Richard Mises

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Mises, Richard;
Abweichende Namensform Mises, Richard von; Mises, Richard Martin
Titel Univ.-Prof., Edler
Geschlecht männlich
PageID 50378
GND 119161303
Wikidata Q84292
Geburtsdatum 19. April 1884
Geburtsort Lemberg, Galizien (heute: Lwiw, Ukraine)
Sterbedatum 14. Juli 1953
Sterbeort Boston, USA
Beruf Mathematiker, Physiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Harvard University Archives
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Assistent an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn (1905 bis 1906)
  • A.o. Professor Universität Straßburg (1909 bis 1918)
  • Dozent für Mathematik an der Universität Frankfurt (1918 bis 1919)
  • Herausgeber von "Zeitschrift für angewandte Mathematik" (1921 bis 1933)
  • ordentlicher Professor für Festigkeitslehre und Hydrodynamik an der TH Dresden (1919 bis 1920)
  • Ordinarius an der Universität Berlin (1922 bis 1933)
  • Leiter des Instituts für Mathematik an der Universität Istanbul (1933 bis 1939)
  • Lecturer am Massachusetts Institute of Technology (1940 bis 1943)
  • Professor für Aerodynamik und angewandte Mathematik in Harvard (1944 bis 1953)
  • Mitherausgeber der Zeitschrift "Advances in Applied Mechanics" (1948 bis 1953)

  • Ehrendoktor der TH Wien (Verleihung: 1951)
  • Ehrendoktor der Universität Instanbul (Verleihung: 1952)


Mises Richard Martin, * 19. April 1883 Lemberg, Galizien (heute Lwiw, Ukraine), † 14. Juli 1953 Boston, USA, Mathematiker, Physiker, Bruder von Ludwig Mises, Gatte von Hilda Geiringer.

Biographie

Mises entstammte einer jüdischen Beamten- und Technikerfamilie; bereits sein Vater war Ingenieur. Er besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und studierte anschließend Maschinenbau an der TU Wien. 1905 wurde er Assistent an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn. 1906 verfasste er seine Dissertation an der TU Wien, 1908 habilitierte er in Brünn.

1909 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Straßburg, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges einen Lehrstuhl inne hatte. Da Mises eine Ausbildung zum Piloten und großes technisches Know-How hatte, diente er während des Ersten Weltkrieges in der österreichischen Luftwaffe. 1915/16 konstruierte er ein 600 PS starkes Großflugzeug, das sogenannte "Mises-Flugzeug", das aufgrund technischer Schwierigkeiten jedoch nie zum Einsatz kam.

Obwohl Mises nie mehr beruflich in Wien tätig war, kam er dennoch regelmäßig dorthin, um seine Familie zu besuchen und um an Treffen des Wiener Kreises teilzunehmen. Seine 1939 erschienene wissenschaftstheoretische Abhandlung "Kleines Lehrbuch des Positivismus – Einführung in die empiristische Wissenschaftsauffassung" gibt Aufschluss darüber, wie sehr seine Ansichten von Wissenschaft durch den Wiener Kreis geprägt waren. Darüber hinaus organisierte er in Wien eigene "Mises-Kreise" mit Philipp Frank, Hans Hahn, Otto Neurath, Moritz Schlick und Karl Popper im Café Central.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Mises seine akademische Position in Straßburg. Nach kurzen Aufenthalten an der Universität Frankfurt und an der TH Dresden war er von 1920 bis 1933 Ordinarius an der Universität Berlin und leitete das von ihm gegründete Institut für angewandte Mathematik. Seit 1921 war er zudem Herausgeber der Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik (ZAMM). Von 1925 bis 1927 verfasste er zusammen mit Frank "Differential- und Integralgleichungen der Mechanik und Physik", das noch heute als Standardwerk gilt. In seiner Berliner Zeit lernte er Hilda Geiringer, ebenfalls anerkannte Mathematikerin und seine Assistentin, kennen, die er 1943 ehelichte.

Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme verloren alle jüdisch-stämmigen Personen im akademischen Bereich ihre Stellung. Da Mises jedoch zum römisch-katholischen Glauben übergetreten und im Ersten Weltkrieg gedient hatte, behielt er zunächst seine Position. Aufgrund der aktuellen politischen Lage ging Mises dennoch ins türkische Exil. Er half beim Wiederaufbau der Universität Istanbul, deren Institut für Mathematik er leitete, und war zudem als Berater der türkischen Regierung tätig.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges folgte er 1939 der Einladung der Harvard University, wo er zunächst am Westergaard College unterrichtete. Von 1944 bis zu seinem Tod 1953 war er Professor in Harvard.

1951 wurde er zum Ehrendoktor der TH Wien ernannt, 1952 folgte das Ehrendoktorat der Universität Istanbul.

1953 starb Mises an einem Krebsleiden.

2015 wurde am Campus der TU Dresden der "von-Mises-Bau" eröffnet. Seit 1989 verleiht die Deutsche Gesellschaft für angewandte Mathematik und Mechanik den "Richard-von-Mises-Preis".

Literatur

  • Karl Märker: Mises, Richard Edler von. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 17. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1994 [Online-Version]
  • Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Überarbeitete Auflage. Cham: Springer 2015 (Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 20) [1. Aufl. 1997]

Weblinks