Johann Fries

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Daten zur Person
Personenname Fries, Johann
Abweichende Namensform Fries, Johann von
Titel Reichsgraf
Geschlecht männlich
PageID 27706
GND 120732904
Wikidata Q1696785
Geburtsdatum 11. Mai 1719
Geburtsort Mühlhausen, Elsass
Sterbedatum 19. Juni 1785
Sterbeort Bad Vöslau, Niederösterreich
Beruf Bankier, Industrieller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Gruft; Pfarrkirche Vöslau
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Commerzienrath (Verleihung: 1752)
  • k. k. Hofrat und fränkischer Reichsritter (Verleihung: 1771)


Johann Fries (ab 1762 Reichsgraf), * 11. Mai 1719 Mühlhausen, Elsass, † 19. Juni 1785 Bad Vöslau, Niederösterreich (Gruft im Schlosspark, später in der Pfarrkirche Vöslau), Bankier, Industrieller, Gattin Anne Parish (1737-1807).

Biographie

Johann (von) Fries war Sohn einer aus Bern zugewanderten einflussreichen protestantischen Patrizierfamilie; aufgrund der wirtschaftlichen Position und der Dienste für den Kaiser durfte er bei seinem reformierten Glaubensbekenntnis bleiben und war ein großzügiger Förderer der Reformierten Gemeinde in Wien. Während des Österreichischen Erbfolgekriegs war Fries 1746-1748 als Kommis im englischen Kommissariat tätig, das die Übernahme der Subsidiengelder und die Verpflegung der alliierten Truppen durchzuführen hatte. Erste Verdienste erwarb er sich, als es ihm (im Auftrag von Kaunitz nach London reisend) gelang, einen Subsidienrückstand von 600.000 Pfund, dessen Bezahlung man in London in Frage gestellt hatte, einzutreiben. Maria Theresia belohnte ihn mit der taxfreien Verleihung der Niederlagsfreiheit in Wien und gewährte ihm überdies 1751 ein Fabriksprivileg für eine Barchent- und Cottonfabrik (gegründet in Fridau bei Obergrafendorf). 1752 gründete er (mit dem Zeuglieutnant des Wiener Zeughauses, Johann Joseph Schmid, assoziiert) in Weißenbach an der Triesting (Niederösterreich) eine Messing- und Metallwarenfabrik, 1754 (nachdem ihm Graf Chotek gemeinsam mit dem italienischen Seidenfabrikanten Togniola die Direktion der k. k. Seidenfabriken übertragen hatte) eine Fabrik für Samt- und Seidenwaren in Oberdöbling; von hier breitete sich die berühmt gewordene Seidenfabrikation auf dem Schottenfeld und am Neubau aus.

Als Vertrauensmann von Wenzel Fürst Kaunitz wickelte er Geldgeschäfte ab, die ihm großen Reichtum brachten. Fries hat unter anderem den orientalischen Handel mit dem Maria-Theresien-Taler geschaffen (er übernahm 1752 das sogenannte „Taler-Negotium" [Handel mit den von den Türken geschätzten Maria-Theresien-Talern], das ihm 1756-1776 einen Gewinn von rund einer Million Gulden einbrachte). Während des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) verwaltete er die französischen Subsidienzahlungen, 1759 wurde ihm die (unbesoldete) Administration der k. k. Bergwerks-Produkten-Verschleiß-Direktion übertragen (Einkommen auf Provisionsbasis nach dem Umsatz). 1766 gründete er mit Johann Jakob Baron Gontard das Bankhaus „Fries et Comp.", mit dem das bestehende Großhandlungshaus Fries zusammenarbeitete und das sich vor allem mit Wechselgeschäften aus der Warenhandelsfinanzierung beschäftigte; 1774 ging er nach Brüssel, um dort den neuen Zolltarif zwischen den deutschen und den niederländischen Gebieten auszuhandeln (wobei er den Verkauf des ungarischen Kupfers in die Niederlande erreichen konnte). Seine Gewinne legte Fries überwiegend in Grund- und Hausbesitz an; er erwarb 1761 die Herrschaft Vöslau (die er erst 1774 formell in Besitz nahm und dessen ehemaliges mittelalterliches [1740-1753 barockisiertes] Wasserschloss er durch Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg klassizistisch umbauen ließ), 1771 die Rittergüter Dennelohe und Oberschwaningen. 1783/1784 ließ sich Fries von Hetzendorf von Hohenberg gegenüber der Hofburg ein prachtvolles Palais bauen (Pallavicinipalais).

In einem Anflug von Schwermut dürfte er Selbstmord begangen haben; seine Leiche wurde auf dem Vöslauer Schlossteich treibend aufgefunden, sein Tod ist bis heute rätselhaft geblieben. Seine Witwe übernahm die Verwaltung des riesigen Vermögens. Von seinen acht Kindern erlangte Moritz Christian Fries die größte Bedeutung. "Commerzienrath" (1752), k. k. Hofrat und fränkischer Reichsritter (1771); prominentes Mitglied der Evangelischen Gemeinde Helvetisches Bekenntnis in Wien.

Literatur

  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935
  • Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279 / 281), S. 39 ff.
  • Ernst Katzer: Ein Frühindustriellcr. Johann Reichsgraf von Fries. In: Niederösterreichischer Kulturbericht 1985. Kunst und Wissenschaft. Bericht über Förderungsmaßnahmen der Abteilung Kultur und Wissenschaft des Amtes der NÖ Landesregierung. - St. Pölten : Amt d. NÖ. Landesregierung 1985, S. 14 f.
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 95), S. 373
  • Evangelisch in Wien. 200 Jahre evangelische Gemeinden. 11. Februar bis 2. Mai 1982. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1982 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 76), S. 19 ff. (Karl Weinberger: Die Grafen von Fries - eine Protestantische Familie), S. 56 ff.
  • Die großen Architekten der Ringstraßenzeit, ihre Vorläufer und Nachfahren auf dem Lande. Eine Ausstellung in den historischen Räumen des Schlosses von Bad Vöslau, 21. Juni - 30. September 1986. Bad Vöslau: Stadtgemeinde 1986, S. 88
  • Günther Berger: Johann Reichsfreiherr von Fries (ungedrucktes Manuskript; Wiener Stadt- und Landesarchiv, Biographische Sammlung)

Weblinks