Karl Ludwig Sigmund

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Daten zur Person
Personenname Sigmund, Karl Ludwig
Abweichende Namensform Sigmund, Carl Ludwig von
Titel Ritter von Ilanor, ao. Prof., Dr. chir., Dr. med., Mag. Mag. der Geburtshilfe und Augenheilkunde
Geschlecht männlich
PageID 19187
GND 117377740
Wikidata Q1959294
Geburtsdatum 27. August 1810
Geburtsort Schäßburg, Siebenbürgen
Sterbedatum 1. Februar 1883
Sterbeort Pachna, Italien
Beruf Syphilidologe, Seuchenhygieniker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Primarius der vierten Medizinischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus (1842)
  • Ordinarius für Geschlechtskrankheiten (1869)
  • Leiter der Abteilung für Geschlechtskranke am Allgemeinen Krankenhaus (1849)

Karl Ludwig Sigmund (1867/1870 Ritter von Ilanor), * 27. August 1810 Schäßburg, Siebenbürgen, † 1. Februar 1883 Pachna, Italien, Syphilidologe, Seuchenhygieniker.

Nach Studium an der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie (Josephinum, Dr. chir., Mag. der Geburtshilfe und Augenheilkunde 1836) und an der Universität Pest (Dr. med. 1837) unternahm Sigmund auf Staatskosten eine wissenschaftliche Reise nach Deutschland, Frankreich, Belgien und England. Nach Absolvierung des Operateurinstituts wurde er 1842 Primarius der vierten Medizinischen Abteilung (Allgemeines Krankenhaus) und habilitierte sich 1844 an der Universität Wien für chirurgische Instrumenten- und Bandagenlehre. Bereits damals galt Sigmunds spezielles Interesse der Erforschung der Syphilis, deren natürlichen Verlauf, verschiedene Formen und bestmögliche Therapie er über drei Jahrzehnte studierte. Besonderes Augenmerk richtete er auf die mit "grauer Salbe" (Quecksilber) durchgeführten externen Schmierkuren, die in Wien ursprünglich von Johann Nepomuk Rust eingeführt worden waren. Im Gegensatz zu diesem favorisierte Sigmund aber strengste hygienisch-diätetische Begleitmaßnahmen, sodass er langfristig außergewöhnliche Erfolge erzielte; 1844-1848 sammelte Sigmund im Allgemeinen Krankenhaus in einer Männerabteilung reiche therapeutische Erfahrungen mit der Quecksilberkur und stellte daraufhin beim Ministerium des Inneren den Antrag, die im Allgemeinen Krankenhaus separat bestehende Frauen- und Männerabteilung in eine spezielle Abteilung für Geschlechtskranke umzuwandeln und zu vereinigen; die medizinische Fakultät beantragte dazu, die Leitung der neuen Abteilung Sigmund zu übertragen und ihm die Lehrbefugnis für Geschlechtskrankheiten zu verleihen (Schaffung einer ao. Lehrkanzel und Universitätsklinik für Syphilis sowie Ernennung Sigmunds zum ao. Prof. im März 1849 parallel zur Einrichtung analoger Institutionen für Hautkrankheiten [ Dermatologie ] unter Ferdinand von Hebra); erst 1869 wurden beide Lehrkanzeln in ein Ordinariat umgewandelt. Auch auf dem Gebiet der Seuchenhygiene (Erforschung von Pest, Cholera und Gelbfieber) und der Beurteilung der Qualität wichtiger österreichischer Kurorte erwarb sich Sigmund Verdienste. Als begeisterter Anhänger von Ignaz Philipp Semmelweis praktizierte er an seiner Klinik bereits frühzeitig anti- und aseptische Grundsätze. An den endoskopischen Bemühungen seines Assistenten Josef Grünfeld, der 1888 die Syphilisabteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik übernahm, zeigte Sigmund regen Anteil.

Literatur

  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Wiener medizinische Presse 24 (1883), S. 197 f.
  • Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 33 (1883), S. 163 ff.
  • Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 60 (1910), S. 2122 ff.
  • Mitteilungen des Wiener medizinischen Doctor-Collegium 9 (1883), S. 137 ff.
  • Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer 23 (1910), S. 1643 ff.
  • Isidor Fischer: Sigmunds Beziehungen zur Entwicklung der Hygiene in Österreich. In: Wiener klinische Wochenschrift 37 (1924), Nummer 13, Nummer 15
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 160 ff., Register
  • Karl Holubar: Carl Ludwig Sigmund (1810-1883), the world's first Prof. of Syphilis In: International Dermatology 29 (1990), S. 300 ff.
  • Karl Holubar: Über die Inspektionsreise einer österreichischen Ärztekommission entlang der damaligen Militärgrenze in die Donaufürstentümer.... In: Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften 10 (1990), Heft 1/2, S. 35 ff.
  • Karl Holubar: Carl Ludwig Sigmund von Ilanor (1810-1883) zum 175. Geburtstage. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer. Wien: Verlag Haus der Ärzte 40 (1986), Heft 22, S. 46, S. 49 f., S. 53 f.