Philipp Jakob Riotte

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Daten zur Person
Personenname Riotte, Philipp Jakob
Abweichende Namensform Riotte, Philipp Jacob
Titel
Geschlecht männlich
PageID 34483
GND 116551313
Wikidata Q181812
Geburtsdatum 16. August 1776
Geburtsort St. Wendel bei Trier 4105329-1
Sterbedatum 20. August 1856
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Komponist, Dirigent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 12.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 22. August 1856
Friedhof Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof
Grabstelle
  • Wieden Langen Gasse 943 (heute Eckhaus 5., Schönbrunner Straße 25/Wehrgasse 11) (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Philipp Jakob Riotte, * 16. August 1776 St. Wendel/Saarland, † 20. August 1856 Wien, Komponist und Dirigent.

Biografie

Der Sohn des Schulmeisters Johann Riotte (1737–1798) und dessen Frau Regina Katharina, geborene Schwan (1746–1821) war Sängerknabe in St. Wendel, wo er auch seinen ernsten Musikunterricht (Violine, Violoncello, Klavier und Orgel) erhielt. 1793/94 Organist im Priesterseminar in Trier, anschließend Aufenthalt in Blieskastel/Saarland. Von 1800 bis 1802 nahm er in Frankfurt/ Main bei Johann Gottfried Arnold Cello- und von 1802 bis 1805 Kompositionsunterricht bei Johann Anton André in Offenbach. Danach war Riotte Kapellmeister einer Wandertruppe, ab 1805 an den Theatern in Gotha/Thüringen, 1806 in Danzig (Gdańsk/Polen) und ab 1807 in Magdeburg/Sachsen, wo sein Singspiel "Piedro und Elmira (Text: Karl Albrecht) und seine Oper "Die Brandschatzung" (nach August von Kotzebues gleichnamigem Stück) uraufgeführt wurden. Während des Fürstenkongresses in Erfurt (27. 9.–14. 10. 1808) dirigierte er die französischen Opernvorstellungen.

1808 kam Riotte nach Wien und wurde Dirigent am Kärntnertortheater, während seiner ersten Jahre in Wien komponierte er vor allem Kammermusik, die er meist hochgestellten adeligen Persönlichkeiten widmete. Er war unter anderem bekannt mit Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber und Fürst Nikolaus II. Esterházy.

Von 1818 bis 1821 und 1825 bis 1828 war Riotte Vizekapellmeister am Theater an der Wien und komponierte vor allem für die Kinderballette von Friedrich Horschelt bis zum Verbot (1821). Danach entstanden zahlreiche Bühnenwerke, wie Opern, Singspiele, Ballette, Pantomimen und Schauspielmusiken für das Theater an der Wien, das Theater in der Josefstadt und das Theater in der Leopoldstadt, die ihn durch zwei Jahrzehnte zu einem der meistgespielten Komponisten Wiens machten. 1835/36 war er Kapellmeister sowie Lehrer für Klavier und Gesang in Pressburg (Bratislava/Slowakei). Ab 1840 komponierte er nur mehr gelegentlich, er war hauptsächlich als Klavierlehrer tätig. Im November 1852 wurde sein Oratorium, "Der Sieg des Kreuzes" (nach der religiösen Dichtung von Josef Carl Bernard) im großen Redoutensaal in Wien uraufgeführt. Das Werk galt lange als verschollen, es wurde schließlich von Joseph Groben, dem Leiter und Gründer des Luxemburger Kammerorchesters, im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gefunden und so kam es am am 27. Oktober 2007 in der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin in Trier zu einer neuerlichen Aufführung. 2004 wurde Riottes D-Dur-Messe in St. Wendel uraufgeführt.

Er war mit Franziska Wilhelmine, geborene Schönfeld (1779–1841) verheiratet und hatte keine Nachkommen. Zeitlebens unterstütze er seine Verwandten und Bedürftige in St. Wendel, 1856 schuf er testamentarisch die Riotte-Stiftung für die Armen in St. Wendel, die bis 1907 tätig war. Am 20. August 1956 wurde eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in St. Wendel angebracht. Der Kärntner Kurt Tassotti schuf eine Bronzeplastik von Riotte, die am 20. April 2016 am Fruchtmarkt 3 in St. Wendel enthüllt wurde. Vom 6. bis 29. September 2002 fand im Museum St. Wendel eine Kabinettausstellung zu Riotte statt.

2002 veröffentlichte das Label Novalis in Zusammenarbeit mit dem SWR (Südwestrundfunk) eine CD mit einer Sinfonie (op. 25), einem Klarinettenkonzert (op. 28) und einem Flötenkonzert (op. 4), eingespielt vom Stuttgarter Kammerorchester. Seine autobiographische Skizze liegt im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.

Werke (mit Datum der Uraufführung; Auswahl)

  • Das Grenzstädtchen. Singspiel (Text: August von Kotzebue), 1808 Herzogliches Hoftheater Braunschweig -- 3. 4. 1809 Kärtnertortheater
  • Wanda, Königin der Sarmaten. Romantisch musikalische Tragödie (Text: Zacharias Werner), 16. 3. 1812 Theater an der Wien
  • Kasem oder Die Launen des Glückes. Allegorische Oper (Text: Ernst August Friedrich Klingemann. nach dem Französischen), 29. 6. 1818 Theater an der Wien
  • Azendai. Komisches Melodram (Text: Ferdinand Biedenfeld), 31. 7. 1819 Theater an der Wien
  • Der hölzerne Säbel (Der Holzsäbel). Singspiel (nach August von Kotzebue; Musik: zusammen mit Philipp Jakob Röth, Text: Ferdinand Rosenau), 23. 3. 1820 Theater in der Josefstadt
  • Die Witwe und ihre Freier. Komische Oper (Text: Ferdinand Biedenfeld), 31. 7. 1820 Theater an der Wien
  • Staberl als Freischütz. Parodistische Zauberoper (zusammen mit Philipp Röth, Text: Carl Carl), 4. 12. 1822 Isartortheater München -- 18. 12. 1845 Leopoldstädter Theater
  • Zwei Uhr. Romantische Zauberposse (Seitenstück zu Eduard von Lannoys "Ein Uhr"), 21. 6. 1823 Theater in der Josefstadt
  • Euphemie von Avogara. Oper (Text: unbekannt), 3. 10. 1823 Kärntnertortheater
  • Die Gaben des eisernen Königs (Text: unbekannt), 24. 4. 1824 Theater an der Wien
  • Der kurze Mantel (zusammen mit Josef Blumenthal und Ignaz Xaver von Seyfried; Text: Johann Gabriel Seidl), 6. 11. 1824 Theater an der Wien
  • Der Berggeist. Zauber Pantomime, 20. 1. 1825 Theater in der Josefstadt -- als Großes Romantisches Ballett, 5. 12. 1829 Kärntnertortheater
  • Nurredin, Prinz von Persien. Tragisch-komische Feenoper (Text: Franz Xaver Karl Gewey), 1. 2. 1825 Theater an der Wien
  • Die Prise Toback oder Die Vettern als Nebenbuhler. Komisches Singspiel (Text: unbekannt), 15. 7. 1825 Kärntnertortheater (durch die Schauspielergesellschaft des Theaters in der Josefstadt)
  • Der Kopf von Eisen. Singspiel (Der Flüchtling; Text: Karl Schall), 19. 9. 1825 Theater an der Wien
  • Die Drillingsschwestern und der Waldgeist. Singspiel (nach dem Märchen "Welche ist die beste Frau"), 29. 10. 1825 Theater in der Josefstadt
  • Moisasur's Zauberfluch. Großes tragisch-komische Original Zauberspiel (Text: Ferdinand Raimund), 25. 9. 1827 Theater an der Wien
  • Die goldene Feder. Große komische Zauber-Pantomime (zusammen mit Franz Clement) 7. 2. 1828 Theater in der Josefstadt
  • Vetter Lucas von Jamaika (nach Carl Ditters Oper "Hieronymus Knicker" bearbeitet), 15. 7. 1828 Theater an der Wien
  • Das Concert am Hofe. Komische Oper (zusammen mit Daniel Francois Esprit Auber 10. 1. 1829 Theater in der Josefstadt
  • Die Waldkönigin oder Der Giftbecher. Romantisch-komisches Zauberspiel (Text: Franz Xaver Told) 25. 4. 1829 Theater in der Josefstadt
  • Die geschwätzige Stumme von Nußdorf. Parodierende Original-Posse (Text: Karl Meisl), 27. 3. 1830 Leopoldstädter Theater
  • Der Mann vom Berge oder Die Freundschaftsprobe. Romantisch-komisches Phantasiegemälde (Text: Johann Eduard Gulden), 22. 3. 1831 Leopoldstädter Theater
  • Nina, oder die Wanderung nach einem Mann. Zauberspiel (Text: Josef Kilian Schickh), 12. 4. 1832 Theater in der Leopoldstadt
  • Moralis, oder Untergang der bösen Zeitgeister. Phantastisches Zaubergemälde (Text: Schickh), 4. 10. 1832 Theater in der Leopoldstadt
  • Der Kampf um Columbinen oder Rovinando's Sturz. Pantomime, 13. 10. 1832 Theater in der Leopoldstadt
  • Die Liebe auf der Alm. Wiener Lokal-Singspiel (Text: Adolf Anton Schmidl), 17. 1. 1833 Theater in der Leopoldstadt
  • Der Harfenist (Text: Schmidl), 20. 4. 1833 Theater in der Leopoldstadt
  • Liebenau oder Die Wanderung nach einer Frau. Zauberspiel (als Fortsetzung von Schickhs "Nina"), 12. 9. 1833 Theater in der Josefstadt oder Theater in der Leopoldstadt
  • Die Lieb'in der Stadt. Oper (Text: Schickh), 19. 4. 1834 Theater in der Leopoldstadt
  • Koch, Kupferschmied und Kappelmacher oder Die Goldspinnerin vom Krapfenwaldl. Zauberposse, (Text: Friedrich Ernst Hopp), 8. 2. 1835 Theater an der Wien
  • Der Postillion von Stadtl-Enzersdorf. Parodie (Text: Josef Alois Gleich, 18. 1. 1838 Theater in der Josefstadt
  • Der Kampf der Eilfer mit den Zwölfern oder Von halb acht bis drei Viertel auf elf. Parodie der Oper "Die Welfen und Ghibellinen" von Schickh, 25. 4. 1840 Theater in der Josefstadt

Quellen

  • Matricula Online: Sterbebuch St. Josef zu Margareten Signatur 03-13, folio 119, Philipp Jakob Riotte
  • Wienbibliothek Digital: Philipp Jakob Riotte
  • Neue Wiener Musik-Zeitung, 9. 10. 1856, 5. Jahrgang, Nr. 44, Seite 1 (175)
  • Der Wanderer, 20. 12. 1845, 32. Jahrgang, Nr. 304, Seite 3 (1215)
  • Der Wanderer, 7. 2. 1835, Nr. 38, Seite 4
  • Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 25. 1. 1838, Nr. 11, Seite 7f. (87f.)
  • Der Wanderer, 22. 4. 1833, Nr. 112, Seite 4; 19. 1. 1833, Nr. 19, Seite 4
  • Der Wanderer, 14. 4. 1832, Nr. 105, Seite 4 (188)
  • Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 16. 10. 1823, Nr. 124, Seite 6--8 (1018--1020)
  • Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode, 7. 7. 1818, Nr. 81, Seite 7 (659)

Literatur

  • Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
  • Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1810 bis 1836. Das Kärnthnerthortheater als Hofoper. Wien: Verlag. Der Apfel 2007
  • Gernot Spengler: Philipp Jacob Riotte zum Gedenken. Der St. Wendeler Komponist starb vor 150 Jahren in Wien (in: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 30) St. Wendeler Druck und Verlag 2004–2006, S. 106–110
  • Margot Lauer, Stefan Kunz: Philipp Jakob Riotte, Kapellmeister und Komponist [...], Dokumentation der Ausstellung. St. Wendel, 2003
  • Gernot Spengler: Der Komponist Philipp Jakob Riotte aus St. Wendel. Sein Leben u. seine Instrumentalmusik (Dissertation) Saarbrücken 1972
  • Gernot Spengler: Die letzten Lebensjahre des Komponisten Philipp Jakob Riotte [...] (in: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 12) St. Wendeler Druck und Verlag 1967/68, S. 169–173
  • Franzpeter Goebels: Opus 15 – Ludwig van Beethoven gewidmet. Bemerkungen zu einem Klavierkonzert von Philipp Jakob Riotte (1776–1856) (in: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 11) St. Wendeler Druck und Verlag 1965/66, S. 35–40
  • Hans Klaus Schmitt:. Dem Andenken eines Vergessenen: Philipp Jacob Riotte 1776–1856 (in: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 1) St. Wendeler Druck und Verlag 1948, S. 60–64
  • Österreichisches Musiklexikon Online: Riotte, Philipp Jakob [Stand: 09.02. 2023]
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Riotte Philipp Jakob [Stand: 09.02. 2023]
  • Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich Online: Riotte Philipp Jakob [Stand: 09.02. 2023]
  • Allgemeine Deutsche Biographie Online: Riotte: Philipp Jakob [Stand: 09.02. 2023]
  • Carl Maria von Weber Gesamtausgabe Online: Riotte Philipp Jakob [Stand: 09.02. 2023]
  • Saarland Biografien Online: Riotte Philipp Jakob [Stand: 09.02. 2023]


Philipp Jakob Riotte im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.