Paul Feyerabend

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Daten zur Person
Personenname Feyerabend, Paul
Abweichende Namensform
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 31449
GND 118532812
Wikidata Q78497
Geburtsdatum 13. Jänner 1924
Geburtsort Wien
Sterbedatum 11. Februar 1994
Sterbeort Schweiz
Beruf Philosoph
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 24. Februar 1994
Friedhof Südwestfriedhof
Grabstelle Gruppe 10 A, Reihe 3, Nummer 17
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Theodor-Körner-Preis für Soziale und Geisteswissenschaften (Verleihung: 1954)


Feyerabend Paul, * 13. Jänner 1924 Wien, † 11. Februar 1994 Genolier, Schweiz, Philosoph.

Biografie

Der aus Wien stammende Paul Feyerabend (1924-1994) zählt zu den bekanntesten Philosophen des 20. Jahrhunderts, der jenseits der akademischen Gelehrtenwelt in der breiten Öffentlichkeit kontroversiell bis zur Gegenwart diskutiert wird. Dieses Image erlangte er nach Erscheinen seines Buches "Against Method" (1975) / "Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie" (1976), das die normative analytische Wissenschaftstheorie sowie den "kritischen Rationalismus" (Popper) radikal kritisierte und einen historisch wie anthropologisch ausgerichteten Pluralismus vorschlug. Das brachte ihm einerseits den Vorwurf der Beliebigkeit in der Wissenschaft, andererseits eine breite Anhängerschaft in der postmodernen Anhängerschaft ein, die den kulturellen Relativismus gegenüber einem westlichen Rationalismus begrüßte.

Vor dieser Karriere als Provokateur und enfant terrible der der Wissenschaftsphilosophie erlebte Feyerabend eine wenig beachtete geistige Sozialisation in Wien, die ihn bis zu seinem Lebensende geprägt hat, wie aus seiner Autobiografie "Killing Time" (1994) / "Zeitverschwendung" (1995) hervorgeht. Paul K. Feyerabend wurde am 13. Jänner 1924 in Wien geboren, besuchte dort die Volksschule in der Hackengasse und das Hamerling Realgymnasium in der Albertgasse. Als Schüler interessierte er sich für Naturwissenschaften und sang im Jungen Urania Chor. In dieser Zeit ging er leidenschaftlich in die Volksoper und Staatsoper und schrieb sich in das Konservatorium für Musik, Tanz und dramatische Kunst ein, was ihn lange prägen sollte.

Von 1942 bis 1945 absolvierte er seinen Militärdienst in der Wehrmacht. Nach schwerer Verwundung, die ihn Zeit seines Lebens beeinträchtigte, verbrachte er ein Jahr im Lazarett.

Nach dem Krieg wurde Feyerabend Mitglied des "Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung" und begann ein Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in Weimar bis er 1947 nach Wien zurückkehrte, wo er an der Universität Wien inskribierte. Dort studierte er Geschichte, Kunstgeschichte, Astronomie, Physik und Mathematik, bevor er sich der Philosophie widmete. Hier schloss er sich dem Diskussionskreis um den Philosophie-Ordinarius Viktor Kraft an, der als letztes Mitglied des Wiener Kreises für kurze Zeit versuchte, diese Tradition weiterzuführen. In diesem Kreis verkehrte auch einmal Ludwig Wittgenstein kurz vor seinem Tod, sowie dessen spätere Nachlassverwalterin Elizabeth Anscombe aus England, was den jungen Feyerabend stark beeinflusste. All diese Gespräche flossen ein in seine Dissertation "Zur Theorie der Basissätze" (1951). Anschließend wirkte Feyerabend als Assistent des Gastprofessors Arthur Pap 1953/54 aus den USA, für den er das dem Wiener Kreis gewidmete Buch "Analytische Erkenntnistheorie" (1955) aufbereitete.

Seit 1948 war Feyerabend Mitarbeiter des Österreichischen College / Forum Alpbach, nahm an den Internationalen Hochschulwochen teil und beteiligte sich aktiv an den jährlichen Veranstaltungen in Alpbach. Dort lernte er auch Karl Popper kennen, der ihn 1952 als seinen Assistenten an die London School of Economics (LSE) holen wollte. Feyerabend lehnte ab, übersetzte aber dessen Bestseller "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" (2 Bände) ins Deutsche. In London freundete er sich mit dem aus Ungarn exilierten Imre Lakatos an, mit dem er das gemeinsame Buchprojekt "For and Against Method" plante. Dieses blieb wegen des frühen Todes von Lakatos unvollendet, sodass sein ursprünglicher Aufsatz "Against Method" (1970) in den "Minnesota Studies" als spätere Monografie 1975 zum internationalen Bestseller werden konnte. Darin argumentierte er wider eine privilegierte wissenschaftliche Methode und für eine historisch ausgerichtete pluralistische Wissenschaftsphilosophie.

Im Jahre 1955 erhielt Feyerabend seine erste akademische Position an der Universität Bristol (UK), wo er bis 1958 blieb. Zuvor hatte er noch Herbert Feigl kennengelernt, der als Moritz Schlick-Schüler und Wiener Kreis Mitglied bereits 1931 aus Wien emigrierte und 1953 in Minneapolis das renommierte "Minnesota Center for Philosophy of Science" begründete, an dem Feyerabend mitwirkte. Schließlich wurde Feyerabend 1958 an die Universität Berkeley nach Kalifornien berufen, wo er parallel zu seiner Rückkehr nach Europa an der ETH Zürich in den 1980er Jahren bis 1990 wirken sollte und seine geistigen Wiener Wurzeln u.a. mit Ernst Mach, Ludwig Boltzmann und Alois Riegl wiederbelebte. 1989 heiratete er Grazia Borrini, die ihn bis zu seinem Tod begleitete und aktiv sein Vermächtnis bis zur Gegenwart betreut.

Paul K. Feyerabend starb am 11. Februar 1994 in Genolier in der Schweiz an den Folgen eines Gehirntumors. Zum Zentenarium 2024 veranstaltet die Wiener Kreis Gesellschaft zusammen mit dem Institut Wiener Kreis eine Konferenz über Feyerabend und die Österreichische Philosophie und die Stadt Wien widmet ihrem berühmten Bürger eine "Wiener Vorlesung".

Quellen

Literatur

  • Paul Feyerabend: Zeitverschwendung. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1995.
  • Matteo Collodel / Eric Oberheim [Hrsg.]: Feyerabend Formative Years. Volume 1: Feyerabend and Popper. Cham: Springer 2020.
  • Friedrich Stadler und Kurt R. Fischer [Hrsg.]: Paul Feyerabend. Ein Philosoph aus Wien. Wien-New York: Springer 2006.

Weblinks