Hans Kudlich

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Porträt von Hans Kudlich
Daten zur Person
Personenname Kudlich, Hans
Abweichende Namensform
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 23190
GND 118567470
Wikidata Q113277
Geburtsdatum 25. Oktober 1823
Geburtsort Lobenstein, Österreichisch-Schlesien 4099723-6
Sterbedatum 11. November 1917
Sterbeort Hoboken, New Jersey, USA 4442912-5
Beruf Politiker, Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis Revolution 1848
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Akademische Legion, Revolution 1848, Grundherrschaft, Reichstag (1848)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Wachberg bei Lobenstein
Grabstelle
Bildname Hans Kudlich.jpg
Bildunterschrift Porträt von Hans Kudlich

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Reichstagsabgeordneter (10. Juli 1848, bis: 7. März 1849)
  • Mitglied der Akademischen Legion (April 1848, bis: Mai 1848)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 2. Mai 1872)

Hans Kudlich, * 25. Oktober 1823 Lobenstein, Österreichisch-Schlesien (Úvalno, Tschechische Republik), † 11. November 1917 Hoboken, New Jersey, USA, Arzt, Politiker.

Biografie

Hans Kudlich, Sohn eines wohlhabenden Bauern, studierte nach der Matura in Troppau (Opava) an der Universität Wien Philosophie (1840–1842) und Rechtswissenschaften (ab 1842) und schloss sich liberalen politischen Zirkeln an (insbesondere dem Juridisch-Politischen Leseverein). Kurz vor Ausbruch der Wiener Märzrevolution 1848 legte er sein erstes Rigorosum ab, beteiligte sich dann aber an den Unruhen.

Kudlich wurde am 13. März bei der Demonstration vor dem Landhaus durch einen Bajonettstich verwundet, betätigte sich im April und Mai im Rahmen der Studentenlegion, musste dann aber krankheitshalber in die Heimat zurückkehren. Dort wurde er als jüngster Abgeordneter in den Wiener Reichstag gewählt, in dem er am 24. Juli 1848 den Antrag auf Aufhebung des grundherrlich-bäuerlichen Untertänigkeitsverhältnisses einbrachte, der nach langandauernden Beratungen am 7. September 1848 in etwas modifizierter Form zum Gesetz erhoben wurde. Diese Initiative sicherte ihm den Ruf des "österreichischen Bauernbefreiers" und leitete die größte Eigentumsverschiebung in Österreichs Geschichte ein.

Während der Oktobertage war er wieder aktiv tätig: Am 8. Oktober 1848 erreichte er die Übergabe des belagerten bürgerlichen Zeughauses Am Hof an die Studentenlegion, von 12. Oktober bis 4. November unternahm er eine (erfolglose) Reise durch Niederösterreich und Oberösterreich, um ein Aufgebot des bäuerlichen Landsturms zur Unterstützung der Wiener Bürgerschaft gegen die Truppen unter Alfred zu Windisch-Graetz und Joseph Jellačić zu erreichen. Im November 1848 folgte er dem Reichstag nach Kremsier und entging nach dessen Auflösung am 7. März 1849 der Verhaftung durch Flucht. Über Leipzig kam er nach Frankfurt am Main, wo sein Bruder Hermann Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung war. Danach ging er in die Pfalz, wo er in die Dienste der provisorischen revolutionären Regierung trat. Im Juni 1849 musste Kudlich in die Schweiz flüchten, wo er zuerst in Bern, dann in Zürich Medizin studierte. 1853 legte er sein Doktorexamen ab.

Wegen seiner Rolle während der Wiener Oktoberrevolution wurde Kudlich am 10. März 1854 in Abwesenheit zum Tod verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt war er (nachdem er im April 1853 auf Drängen des österreichischen Gesandten aus der Schweiz ausgewiesen worden war) bereits in Hoboken bei New York als Arzt tätig. In seiner neuen Heimat gründete Kudlich unter anderem auch deutsche Schulen und Vereine. Nach Aufhebung des Todesurteils im Zuge einer Amnestie 1866 (nach anderen Angaben 1867) unternahm er mehrfache Reisen in seine alte Heimat und empfing zahlreiche Ehrungen. Die Stadt Wien verlieh ihm im Mai 1872 die Ehrenbürgerschaft, die jedoch auf kaiserliche Anordnung zurückgenommen werden musste. Auch sein Plan, in Österreich wieder politisch tätig zu werden, scheiterte. Enttäuscht kehrte Hans Kudlich nach Amerika zurück, wo er bis zu seinem Tod lebte. 1873 erschienen seine "Rückblicke und Erinnerungen".

Eine Gedenktafel (mit Porträtrelief) im ehemaligen Niederösterreichischen Landhaus (Herrengasse 13) erinnert an den Politiker; bereits 1872 wurde in Favoriten die Kudlichgasse nach ihm benannt.

Werke

  • Hans Kudlich: Rückblicke und Erinnerungen. Wien: Hartleben 1873

Quellen

Literatur

  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Hans Kudlich und die Bauernbefreiung in Niederösterreich. Sonderausstellung im NÖ Landhaus, 17. Mai – 22. Juni 1983. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1983
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 13. Berlin: Duncker & Humblot 1982, S. 166–168
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 4. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1969, S. 319
  • Friedrich Prinz: Hans Kudlich und seine Zeit. München: Die Brücke [1959]
  • Richard Charmatz: Lebensbilder aus der Geschichte Österreichs. Wien: Danubia-Verlag 1947, S. 30 ff.
  • Otto Wenzelides: Hans Kudlich. Ein Leben für Freiheit und Recht. Wien: 1925
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 13: Kosarek–Lagkner. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1865
  • Franz Adlgasser, Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918. Konstitutierender Reichstag 1848-1849, Reichsrat 1861-1918. Ein biographisches Lexikon, Teilband 2: A-L. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Band 33), S. 651

Weblinks