Benedikt Kautsky

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Benedikt Kautsky
Daten zur Person
Personenname Kautsky, Benedikt
Abweichende Namensform
Titel Dr. rer. oec.
Geschlecht männlich
PageID 3058
GND 124431380
Wikidata Q87723
Geburtsdatum 1. November 1894
Geburtsort Stuttgart
Sterbedatum 1. April 1960
Sterbeort Wien
Beruf Wirtschaftswissenschafter, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 12. April 1960
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung 1, Ring 3, Gruppe 2, Nummer 74
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Benediktkautsky.jpg
Bildunterschrift Benedikt Kautsky
  • 1., Wipplingerstraße 8 (Sterbeadresse)
  • 19., Grinzinger Straße 65 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Benedikt Kautsky, * 1. November 1894 Stuttgart, † 1. April 1960 Wien, Wirtschafts- und Sozialwissenschafter, Politiker, Theoretiker der Sozialdemokratie.

Biografie

Benedikt Kautsky kam als dritter Sohn von Luise Kautsky, geborene Ronsperger, und Karl Kautsky (Heirat 1890) zur Welt. Seine Mutter war Kommunalpolitikerin der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Berlin, der aus Prag stammende Vater ein führender Theoretiker der Sozialdemokratie. Der Sohn studierte an der Universität Berlin und promovierte dort 1919 zum Dr. rer. oec. 1917 kam er an die Front, desertierte 1918 und flüchtete nach Wien. 1921 heiratete er die Lehrerin Gerda Brunn (1995−1960).

In Wien setzte Benedikt Kautsky die Arbeit seines Vaters als Theoretiker des Marxismus fort. Er wurde Mitarbeiter Victor Adlers, dann Sekretär Otto Bauers. 1921 bis 1938 war er als Sekretär der Wiener Arbeiterkammer und seit 1923 als Herausgeber der Zeitschrift "Arbeit und Wirtschaft" tätig. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet. Er verbrachte insgesamt sieben Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern und verarbeitete seine Erlebnisse in dem 1946 erschienenen Buch "Teufel und Verdammte".

Kautsky lebte von 1945 bis 1950 als freier Schriftsteller in Zürich. Von 1950 bis 1957 leitete er die Otto-Möbes-Schule der Arbeiterkammer in Graz und lehrte ab 1954 als Dozent für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Graz. 1958 kehrte er nach Wien zurück, wo er als stellvertretender Generaldirektor der Creditanstalt-Bankverein (CA-BV) und als Universitätsdozent tätig war. Zusammen mit Bruno Kreisky und Alois Piperger formulierte er das Parteiprogramm der SPÖ 1958, das den geänderten gesellschaftlichen Verhältnissen Rechnung tragen sollte. Kautsky war auch einer der Autoren des "Godesberger Programms" der deutschen Sozialdemokraten 1959.

Am 1. April 1960 sollte Benedikt Kautsky im Festsaal des Alten Rathauses in Wien einen Vortrag halten; er erlag jedoch einem Herzschlag, bevor er mit seinem Referat begonnen hatte. Er wurde am 12. April 1960 in einem Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt, in dem auch seine Gattin Gerda Kautsky bestattet wurde.

Der Bund Sozialdemokratischer Akademiker/innen, Intellektueller und Künstler/innen (BSA) Steiermark verleiht neben anderen Studienabschlusspreisen seit 2002 den Benedikt Kautsky-Wirtschaftspreis. Der seit 1960 bestehende "Arbeitskreis Dr. Benedikt Kautsky", ein Verein sozialdemokratischer Ökonomen, trägt seinen Namen.

Werke (Auswahl)

  • Benedikt Kautsky: Was ist Sozialismus? Ein Führer durch die sozialistische Literatur. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1922
  • Benedikt Kautsky: Wirtschaftsprobleme der Gegenwart. Wien: Arbeit und Wirtschaft 1923
  • Benedikt Kautsky: Einige Bemerkungen über den Mechanismus der kapitalistischen Produktionsweise. In: Otto Jenssen [Hg.]: Der lebendige Marxismus. Ein Sammelwerk zu Ehren des 70. Geburtstages von Karl Kautsky. Jena: Thüringische Verlagsanstalt 1924
  • Benedikt Kautsky: Reparationen und Rüstungen. Wien / Leipzig: Hess 1931
  • Benedikt Kautsky: Willst du Marxist werden? Kleiner Wegweiser durch die sozialistische Literatur. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1933 [Neuauflage von: Was ist Sozialismus, 1922]
  • Benedikt Kautsky: Deutschland und England vor dem Weltkrieg. Historische Parallelen. Wien: Thalia 1936
  • Benedikt Kautsky: Teufel und Verdammte. Erfahrungen und Erkenntnisse aus sieben Jahren in deutschen Konzentrationslagern. Zürich: Gutenberg 1946 [auch übersetzt ins Englische und Schwedische]
  • Benedikt Kautsky: Amerikas Arbeiter im Vormarsch. Vom Wesen und Werden der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung. Graz / Wien: Leykam 1951
  • Benedikt Kautsky: Geistige Strömungen im österreichischen Sozialismus. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1953
  • Benedikt Kautsky: Nachwort. In: Otto Bauer: Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1956, S. 293-307
  • Benedikt Kautsky: Kommunismus und nationale Frage. In: Der Donauraum. Zeitschrift des Forschungsinstitutes für Fragen des Donauraumes 2 (1957), Heft 3/4, S. 149-163
  • Benedikt Kautsky: Der Weg zum neuen Programm der SPÖ. Bericht und Erläuterungen. Eine Diskussionsgrundlage. Wien: Sozialistische Partei Österreichs [1958]
  • Benedikt Kautsky: Die weltpolitische Rolle des Sowjetsystems. Vortrag, gehalten am 7. Juli 1959 bei den Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung in Bad Wildungen. Bad Homburg [u. a.]: Gehlen 1959

Als Herausgeber:

  • Rosa Luxemburg: Briefe an Freunde. Nach dem von Luise Kautsky fertiggestellten Manuskript herausgegeben von Benedikt Kautsky. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1950
  • Fritz Brügel / Benedikt Kautsky [Hg.]: Der deutsche Sozialismus von Ludwig Gall bis Karl Marx. Das Lesebuch des Sozialismus. Wien / Leipzig: Hess 1951
  • Friedrich Engels' Briefwechsel mit Karl Kautsky. Herausgegeben und bearbeitet von Benedikt Kautsky. Wien: Danubia 1955 (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung, 1)
  • Karl Kautsky: Erinnerungen und Erörterungen. Herausgegeben und mit Vorwort von Dr. Benedikt Kautsky. 'S-Gravenhage: Mouton & Co 1960

Quellen

Teilnachlass

Ein Teilnachlass befindet sich im Verein für Geschichte der Arbeiter/innenbewegung: Kartons 1–12, Mappen 1–41, Fotoalben. Inhalt: persönliche Dokumente, Korrespondenz, Typoskripte von Publikationen, Zeitungsartikel, Nachrufe; Manuskripte Gerda Kautsky.

Literatur

  • Günther Chaloupek: Marxismus und österreichische Wirtschaftspolitik: Benedikt Kautsky als ökonomischer Theoretiker der Arbeiterkammer. In: Günther Chaloupek [et al.]: Reformismus und Gewerkschaftspolitik: Grundlagen für die Wirtschaftspolitik der Gewerkschaften. Graz: Leykam 2006, S. 35-64 [Im Anhang: Bibliographie Benedikt Kautsky, S. 65-74]
  • Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. München: Saur 2002
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien / München: Jugend & Volk 1988, S. 332-333
  • Félix Kreissler: Kautsky Benedikt. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 160-161
  • Fritz Klenner: Benedikt Kautsky. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 220-226
  • Robert Bolz: Der Marxist Benedikt Kautsky. Zürich 1960
  • Ernst Thape: In Erinnerung an Benedikt Kautsky. In: SPD-Pressedienst, 04.04.1960 [Stand: 24.05.2018]
  • Rupert Gmoser: Benedikt Kautsky (1894−1960). In: Neue österreichische Biographie ab 1815. Band 18. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1956, S. 28-34

Weblinks