Curd Jürgens

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Daten zur Person
Personenname Jürgens, Curd
Abweichende Namensform Jürgens, Curd Gustav
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 22783
GND 118558625
Wikidata Q57584
Geburtsdatum 13. Dezember 1915
Geburtsort München-Solln
Sterbedatum 18. Juni 1982
Sterbeort Wien
Beruf Schauspieler, Regisseur
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Film, Fernsehen, Operette, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Volkstheater (Institution), Theater in der Josefstadt (Institution), Akademietheater, Schauspieler, Josef-Kainz-Medaille, Ehrengrab
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 14.02.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum 22. Juni 1982
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32 C, Nummer 54
Ehrengrab Ehrengrab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (Verleihung: 21. September 1966, Übernahme: 24. Oktober 1966)


Curd Jürgens, * 13. Dezember 1915 München-Solln, † 18. Juni 1982 Wien 3, Krankenhaus Rudolfstiftung (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 32C, Nummer 54 [Schauspielmasken am Grabdenkmal von Günther Schneider-Siemssen]; laut testamentarischer Verfügung Begräbnis abends bei künstlicher Beleuchtung), Schauspieler, erste Gattin (1936) Lulu Basler, Schauspielerin (Scheidung), zweite Gattin (1944 Wien; Trauzeuge Willi Forst) Judith Holzmeister, Schauspielerin (Scheidung), dritte Gattin (1955 Schliersee) Eva Bartok, Schauspielerin (Scheidung 1956), vierte Gattin (1958 Cochem/Mosel) Simone Bicheron, Fotomodell (Scheidung 1977 Zürich), fünfte Gattin (1978 Bahamas) Margie (Margret) Knitzsch, geschiedene Schmitz (1941-2003), Fotomodell.

Biografie

Nach seinem Schulbesuch in Berlin und London erlitt er 1933 als Mitfahrer einen schweren Autounfall, der seine Berufsziele veränderte; er wandte sich der Weltliteratur zu, wurde Reporter beim Berliner „Acht-Uhr-Abendblatt" (Interview von Lulu Basler, die ihm eine Schauspielerausbildung empfahl), erhielt 1935 von Willi Forst die Rolle des Kaisers Franz Joseph im Film „Kaiserwalzer" und debütierte in Dresden in der Operette „Ball der Nationen". 1938-1941 spielte Jürgens am Wiener Volkstheater und war 1941-1953 (Debüt 1940) beziehungsweise nochmals 1965 Mitglied des Burgtheaters, an dem er klassische und moderne Rollen übernahm (Goethes „Iphigenie"; Tennessee Williams' „Glasmenagerie" und „Endstation Sehnsucht", Brechts „Galilei", Strindberg, Schnitzler und Tschechow).

Er wohnte im Hochhaus (1., Herrengasse 6-8), dann im Dienstquartier 8., Krotenthallergasse (Palais Anday). 1944 wurde er als politisch unzuverlässig zu Schanzarbeiten abkommandiert, konnte aber flüchten.

Nach dem Krieg gastierte er mit seiner „Münchner Gastspielbühne Curd Jürgens" in Bayern, schrieb das Stück „Geliebter Michael" und war kurze Zeit Intendant in Straubing. 1947 trat er erstmals in Salzburg auf. Um an einem Schweiz-Gastpiel des Burgtheaters teilnehmen zu können, erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. 1948-1950 entstand das von Clemens Holzmeister entworfene Wohnhaus 19., Grinzinger Straße 6.

Nach dem Verlassen des Burgtheaters (1953) konzentrierte er sich auf seine bereits 1935 begonnene Filmkarriere und erlangte in diesem Medium immer stärkere Anerkennung (Verlorenes Rennen, 1948; Der letzte Walzer, 1953 [bei den Dreharbeiten lernte er Eva Bartok kennen]; „Des Teufels General" [nach Zuckmayer; 1955 Auszeichnung als bester Schauspieler bei der Biennale in Venedig für die Hauptrolle in diesem Film]; „Kurier des Zaren" [machte ihn in ganz Europa berühmt]). Danach wirkte er an Internationalen Filmproduktionen mit und errang als charmanter Charakterdarsteller, klassischer Liebhaber und „rauher Held" internationale Anerkennung (Die Helden sind müde, 1955; Die Ratten, 1955; Und immer lockt das Weib, 1956; Duell im Atlantik, 1958) und ging nach Hollywood (Jakobowsky und der Oberst, 1958; Der blaue Engel, 1959; Die Schachnovelle, 1960; Frauenleiche in der Badewanne, 1971; Bitterer Whisky, 1974).

1960 betrat er am New Yorker Broadway auch wieder die Bühne, 1962 unternahm er als Sigmund Freud („Der rote Faden") eine Frankreich-Tournee und gastierte mit diesem Stück am Akademietheater (worauf ihn Ernst Haeusserman nochmals ans Burgtheater engagierte. Damals erwarb Jürgens (neben seinem vorhandenen Besitz in Vence, Frankreich, und dem Gruebhaus in Gstaad, Schweiz) das Haus 1., Franziskanerplatz 6.

1967 musste er sich einer Bypass-Operation unterziehen, ab 1968 wirkte er an TV-Produktionen mit, 1970 trat er im Theater in der Josefstadt auf, und 1973-1977 spielte er bei den Salzburger Festspielen den „Jedermann"; außerdem ging er bis 1980 mit dem Einpersonenstück „Im Zweifel für den Angeklagten" auf Tourneen. Seine Lebenserinnerungen erschienen 1976 unter dem Titel „... und kein bisschen weise"; 1980 folgte der Roman „Der süße Duft der Rebellion". Seine letzte Theaterrolle übernahm er 1979 im Theater in der Josefstadt (Sigmund Freud in „Berggasse 19").

Von weiteren Bypass-Operationen (1980) konnte er sich nicht mehr erholen. Jürgens war ein großer Charakterdarsteller, der eine eindrucksvolle Karriere absolvierte, jedoch als Filmstar und Bonvivant (sein Privatleben spielte sich im Jet-Set ab) auch ein Liebling der Boulevardpresse und ihrer Kolumnisten war; er spielte in 140 Filmen mit.

Josef-Kainz-Medaille (1966), Premio Sorrento der „Filmwoche Neapel" (1973), Silberne Carl-Theodor-Medaille von Schwetzingen (1975), Professor (1976), Großes Verdienstkreuz BRD (1981), Goldene Kamera (1982).

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Gregor Ball: Curd Jürgens. Seine Filme - sein Leben. In: Heyne Filmbibliothek 45, München 1982
  • Bühne 203 (1975), S. 13 ff.
  • Simone Jürgens: Das geborgte Glück. Die zwei Gesichter meines Lebens. Düsseldorf 1979
  • Margie Jürgens: [Hg.]: Curd Jürgens. Wie wir ihn sahen. Erinnerungen von Freunden. München [u.a.]: Langen Müller 1985
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Reclams deutsches Filmlexikon. Filmkünstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Stuttgart: Reclam 1984
  • Reichow-Hanisch: Filmschauspieler A-Z. S. 212 ff.
  • Henning Rischbieter [Hg.]: Friedrichs Theaterlexikon.Velber bei Hannover: Friedrich 1969
  • Stern: Fortsetzungsserie „Curd Jürgens, Danke, man lebt". 1970/1971

Nachrufe

  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.06.1982
  • Presse, 23.06.1982
  • Kronen-Zeitung, 23.06.1982, 24.06.1982 und 25.06.1982