Joseph Loschmidt

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Joseph Loschmidt, um 1890
Daten zur Person
Personenname Loschmidt, Joseph
Abweichende Namensform Loschmidt, Josef
Titel Univ.-Prof., Dr. h. c.
Geschlecht männlich
PageID 18652
GND 119550407
Wikidata Q93496
Geburtsdatum 15. März 1821
Geburtsort Putschirn bei Karlsbad, Böhmen
Sterbedatum 8. Juli 1895
Sterbeort Wien
Beruf Physiker, Chemiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Universitätsbibliothek Wien
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 1.02.2024 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 10. Juli 1895
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 56B, Reihe 2, Nummer 23
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Joseph Loschmidt.jpg
Bildunterschrift Joseph Loschmidt, um 1890
  • 9., Mariannengasse 20 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Formel der Loschmidt-Konstante
Gedenktafel für Josef Loschmidt am Haus 18., Lacknergasse 79, angefertigt von Ferdinand Welz
Loschmidtdenkmal von Anton Schmidgruber (1899) im Arkadenhof der Universität. Aufnahme von etwa 1935

Joseph (Josef Johann) Loschmidt, * 15. März 1821 Putschirn bei Karlsbad, Böhmen (Počerny, Tschechische Republik), 8. Juli 1895 Wien (Sanatorium Loew), Physiker, Chemiker.

Biografie

Joseph Loschmidt stammte aus sehr einfachen Verhältnissen, sein Vater brachte die Familie als Kleinhäusler und Tagelöhner durch. Dennoch konnte ihm ab 1833 der Besuch des Piaristenklosters in Schlackenwerth und ab 1837 des humanistischen Gymnasiums in Prag ermöglicht werden. 1838 begann Loschmidt an der deutschen Universität in Prag ein Philosophiestudium, wandte sich durch Einflussnahme Franz Serafin Exners aber mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien zu. 1841 übersiedelte er zu Studienzwecken nach Wien und hörte bei Paul Meissner Chemie, bei Andreas Ettingshausen Physik sowie bei Karl Giskra Staatswissenschaften. Seine Studien schloss Loschmidt 1843 mit der Promotion ab.

Nach aussichtslosem Bemühen um eine Dozentur im universitären Bereich schrieb er sich bei Anton Schrötter nochmals für Chemie ein und war bis 1846 in dessen Labor tätig. In diese Zeit fällt die Zusammenarbeit mit Bernd Margulies. Die beiden Forscher erarbeiteten ein chemisches Verfahren, um Natriumnitrat durch Überführung in Kalisalpeter für die Schießpulvererzeugung nutzbar zu machen. Der Erfolg stellte sich ein und es kam zur Gründung einer Salpeterfabrik in Atzgersdorf, die bis 1850 bestand.

Nach verschiedenen Tätigkeiten (unter anderem unterrichtete er an einer Volksschule und leitete eine Papierfabrik) wurde Loschmidt 1866 Privatdozent für Physik und wirkte von 1872 bis 1891 als Ordinarius für Physik an der Universität Wien. 1870 erfolgte die Aufnahme als wirkliches Mitglied in die Akademie der Wissenschaften.

Die wissenschaftlichen Verdienste Joseph Loschmidts liegen auf dem Gebiet der physikalischen Chemie, der Gastheorie sowie der theoretischen Physik. Von bahnrechender Bedeutung war die Entwicklung einer Berechnungsmöglichkeit der Molekülanzahl je Mol in festen beziehungsweise flüssigen Körpern, die 1866 in der Abhandlung Zur Größe der Luftmolecüle erstmals publiziert wurde. Nach Joseph Loschmidt ist die Loschmidt-Konstante bzw. Loschmidt-Zahl benannt, mit der die Anzahl der Moleküle je Mol eines Gases bei bestimmten Bedingungen angegeben werden kann.

Joseph Loschmidt betätigte sich jedoch auch als Erfinder. Mit Bernd Margulies meldete er bereits 1866 ein Patent für ein zweispuriges Flugzeug an, welches mit einem "Aeromotor", dem sogenannten Loschmidt'schen Heißluftmotor, betrieben werden konnte.

1899 wurde für Loschmidt im Arkadenhof der Wiener Universität ein von Anton Schmidgruber geschaffenes Denkmal enthüllt. 1995 legte die Österreichische Post anlässlich des 100. Todestages vom Loschmidt eine Sondermarke, gestochen von Adolf Tuma, auf. 1953 benannte der Gemeinderatsausschuss für Kultur in Großjedlersdorf eine Loschmidtgasse. An Loschmidts Wohnhaus in Währing, Lacknergasse 79, wurde 1995 eine von Ferdinand Welz geschaffene Gedenktafel angebracht.

Seit 1967 vergibt die Gesellschaft Österreichischer Chemiker die "Josef-Loschmidt-Medaille" für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Chemie.

Ein Teilnachlass von Joseph Loschmidt wird in der Sammlung von Dieter Flamm in der Österreichische Zentralbibliothek für Physik & Fachbereichsbibliothek Chemie der Universität Wien aufbewahrt.

Quelle

Nachruf von Ludwig Boltzmann

Literatur

  • John S. Ridgen / Roger H. Stuewer [Hg.]: The Physical Tourist. A Science Guide for the Traveler. Basel: Birkhäuser 2009, S. 152
  • Peter M. Schuster: Schöpfungswoche. Tag 2. Joseph Loschmidt zur Huldigung. Wien / Pöllauberg: Living Edition 2004
  • Alexander Zartl: Josef Loschmidt. 1821–1895. Pionier der Atomistik und der organischen Strukturchemie. Wien: Verlag der Zentralbibliothek für Physik 1995
  • Theresia Mayerhofer: Der Lehrkörper der Philosophischen Fakultät von 1848 bis 1873. Diss. Univ. Wien. Wien 1982, S. 163 ff.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954–lfd.
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 46.
  • Hubert de Martin: Johann Joseph Loschmidt. Leben–Leistung–Wertung. Wien: Dissertation 1948
  • Erich Gierach [Hg.]: Sudetendeutsche Lebensbilder. Band 1. Reichenberg: Stiepel 1926, S. 258 ff.
  • Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Band 2. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1925
  • F. Exner: Zur Erinnerung an Josef Loschmidt. In: Die Naturwissenschaften 9 (1921) S. 177
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 46. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1896, S. 258 ff.
  • Ludwig Boltzmann: Zur Erinnerung an Josef Loschmidt. Gedenkreden am 29. Oktober 1895 bei der "Chemisch-physikalischen Gesellschaft". In: Populäre Schriften. Leipzig: J. A. Barth 1905, S. 239

Weblinks