Eduard van der Nüll

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Eduard van der Nüll
Daten zur Person
Personenname Nüll, Eduard van der
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 22161
GND 118735691
Wikidata Q78979
Geburtsdatum 9. Jänner 1812
Geburtsort Wien
Sterbedatum 3. April 1868
Sterbeort Wien
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert, Währinger Ortsfriedhof, Gräberhain Schubertpark
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum 21. Mai 1889
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32A, Nummer 5
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Eduardvandernuell.jpg
Bildunterschrift Eduard van der Nüll
  • 6., Windmühlgasse 28 (Sterbeadresse)
  • 6., Schadekgasse 4 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Professor für Ornamentik der Akademie der Bildenden Künste in Wien (12.1843)
  • Professor für Architektur der Akademie der Bildenden Künste in Wien (1845)

Eduard van der Nüll, getauft 9. Jänner 1812 Wien, † 3. April 1868 Wien (bestattet Währinger Ortsfriedhof, Grabstein im Gräberhain Schubertpark erhalten, überführt auf den Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 32A, Nummer 5), Architekt

Biographie

Eduard van der Nüll studierte 1835 bis 1838 an der Akademie der bildenden Künste und war Schüler von Nobile, Sprenger und Karl Rösner. Sein Leben war geprägt durch eine enge Freundschaft mit August Sicard von Sicardsburg). Während der Ausbildung lernte er August Sicard von Sicardsburg kennen. Seine Berufslaufbahn begann Eduard van der Nüll bei der Landesbaudirektion in Lemberg. Van der Nüll erhielt 1838 ex aequo mit Sicardsburg die Goldmedaille des Hofpreises. Ein dreijähriges Reisestipendium führte die beiden jungen Architekten 1839 bis 1843 nach Italien, Frankreich und Deutschland. 1844 wurde Nüll Professor für Architektur und Ornamentik an der Manufakturzeichenschule, 1845 bis 1864 wirkte er als Nachfolger Ludwig Försters als Professor für Architektur an der Akademie der bildenden Künste. 1850 war er Gründungsmitglied der Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler. Außerdem war Nüll Gutachter bei bedeutenden Konkurrenzen (Ausschreibungen) in Wien (1848 Altlerchenfelder Kirche, 1867 Hofmuseen) und im Ausland (beispielsweise 1865 Domfassade Florenz) vertreten. Er war Regierungsvertreter bei den Weltausstellungen in Paris (1855) und Brüssel (1857). Van der Nüll wurde 1861 Oberbaurat und 1867 wurde er Mitglied der Kunstsektion des Cultusministeriums.

Wettbewerbsbeitrag Eduard van der Nülls zur Wiener Stadterweiterung Vergrößerbares Digitalisat
Eduard van der Nüll lieferte den Entwurf für den 1853-1855 angefertigten Einband des Ehrenbürgerbuchs.

Daneben bildete er mit Sicardsburg eine Architekturgemeinschaft, wobei Sicardsburg eher für die technischen Belange und van der Nüll eher für die Ästhetik zuständig war. Zu den gemeinsamen Arbeiten gehörten das Ständehaus in Budapest, der Schutzengelbrunnen 1843 bis 1846, das Sophienbad 1845, das Carltheater 1846/1847, das Arsenal 1849 bis 1856, die Harrachsche Reithalle 1850 bis 1852, der Roberthof 1855, das Haashaus 1865 bis 1867 und die Hofoper (Staatsoper) 1861 bis 1869 in Wien. Daneben entwarf van der Nüll in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts die einheitliche Einrichtung der Altlerchenfelder Kirche, stellte 1853 bis 1859 die Sockel für das Erzherzog-Carl-Denkmal und 1860 bis 1865 für das Prinz-Eugen-Denkmal her und errichtete 1867/1868 das Larisch-Moennich-Palais. Van der Nüll lieferte 1853 den Entwurf für den Einband des Ehrenbürgerbuchs.

Das Hauptwerk von van der Nüll und Sicardsburg, die Hofoper, sollte der erste Prunkbau der neu geschaffenen Ringstraße werden. Der 1861 begonnene Bau dauerte acht Jahre und war vom tragischen Tod der beiden Architekten überschattet. Da durch die Errichtung der Ringstraße das Straßenniveau um einen Meter stieg und sich daher die Proportionen des Baues veränderten, wurde die Oper von der Wiener Bevölkerung bald "versunkene Kiste" oder auch "Königgrätz der Architektur" genannt. Auch der Kaiser sparte nicht mit Kritik an der neuen Hofoper. Eduard van der Nüll, der in diesen Tagen bereits schwer krank war und zudem an Depressionen litt, erhängte sich am 3. April 1868 mit einem Taschentuch einem Bilderhaken. Seine Frau Marie war damals im achten Monat schwanger. Knapp zehn Wochen später starb August Sicard von Sicardsburg an einem Herzinfarkt. Man sagt, dass Kaiser Franz Joseph vom Selbstmord des Architekten so betroffen war, dass er fortan Eröffnungen nur mehr mit "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut" kommentierte.

An seinem Wohnhaus wurde eine Gedenktafel angebracht (6, Schadekgasse 4). Nach dem Architekten wurde die Van-der-Nüll-Gasse benannt.

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, Register
  • Peter Csendes [Hg.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs I. Österreich 1848-1918. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1989, S. 108
  • Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 3: Geschichte der Architektur in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1973 (Geschichte der Stadt Wien / Neue Reihe, 7/3), Register
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 289 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/1. Wiesbaden: Steiner 1972 (Oper)
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, Register
  • Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 31 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 1. Wiesbaden: Steiner 1969, Register
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 255 f.
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 76
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
  • Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Biographisch-bibliographisches Lexikon. Augsburg: Literarisches Institut von Haas und Grabherr 1938
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 282
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 570
  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. Band 51. Leipzig: Duncker & Humblot 1906
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, Register
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 1. Wien: Gerlach & Wiedling 1905, S. 60, S. 62, S. 71 f.

Weblinks