 1816 Brünn, Mähren (Brno, Tschechische Republik), † 5. August 1880 Wien 9., Höfergasse 1 (Friedhof Hernals, Arkaden rechts, Grab 34), Dermatologe.

Biographie

Nach Besuch des Gymnasiums in Judenburg und philosophischen Klassen in Graz studierte Hebra an der Universität Wien (Dr. med. 1841). Ab 1843 war Hebra Sekundararzt an der Abteilung für Brustkranke im Allgemeinen Krankenhaus Wien unter Joseph Skoda, der auch eine Station für Patienten mit chronischen Hautausschlägen angegliedert war. Durch exakte Beobachtung und Selbstversuche glückte Hebra 1844 der Nachweis, dass es sich bei der Krätze, einem der damals häufigsten „Ausschläge", um eine parasitäre (durch die Krätzmilbe verursachte) Hauterkrankung handle.

Gleichzeitig konnte er auch deren wirksame Behandlung angeben. Gemäß den Lehren Carl von Rokitanskys strebte auch Hebra eine Neuordnung der Hauterscheinungen, je nach dem materiellen Erscheinungsbild (Effloreszenzenlehre) an; nach humoralpathologischer Auffassung hatte man früher Hauterkrankungen als eine nach außen gedrungene Form von Säftefehlmischungen im Körperinneren aufgefasst, eine Auffassung, die durch Hebras Veröffentlichung „Systema morborum cutaneorum" (1845) überwunden wurde. 1844 wurde er Dozent, 1845 erhielt er die Leitung einer eigens für ihn geschaffenen Abteilung für Hautkrankheiten am AKH, 1848 wurde er Primarius und 1849 außerordentlicher Professor; gleichzeitig wurde er Vorstand der 1849 gegründeten ersten dermatologischen Klinik des deutschen Sprachraums. Erst 1869 wurde Hebra ad personam Ordinarius, 1879 Hofrat. Durch sein wissenschaftliches Wirken schuf er die Dermatologie als neue Spezialdisziplin und machte Wien zum weltweiten Mittelpunkt dermatologischer Forschung und Lehre; er vermochte verschiedene Krankheitsbilder abzugrenzen und meist tödlich verlaufende Krankheiten durch neue Therapien zu heilen.

Wichtig ist Hebras Einführung des sogenannten "Wasserbettes" für die Behandlung und Linderung von Verbrennungen, wobei durch die kontinuierliche Bespülung die Abmazeration der Brandschorfe beschleunigt wird und den Verunglückten Schmerzen erspart werden. Hebra galt als vorzüglicher Lehrer, und seine Vorlesungen fesselten durch ihre klare, zum Teil auch humorvolle Darstellung seine Zuhörer, die aus der ganzen Welt nach Wien kamen. Wien wurde damals zum Mittelpunkt der dermatologischen Studien.

1856-1876 veröffentlichte er seinen monumentalen „Atlas der Hautkrankheiten", versehen mit Bildern von Anton Elfinger und Karl Heitzmann, der von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben wurde (die Hälfte als erste Dermatologenaufnahm). Das mit seinem Schwiegersohn Moritz Kaposi verfaßte „Lehrbuch der Hautkrankheiten" erschien 1876. Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien (1878-1880), korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; Orden der Eisernen Krone III. Klasse; Ferdinand-von-Hebra-Preis (von der Firma Merck gestifteter Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Dermatologie, zweijährlich verliehen von der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie).

Porträtrelief an der ehemaligen Poliklinik (9., Mariannengasse 10).

Hebradenkmal, Hebragasse.

Literatur

  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 8: Hartmann - Heske. Berlin: Duncker & Humblot 1969
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 2. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1959, S. 232
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 153 ff.
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, S. 244 ff.
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 119 ff.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 31. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1881, S. 194 ff.
  • Leopold Arzt: Ferdinand von Hebra und die Dermatologie unserer Zeit. In: Wiener medizinische Wochenschrift 76 (1926), S. 1316 ff.
  • Josef Tappeiner: Ferdinand von Hebra und die Wiener Dermatologenschule. In: Wiener medizinische Wochenschrift 116 (1956), Sonderheft
  • Karl Holubar: Ferdinand von Hebra und das AKH in Wien. In: Wiener medizinische Wochenschrift 132 (1982), S. 423 ff. (Gedenktafel-Enthüllung)
  • Karl Holubar / Josef Tappeiner: Ferdinand Ritter von Hebra: Person und Werk. In: Wiener klinische Wochenschrift 93 (1981), S. 503 ff.
  • Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien [u.a.]: Böhlau 1977, S. 373 (Wappen)
  • Wiener medizinische Wochenschrift 31 (1881), Nummer 4
  • Die feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1880/1881. Wien: Universität 1880, S. 9 ff.
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 03.09.1974