Johann Malfatti

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Daten zur Person
Personenname Malfatti, Johann
Abweichende Namensform Malfatti von Monteregio, Giovanni Domenico Antonio
Titel Edler, Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 22388
GND 117540757
Wikidata Q86460
Geburtsdatum 12. Juni 1775
Geburtsort Lucca, Toskana
Sterbedatum 12. September 1859
Sterbeort Hietzing
Beruf Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis Wiener Kongress (1814/1815)
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 16.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof Hietzinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 3, Nummer 5
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann (Giovanni Domenico Antonio) Malfatti (1837 Edler von Monteregio), * 12. Juni 1775 Lucca, Toskana, † 12. September 1859 Hietzing, Malfattivilla (Hietzinger Friedhof, Gruft, Gruppe 3, Nummer 5d), Arzt, Sohn des Alessandro Malfatti (1735 [?]-1800) und seiner Gattin Anna Maria Angela Fornaciari, Gattin (1821) Helena Ostrowska (* 4. März 1794, † 23. Juli 1826 Wien).

Malfatti studierte in Bologna (bei Aloysio Galvani) und Pavia (bei Johann Peter Frank), folgte diesem (als er von Joseph II. nach Wien berufen wurde) in die Haupt- und Residenzstadt, wurde dessen Sekundararzt am (Alten) Allgemeinen Krankenhaus Wien und beendete an der Universität Wien sein Studium (Dr. med. 4. August 1797). 1802 gründete er die Gesellschaft praktischer Ärzte, 1804 (als Frank Wien verließ) gab er seine Stelle als Sekundararzt zugunsten einer Privatpraxis auf, die sich sehr erfolgreich entwickelte. Er avancierte zum Leibarzt Erzherzog Carls und der Erzherzogin Beatrix von Este (1810) und erfreute sich dank seines hervorragenden Rufs während des Wiener Kongresses (1814/1815) bei den fremden Fürsten und Diplomaten großer Beliebtheit. Er fand Eingang in die Aristokratie, veröffentlichte 1809 den "Entwurf einer Pathogenie aus der Evolution und Revolution des Lebens", zählte 1811-1817 zu den Ärzten und Freunden Ludwig van Beethovens (und nahm Mitte Jänner 1827 trotz eines 1817 erfolgten Bruchs nochmals an einem Konsilium am Bett des Schwerkranken teil), betreute 1830 auch den Herzog von Reichstadt und förderte Frédéric Chopin.

Seine Cousinen Therese und Anna, Schülerinnen Beethovens, waren die Töchter des Gutsbesitzers Jakob Friedrich Malfatti (ab 1785 von Rohrenbach zu Dezza; * 28. November 1769 Wien, † 26. Februar 1829); zur 21jährigen Therese fasste Beethoven tiefe Zuneigung und widmete ihr womöglich jene "Bagatelle", die als "Albumblatt für Elise" bekannt geworden ist. Malfatti vollzog den Übergang vom Brownianismus zur Naturphilosophie, behandelte Lähmungserscheinungen unter Hypnose (wodurch er in Gegnerschaft zu Andreas Joseph Stifft geriet), erwarb sich aber (als Anhänger von Bäderkuren) auch Verdienste um die Entdeckung österreichischer Heilbäder wie Bad Ischl und Bad Vöslau (Ehrenbürger von Bad Ischl). Der lange kinderlosen Erzherzogin Sophie (Mutter Franz Josephs I.) riet er mit Erfolg zum Bäderbesuch. 1837 gründete Malfatti die k. k. Gesellschaft der Ärzte, deren erster Präsident er wurde. Er besaß zwei Häuser in der Stadt, eine Villa in Hietzing (Malfattivilla) und ein Landhaus in Weinhaus (Malfattihaus).

Malfattigasse, Malfattisteig, Siedlung Malfatti

Literatur

  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 49, 101 f. und Register
  • Bruno Pincherle: Giovanni Malfatti - Erster Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. In: Wiener medizinische Wochenschrift 80 (1930), S. 1120 f.
  • Bruno Pincherle: Giovanni Malfatti, medico di Beethoven e del Duca di Reichstadt. In: Bollettino dell' Istituto Italiano dell' Arte Sanitaria 30 (1931), fasc. 1
  • Helmut Wyklicky: Über den Gestaltwandel ärztlicher Probleme am Beispiel einer 150jähriger Gesellschaft (Festrede vom 18 3.1987). In: Archiv der Geschichte der Naturwissenschaften. 19-21/1987, S. 893 ff.
  • Anton Schaller: Das medizinische Ischl. Solebad, kaiserliche Sommerresidenz, Lazarettstadt. In: Wiener klinische Wochenschrift 103 (1991), S. 498 ff.
  • Karl Hermann Spitzy [Hg.]: Gesellschaft der Ärzte in Wien 1837-1987. Wien: Brandstätter 1987, S. 9 ff.
  • Friedrich Slezak: Italiener in Wien: Zuwanderer aus Lucca. In: Wiener Geschichtsblätter 43 (1988), S. 66 f.
  • Gerd Holler: Napoleons Sohn. Der unglückliche Herzog von Reichstadt. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1987, S. 232 ff.
  • Hans Bankl / Hans Jesserer: Die Krankheiten Ludwig van Beethovens. Pathographie seines Lebens und Pathologie seiner Leiden. Wien [u.a.]: Maudrich 1987
  • Anton Neumayr: Musik und Medizin. Band 2: Am Beispiel der deutschen Romantik. Wien: J & V Edition Wien 1989, S. 234 f.
  • Sybille Albrecht: Leben und Werk von Johann Malfatti. Diss. Univ. Heidelberg. Heidelberg 1974
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 259
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 368 f.

Weblinks