Heinrich Lammasch

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Heinrich Lammasch
Daten zur Person
Personenname Lammasch, Heinrich
Abweichende Namensform
Titel Dr. jur., Univ. Prof.
Geschlecht männlich
PageID 27297
GND 118726110
Wikidata Q112023
Geburtsdatum 21. Mai 1853
Geburtsort Seitenstetten, Niederösterreich
Sterbedatum 6. Jänner 1920
Sterbeort Salzburg
Beruf Jurist, Staatsmann
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 15.01.2021 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Bad Ischl
Grabstelle
Bildname Heinrichlammasch.jpg
Bildunterschrift Heinrich Lammasch

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Mitglied am Haager Schiedsgericht (1899)
  • Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats (1899, bis: 1918)
  • Ministerpräsident des k.k. Österreich (27. Oktober 1918, bis: 11. November 1918)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 1912)

Lammasch Heinrich, * 21. Mai 1853 Seitenstetten, Niederösterreich, † 6. Jänner 1920 Salzburg (Friedhof Bad Ischl), Jurist, Staatsmann. Studierte an der Universität Wien (Dr. jur. 1876) und habilitierte sich 1879 für Strafrecht (1882 ao., 1885 o. Prof. für Strafrecht, Rechtsphilosophie und Völkerrecht an der Universität Innsbruck); 1889 wurde er o. Prof. für Völkerrecht an der Universität Wien. Von Lammasch stammte der Entwurf für ein neues Strafgesetzbuch (das allerdings niemals Gesetz wurde). 1899 wurde er völkerrechtlicher Berater bei der Ersten, 1907 bei der Zweiten Haager Friedenskonferenz; ab 1899 war Lammasch Mitglied des Herrenhauses. Im Ersten Weltkrieg versuchte er eine Eroberungspolitik zu verhindern, plädierte für einen Verständigungsfrieden (den er auf der Basis des Völkerbunds zu erlangen hoffte) und wandte sich gegen das deutsche Bündnis. Im Herrenhaus trat er mit beeindruckenden Reden für den Frieden hervor. Karl I. bot ihm zweimal den Posten des Ministerpräsidenten an, doch erst beim dritten Mal, am 25. Oktober 1918, nahm Lammasch an und leitete für wenige Tage, während derer sich Cisleithanien auflöste, das in den Medien als Liquidationsministerium bezeichnete Kabinett; er riet dem Kaiser zum Amtsverzicht (auch der deutsche Kaiser war am 9. November 1918 abgetreten). Die Amtsgeschäfte hatten die k.k. Minister in den ersten Novembertagen an die Regierungen der Nachfolgestaaten, darunter Deutschösterreich, abgegeben. Gemeinsam mit Vertretern dieser am 30. Oktober 1918 gebildeten Regierung Deutschösterreichs unter Karl Renner entwarfen Lammasch und seine Minister die Verzichtserklärung, die Kaiser Karl I. am 11. November 1918 unterschrieb. In diesem Zusammenhang entließ er die Regierung Lammasch formell.

Lammasch trat als erster für die österreichische Neutralität ein; Ende 1918 erarbeitete er einen österreichischen Entwurf für den Völkerbundpakt. Zahlreiche Veröffentlichungen. Präsident des Internationalen Schiedsgerichts in Den Haag. Lammaschdenkmal, Lammaschgasse.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1,1923
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Wilhelm Brauneder: Juristen in Österreich. Wien: Orac 1987, 229ff, 329;
  • M. Lammasch, H. Sperl (Hgg.): Heinrich Lammasch, seine Aufzeichnungen, sein Wirken und seine Politik. 1922
  • Heinrich Benedikt: Die Friedensaktion der Meinl-Gruppe 1917/1918. 1963
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 17.01.1970