Pierre Boulez

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Boulez, Pierre
Abweichende Namensform
Titel Dr. h.c. mult.
Geschlecht männlich
PageID 44484
GND 118514024
Wikidata Q156193
Geburtsdatum 26. März 1925
Geburtsort Montbrison, Département Loire
Sterbedatum 5. Jänner 2016
Sterbeort Baden-Baden
Beruf Dirigent, Komponist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrendoktorat der Universität Leeds
  • Ehrendoktorat der Universität Basel
  • Ehrendoktorat der Universität Oxford
  • Ehrendoktorat der Universität Cambridge
  • Ehrendoktorat der UniversitätSouthern California Los Angeles
  • Ehrendoktorat der Universität Brüssel
  • Ehrendoktorat der Universität Frankfurt a. M.
  • Ernst von Siemens Musikpreis (Verleihung: 1979)
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 1983)
  • Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (Verleihung: 23. Jänner 1987, Übernahme: 22. Dezember 1989)
  • Berliner Kunstpreis (Verleihung: 1996)
  • Deutsch-französischer Kulturpreis (Verleihung: 2008)
  • Kyoto-Preis (Verleihung: 2009)
  • Ehrenzeichen des Landes Salzburg (Verleihung: 2011)


Pierre Boulez, * 26. März 1925 Montbrison, Département Loire, † 5. Jänner 2016 Baden-Baden, Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker

Biographie

Pierre Boulez erhielt bereits im Alter von sechs Jahren Klavierunterricht. Er besuchte die katholische Schule in St. Etienne, spielte dort Kammermusik und sang im Schulchor. Dem Wunsch des Vaters entsprechend, der in der Stahlindustrie tätig war, besuchte Pierre Boulez, nachdem er 1941 die Schule verlassen hatte, in Lyon zunächst einen Kurs für höhere Mathematik, um dort die Aufnahme an der Ecole Polytechnique zu erlangen. Ab 1943 studierte er am Pariser Conservatoire. Er lernte Harmonielehre bei Olivier Messiaen und erhielt nach drei Jahren eine Auszeichnung; er entdeckte Igor Strawinsky, Béla Bartók und die Wiener Schule für sich. Gleichzeitig studierte er bei Andrée Vaurabourg, der Gattin von Arthur Honegger, Kontrapunkt und bei René Leibowitz serielle Technik.

1946 verließ Boulez Messiaen und Leibowitz, als er mit atonaler und serieller Musik vertraut war. Im gleichen Jahr wurde er auf Empfehlung Arthur Honeggers von der Compagnie Barrault-Renaud zum Leiter der Bühnenmusik ernannt, eine Tätigkeit, die er bis 1956 ausübte. In diesen Jahren machte er sich autodidaktisch mit Orchesterleitung vertraut, schrieb Artikel, griff die "neue Romantik“ Alban Bergs an, komponierte und brachte auch der Malerei und Dichtkunst sein Interesse entgegen. Madeleine Renaud und Jean-Louis Barrault halfen ihm 1954, die Concerts du Petit-Marigny zu gründen, eine Konzertreihe, die ab 1955 unter dem Namen Domaine Musical bekannt wurde. Boulez führte Werke von Komponisten der zweiten Wiener Schule und der neuen, damals aktuellen Strömungen auf.

Als Komponist fand Boulez erstmals 1951 internationale Beachtung, als seine "Polyphonie X“ für 18 Soloinstrumente bei den Donaueschinger Musiktagen aufgeführt wurde. 1952 besuchte er zum ersten Mal die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, an denen er zwischen 1955 und 1967 mehrmals Kompositionskurse leitete. Ab 1955 setzte er sich mit "Le marteau sans maître“ für Alt und sechs Instrumente, ein Vokalwerk, in dem er statt "Vertonung“ ein neues, strukturelles Verhältnis von Musik und Sprache erprobte, endgültig als Komponist durch. 1959 übersiedelte Boulez nach Baden-Baden, wo er als Gastdirigent des Südwestfunk-Orchesters seine Karriere als Orchesterleiter begann. Daneben unterrichtete er in Darmstadt und Baden-Baden Musikanalyse und Orchesterleitung. Anfang der 1960er Jahre leitete er an der Musikakademie Basel eine Meisterklasse für Komposition; danach war er Gastprofessor für Komposition an der Harvard University (Mass.). Von 1957 bis 1962 entstand eines seiner Hauptwerke, "Pli selon pli - Portrait de Mallarmé“, eine fünfteilige Komposition für Sopran und Orchester, in der er die Formideen der dritten Klaviersonate mit der neuen Sprachbehandlung in "Le marteau sans maître“ verband.

Boulez dirigierte immer öfter: 1962 bei den Salzburger Festspielen die Wiener Philharmoniker; 1963 in Paris das Orchestre National (Strawinsky: "Le sacre du printemps“); 1963 an der Pariser Oper die französische Erstaufführung von Bergs "Wozzeck“; 1966 in Bayreuth Wagners "Parsifal“. Boulez strebte als Dirigent erfolgreich große Präzision und Perfektion an. Nach vorübergehender Tätigkeit als erster Gastdirigent des Cleveland Orchestra wurde er 1969 Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra (bis 1972) und 1971, als Nachfolger Bernsteins, des New York Philharmonic Orchestra (bis 1975). Anlässlich des 100. Jahrestags der Uraufführung dirigierte er in Bayreuth Wagners "Der Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Patrice Chéreau. In New York rief er die "Rugs“ ins Leben, eine Konzertreihe, die von den Londoner "Proms“ inspiriert ist und ein breiteres Publikum als sonst üblich erreichen soll.

1977 kehrte Boulez nach Frankreich zurück und übernahm die Leitung des IRCAM (Institut de Recherche et de Coordination Acoustique/Musique, bis 1991) und des Ensemble Intercontemporain, er gründete die Konzertreihe "Passage du XXe siècle“. Er wurde regelmäßig vom Orchestre de Paris eingeladen. 1979 dirigierte er an der Pariser Oper die Uraufführung der dreiaktigen Fassung von Bergs "Lulu“. Ab den 1980er Jahren dirigierte Boulez etwas weniger und widmete sich mehr der Komposition und der Forschung. Er war Präsident des Musikrats der UNESCO und der erste Musiker, der vom Collège de France zu Vorlesungen eingeladen wurde. Neben seinen eigenen Kompositionen führte er häufig auch die Werke anderer erstmals auf.

Die Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern führte Boulez wiederholt nach Wien und nach Salzburg.

Weblinks