Johann Peter van Ghelen

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Daten zur Person
Personenname Ghelen, Johann Peter van
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 22758
GND 132577046
Wikidata Q1695821
Geburtsdatum 1673
Geburtsort Wien
Sterbedatum 19. September 1754
Sterbeort Wien
Beruf Buchdrucker, Verleger
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 5.12.2023 durch DYN.gzemann
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Michaelerplatz 6 (Sterbeadresse)
  • 1., Habsburgergasse 14 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Peter van Ghelen, * 1673 Wien, † 19. September 1754 Wien, Buchdrucker, Buchhändler, Verleger.

Biografie

Johann Peter van Ghelen wurde 1673 als Sohn des Buchdruckers Johann van Ghelen und dessen Frau Maria Elisabeth in Wien geboren. Das Jahr der Türkenbelagerung Wiens 1683 erlebte er als Kind, beim Heranrücken der Osmanischen Armee wurde er von seinen besorgten Eltern zu Verwandten nach Brüssel geschickt, wo er zwei Jahre zubrachte. In der Folge erlernte er in der Wiener Druckerei seines Vaters den Buchdruck, studierte an der philosophischen Fakultät der Universität Wien (Institution) und reiste 1692 abermals nach Brüssel, um dort eine Buchhändlerlehre zu absolvieren. Wieder nach Wien zurückgekehrt, arbeitete er in der Firma des Vaters und unternahm ausgedehnte Bildungsreisen nach Deutschland, Frankreich und Italien. Die dabei erworbenen Sprachkenntnisse halfen ihm, die bereits unter seinem Vater charakteristische internationale Ausrichtung der Druckerei fortzuführen. So war er unter anderem an der Redaktion einer italienischen Zeitung ("Corriere ordinario") beteiligt.

1703 heiratete Johann Peter van Ghelen die Tochter eines kaiserlichen Hauptmannes, Johanna Francisca Adami (1683–1754), mit der er neun Kinder hatte, darunter sein späterer Nachfolger Johann Leopold. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1721 übernahm Johann Peter van Ghelen die Buchhandlung und die Druckerei, die zu seiner Zeit zwölf Gesellen beschäftigte und zu den führenden Firmen Wiens zählte. Er wurde als Universitätsbuchdrucker in die Matrikel der Universität eingetragen, auch der Titel des Hofbuchdruckers ging vom Vater auf den Sohn über und wurde erst nach dem Tod Johann Peter van Ghelens seinem aufstrebenden Konkurrenten, Johann Thomas von Trattner, übertragen. Seit 1728 firmierte Ghelen zudem als "Gemeiner Stadt Wien Buchdrucker".

Noch 1721 erwarb Ghelen von seinem Konkurrenten auf dem Zeitungsmarkt, Johann Baptist Schönwetter, das Druckprivileg für das "Wienerische Diarium" (die spätere "Wiener Zeitung"), mit dem das vom Fragamt herausgegebene Kundschaftsblatt, der Inseratenteil der Zeitung, eng verbunden war. Die Zeitung erschien von Jänner 1722 bis 1858 im Hause Ghelen, 1724 vereinigte sie Johann Peter van Ghelen mit dem ebenfalls gekauften "Mercurius", einer der renommiertesten Zeitungen Europas, die damit zu bestehen aufhörte. Er hatte zahlreiche Druckprivilegien auf lukrative Kleinpublikationen wie Kalender, Evangelien- und Gebetbücher inne, darüber hinaus verließen aber auch großformatige Prachtbände wie Matthäus Seutters "Atlas Novus" (1730) oder der "Gradus ad Parnassum" (1725) des Wiener Hofkomponisten Johann Joseph Fux seine Offizin.

Johann Peter van Ghelen starb am 19. September 1754 in seiner Wohnung auf dem Kohlmarkt (Stadt 1153, Kleines beziehungsweise Neues Michaelerhaus). Die Firma wurde von seinem einzigen Sohn Johann Leopold van Ghelen (1708–1760) übernommen, der ab 1749 auch Stadt- und Landrichter war. Nach dessen Tod übernahm eine Erbengemeinschaft ("Ghelen'sche Erben") Druckerei, Buchhandlung und Herausgabe der "Wiener Zeitung".

Literatur

  • Anton Tantner: Das Wiener Frag- und Kundschaftsamt. Informationsvermittlung im Wien der Frühen Neuzeit. In: Wiener Geschichtsblätter 66, 2011/4, S. 313–342
  • Peter R. Frank / Johannes Frimmel [Hg.]: Buchwesen in Wien 1750–1850. Kommentiertes Verzeichnis der Buchdrucker, Buchhändler und Verleger. Wiesbaden: Harrassowitz 2008 (Buchforschung. Beiträge zum Buchwesen in Österreich, 4), Lemmata "Ghelen, Johann Leopold von", S. 77, "Ghelen, Johann Peter van", S. 77 f, "Ghelen'sche Erben", S. 78 f.
  • W. Neuhauser: Ghelen, Johann Peter van. In: Lexikon des gesamten Buchwesens. Bd. III. Stuttgart: Hiersemann 1991, S. 168
  • Anton Durstmüller: 500 Jahre Druck in Österreich. Bd. 1: 1482 bis 1848. Wien [1982], S. 115–118
  • Helmut W. Lang: Die Buchdrucker des 15. bis 17. Jahrhunderts in Österreich. Baden-Baden: Koerner 1972 (Bibliotheca Bibliographica Aureliana 42), S. 65–66
  • Franz Gall: Ghelen, Johann Peter van. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6. Berlin: Duncker & Humblot 1964, S. 365–366
  • Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Wien: 1958 ff. Band 7, S. 126
  • Rathaus-Korrespondenz, 17.09.1954
  • Anton Mayer: Wiens Buchdrucker-Geschichte. Band 2: 1682–1882. Wien: 1887, S. 19–22
  • Heinrich Kábdebo: Ghelen, van. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9. Leipzig: Duncker & Humblot 1879, S. 141–143
  • Constantin von Wurzbach: Ghelen, Ghelen’sche Erben. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 5. Theil. Wien: Zamarski & Dittmarsch 1859, S. 168–169


Johann Peter van Ghelen im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.