Rosa Mayreder

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Rosa Mayreder an ihrem 70. Geburtstag, Postkarte an Felix Braun, Wienbibliothek im Rathaus (Handschriftensammlung H.I.N. 218360)
Daten zur Person
Personenname Mayreder, Rosa
Abweichende Namensform Obermayer, Rosa; Arnold, Franz
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 28833
GND 118732382
Wikidata Q89520
Geburtsdatum 30. November 1858
Geburtsort Wien
Sterbedatum 19. Jänner 1938
Sterbeort Wien
Beruf Schriftstellerin, Frauenrechtlerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 22. Jänner 1938
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 43E, Reihe 1, Nummer 33
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname RosaMayreder.jpg
Bildunterschrift Rosa Mayreder an ihrem 70. Geburtstag, Postkarte an Felix Braun, Wienbibliothek im Rathaus (Handschriftensammlung H.I.N. 218360)
  • 4., Schönburgstraße 15 (Letzte Wohnadresse)
  • 4., Plößlgasse 10 (Wohnadresse)
  • Landskrongasse 5 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Vizepräsidentin des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereine

  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 19. Oktober 1928)

Der Corregidor. Libretto von Rosa Mayreder zu einer Oper von Hugo Wolf (1896)

Rosa Mayreder, * 30. November 1858 Wien, † 19. Jänner 1938 Wien, Frauenrechtlerin, Schriftstellerin, Kulturphilosophin, Malerin.

Biografie

Rosa Mayreder war die Tochter des Gastwirtes Franz Obermayer und seiner zweiten Frau Marie, geborene Engel, und hatte insgesamt vier Geschwister und acht Halbgeschwister. Sie besuchte private Mädcheninstitute und erhielt, um die "Höhere Töchter"-Bildung zu komplettieren, Privatunterricht in Französisch, Klavier und Malerei. Rosa Mayreder wollte aber dieselbe Bildung wie ihre Brüder erlangen und so erlaubte ihr der Vater, auch an den Griechisch- und Lateinstunden eines Bruders teilzunehmen.

Ab 1879 nahm sie Unterricht beim Maler Hugo Darnaut. Sie malte vorwiegend Landschaften und Stillleben und konnte als Malerin beachtliche Erfolge erzielen. Ihre Aquarelle wurden 1891 erstmals im Künstlerhaus Wien ausgestellt und später auch im Ausland, unter anderem in Dresden, Berlin und Chicago. Außerdem wurde sie als erste Frau in den Aquarellistenclub aufgenommen. In den Jahren 1898 und 1899 schrieb sie Kunstberichte für die Neue Freie Presse unter dem Pseudonym Franz Arnold.

Ihr großes Anliegen war allerdings die Veränderung der Stellung der Frau in der Gesellschaft. Schon in ihren Jugendjahren setzte sie sich in Tagebucheinträgen damit auseinander und kritisierte die konventionellen Geschlechterrollen. Später wurde diese Auseinandersetzung immer intensiver und sie entwickelte sich zu einer der wichtigsten Theoretikerinnen der Ersten Frauenbewegung. In ihren philosophischen und sozialwissenschaftlichen Schriften beschäftigte sie sich mit der Geschlechterfrage und der Diskriminierung der Frau, indem sie die traditionellen Rollenbilder und die Degradierung der Frau zu Sexualobjekten kritisierte und eine Veränderung der Machtverhältnisse forderte.

Bereits 1894 engagierte sie sich aktiv in der Frauenbewegung und trat bei Vorträgen und Versammlungen auf. Neben Marianne Hainisch, Marie Lang und Auguste Fickert gehörte sie zu den zentralen Personen und Vorkämpferinnen der Frauenbewegung. 1893 gründete sie zusammen mit Auguste Fickert und Marie Lang den "Allgemeinen Österreichischen Frauenverein", wo sie von 1893 bis 1903 als Vizepräsidentin tätig war. Trotzdem lag ihr Fokus weniger auf den Vereinsaktivitäten, als vor allem auf dem Schreiben. Insbesondere ihre Hauptwerke "Zur Kritik der Weiblichkeit" und "Geschlecht und Kultur" gehörten zu den wichtigsten theoretischen Grundlagen der Ersten Frauenbewegung und wurden auch ins Englische übersetzt. 1895 verwendete Hugo Wolf ein Libretto Mayreders für seine erste Oper "Der Corregidor".

1897 gründete sie zusammen mit Olga Prager und Kurt Federn die Kunstschule für Frauen und Mädchen, da Frauen bis dato kaum Möglichkeiten hatten, an staatlichen Schulen Kunst zu studieren. 1899 gab sie gemeinsam mit Auguste Fickert und Marie Lang die Zeitschrift "Dokumente der Frauen" heraus, in der sie auch selbst Essays veröffentlichte.

Von 1912 bis zu seinem Tod 1935 wandte Rosa Mayreder viel Zeit für die Pflege ihres psychisch schwer erkrankten Mannes Karl Mayreder, den sie 1881 geheiratet hatte, auf. Trotz dieser Belastung war sie weitherhin politisch aktiv. Sie engagierte sich in der Friedensbewegung wodurch sie auch in engem Kontakt mit Bertha von Suttner stand. 1919 wurde Rosa Mayreder Vorsitzende der "Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit",

1928 wurde sie zur "Bürgerin der Stadt Wien" ernannt. Nachdem sie sich allerdings in einem Zeitungsartikel öffentlich zu ihrem jüdischen Großvater bekannte, wurde sie nur noch als "Bürgerin ehrenhalber der Stadt Wien" geführt. Posthum wurde Rosa Mayreder immer wieder in der Öffentlichkeit geehrt. 1965 wurde die Mayredergasse in Wien-Donaustadt und 2005 der Rosa-Mayreder-Park in Wien-Wieden nach ihr benannt. 1997 bildete man ihr Konterfei auf der 500-Schilling-Banknote ab. 1999 wurde außerdem das Rosa Mayreder College, das sich feministischer Bildungsarbeit widmet, gegründet. Ihr Grab auf dem Zentralfriedhof wird seit 2009 als ein ehrenhalber auf Friedhofsdauer gewidmetes Grab geführt.

Der Teilnachlass von Rosa Mayreder befindet sich in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus.

Werke (Auswahl)

  • Rosa Mayreder: Das Haus in der Landskrongasse. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Käthe Braun-Prager. Wien: Mensa 1948
  • Rosa Mayreder: Der letzte Gott. Stuttgart / Berlin: Cotta 1933
  • Rosa Mayreder: Mensch und Menschlichkeit. Wien [u.a.]: Braumüller 1928 (Soziologie und Sozialphilosophie, 7)
  • Rosa Mayreder: Geschlecht und Kultur. Essays. Jena: Diederichs 1923
  • Rosa Mayreder: Die Frau und der Internationalismus. Wien / Leipzig / Bern: Frisch 1921 (Bücher für Frieden und Freiheit, 3)
  • Rosa Mayreder: Zur Kritik der Weiblichkeit. Essays. Jena: Diederichs 1905

Quellen

Literatur

  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 78
  • Hilde Schmölzer: Rosa Mayreder. Ein Leben zwischen Utopie und Wirklichkeit. Wien: Promedia 2002
  • Beatrix Schiferer: Vorbilder. Kreative Frauen in Wien. 1750−1950. Wien: Verband Wiener Volksbildung 1994, S. 123 ff.
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 83
  • Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der Feminismus in Wien um 1900. 21. September bis 21. Jänner 1990. [Wien]: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1989 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 125)
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 131
  • Käthe Braun-Prager: Rosa Mayreder. In: Frauenbilder aus Österreich. Eine Sammlung von zwölf Essays. Wien: Obelisk Verlag 1955, S. 35 ff.
  • Der Aufstieg der Frau. Zu Rosa Mayreders 70. Geburtstag am 30. November 1928 als Ehrengabe dargebracht. Jena: Diederichs 1928


Rosa Mayreder im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks