Karl I.

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Karl I.
Daten zur Person
Personenname Karl I.
Abweichende Namensform Karl IV.; Karl III.; Karl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria
Titel Erzherzog, Kaiser, König, Seliger
Geschlecht männlich
PageID 25777
GND 118560077
Wikidata Q51068
Geburtsdatum 17. August 1887
Geburtsort Schloss Persenbeug, Niederösterreich 4799855-6
Sterbedatum 1. April 1922
Sterbeort Funchal, Madeira 4299432-9
Beruf Regent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Zwischenkriegszeit, Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Kirche Nossa Senhora, Monte bei Funchal
Grabstelle Seitenkapelle
Bildname KarlI.jpg
Bildunterschrift Karl I.

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Kaiser von Österreich (21.11.1916 bis 11.11.1918)
  • König von Ungarn (21.11.1916 bis 13.11.1918)

  • Seligsprechung (Verleihung: 3. Oktober 2004)

Karl I. (Karl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria), * 17. August 1887 Schloss Persenbeug, Niederösterreich, † 1. April 1922 Funchal (Madeira, Portugal), Kaiser von Österreich, König von Böhmen (Karl III.), König von Ungarn (Karl IV.).

Biografie

Der Sohn von Erzherzog Otto und dessen Ehefrau Maria Josepha von Sachsen war ein Großneffe Kaiser Franz Josephs. Er wuchs auf Schloss Persenbeug, in der Villa Wartholz in Reichenau an der Rax sowie an den Garnisonsorten seines Vaters auf. In seiner (privaten) Erziehung wurde von seiner Mutter großer Wert auf Religion und Fremdsprachen gelegt. Von 1899 bis 1901 besuchte er das Schottengymnasium in Wien. Nach einer militärischen Ausbildung in dem nach seinem Vater benannten Ulanenregiment "Erzherzog Otto" schlug er die Laufbahn eines Offiziers ein. An der Universität Prag erwarb er als Privathörer Kenntnisse in den Rechts-, Finanz- und Wirtschaftswissenschaften.

Als der Vater im November 1906 starb, übernahm Thronfolger Franz Ferdinand die Vormundschaft für den jungen Erzherzog, der selbst an die zweite Stelle der Thronfolge vorrückte, da Franz Ferdinands eigene Kinder von der Thronfolge ausgeschlossen waren. Am 21. Oktober 1911 heiratete er Zita von Bourbon-Parma. Nach der Ermordung seines Onkels in Sarajevo wurde Karl aufgrund der habsburgischen Hausgesetze Thronfolger des damals 84 Jahre alten Monarchen.

Im Ersten Weltkriegs, an dessen Ausbruch er nicht beteiligt war, wurde Karl zunächst dem Armeeoberkommando zugeteilt und dann auf verschiedene Kriegsschauplätze abkommandiert. Nach dem Tod Franz Josephs am 21. November 1916 übernahm er automatisch die Regentschaft. Eine eigene Krönung fand auf Wunsch der Ungarn im Dezember 1916 in Budapest statt. Durch den dabei geschworenen Eid waren ihm verfassungsrechtlich die Hände gebunden, was Reformen in der ungarischen Reichshälfte betraf. Er übernahm den Oberbefehl über das Heer, verlegte den Sitz des Oberkommandos nach Baden und löste Anfang 1917 Franz Conrad von Hötzendorf als Chef des Generalstabes ab. In der österreichischen Reichshälfte kam es durch ihn zu einem Austausch der bisherigen politischen Eliten, er berief den Reichsrat wieder ein und erließ eine politische Amnestie. Außenpolitische Versuche, einen Friedensschluss zu erreichen, blieben ohne Erfolg. Geheimverhandlungen mit der Entente über seine Schwäger Sixtus und Xavier von Bourbon-Parma waren ergebnislos und wurden von Frankreichs Ministerpräsident Georges Clemenceau öffentlich gemacht ("Sixtus-Affäre"), was die Reputation des Kaisers, vor allem auch bei den deutschen Verbündeten, beeinträchtigte.

Als sich ab Sommer 1918 die zentrifugalen Tendenzen in der habsburgischen Monarchie verstärkten, versuchte Karl I. spät entgegenzuwirken. Das Völkermanifest (16. Oktober 1918) sollte aus der österreichischen Reichshälfte einen Bund sich innenpolitisch selbst regierender Länder machen, führte aber zur Gründung unabhängiger Staaten wie etwa der Tschechoslowakei. Auch für die deutschsprachigen Gebiete konstituierte sich eine Provisorische Nationalversammlung, die auf dem Gebiet des heutigen Österreich die Staatsgewalt übernahm. Nach dem Waffenstillstand am 4. November zerfiel auch die Armee.

Am 11. November 1918 unterzeichnete Karl, nachdem zuvor Wilhelm II. im Deutschen Reich abgedankt hatte, eine von kaiserlichen und republikanischen Politikern erarbeitete Verzichtserklärung auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte in Österreich und enthob seine letzte Regierung unter Heinrich Lammasch. Am 13. November verzichtete er auch für Ungarn auf die Regierungsgeschäfte. Er verließ mit seiner Familie Schloss Schönbrunn, das nun vom Staat verwaltet wurde, und damit Wien und hielt sich in den folgenden Monaten auf Schloss Eckartsau im Marchfeld auf, damals habsburgischer Privatbesitz.

Da es Karl auch unter dem Einfluss seiner Ehefrau ablehnte, mit einer formellen Abdankung für klare Verhältnisse zu sorgen, musste er unter dem Druck der republikanischen österreichischen Regierung unter Karl Renner am 24. März 1919 mit seiner Familie in die Schweiz ausreisen. Bei dieser Gelegenheit erklärte er seine Verzichtserklärung für ungültig (Feldkircher Manifest), provozierte damit aber in Österreich den parlamentarischen Beschluss des Habsburgergesetzes, das ihn und andere Familienmitglieder auf Lebenszeit des Landes verwies. Zweimalige Restaurationsversuche in Ungarn im Jahr 1921 scheiterten; nach dem zweiten wurde er von den Siegermächten nach Madeira im Atlantischen Ozean verbannt, wo er bald an einer Lungenentzündung starb.

Der frühere Kaiser wurde in der Kirche Nossa Senhora in Monte bei Funchal bestattet. Eine Überführung in die Kapuzinergruft nach dem Tod seiner Ehefrau Zita im Jahr 1989, wie es seitens der österreichischen Politik angeboten worden war, wurde von der Familie Habsburg nicht vorgenommen. Karl habe auf Madeira so viel Zuwendung erfahren, dass man seine dortige Grabstätte aufrechterhalten wolle. Bereits kurz nach seinem Tod wurden Initiativen gestartet, das Andenken an den letzten Kaiser hervorzuheben, was in der Seligsprechung am 3. Oktober 2004 durch Papst Johannes Paul II. gipfelte.

Quellen

  • Erich Feigl [Hg.]: "Gott erhalte ..." Kaiser Karl. Persönliche Aufzeichnungen und Dokumente. Wien: Amalthea 2006

Literatur

  • Manfried Rauchensteiner [Hg.]: Baden – Zentrum der Macht 1917–1918. Kaiser Karl I. und das Armeeoberkommando. Wien: Amalthea Signum 2018
  • Eva Demmerle: Kaiser Karl. Mythos und Wirklichkeit. Wien: Amalthea Signum 2016
  • Kaiser Karl I. Symposium 13. April 2012. Hg. vom Heeresgeschichtlichen Museum Wien. Wien: Heeresgeschichtliches Museum 2013
  • Bernhard A. Macek: Kaiser Karl I. Der letzte Kaiser Österreichs. Ein biografischer Bilderbogen. Erfurt: Sutton 2012
  • Andreas Gottsmann [Hg.]: Karl I. (IV.), der Erste Weltkrieg und das Ende der Donaumonarchie. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2007 (Publikationen des Historischen Instituts beim Österreichischen Kulturforum in Rom, 14)
  • Jan Mikrut [Hg.]: Kaiser Karl I. (IV.) als Christ, Staatsmann, Ehemann und Familienmensch. Wien: Dom-Verlag 2004
  • Erich Feigl: Kaiser Karl I. Ein Leben für den Frieden seiner Völker. Wien [u. a.]: Amalthea 1990
  • Tamara Griesser-Pecar: Die Mission Sixtus. Wien [u. a.]: Amalthea 1988
  • Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
  • Ludwig Jedlicka: Karl I. In: Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 11. Berlin: Duncker & Humblot 1977, S. 243–245
  • Gordon Brook-Shepherd: Um Krone und Reich. Die Tragödie des letzten Habsburgerkaisers. Wien [u. a.]: Molden 1968
  • Robert A. Kann: Die Sixtusaffäre und die geheimen Friedensverhandlungen Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1966
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1965, S. 236–239
  • Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck [u. a.]: Tyrolia 1962
  • Reinhold Lorenz: Kaiser Karl und der Untergang der Donaumonarchie. Graz [u. a.]: Styria 1959
  • Arthur Graf Polzer-Hoditz: Kaiser Karl. Aus der Geheimmappe seines Kabinettschefs. Wien [u. a.]: Amalthea 1929

Weblinks