Johann Lukas Hildebrandt

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Daten zur Person
Personenname Hildebrandt, Johann Lukas
Abweichende Namensform Hildebrandt, Johann Lukas von; Hildebrandt, Johann Lucas von; Hildebrandt, Johann Lucas
Titel Ritter, Kaiserlicher Rat, Hofingenieur
Geschlecht männlich
PageID 15451
GND 118550950
Wikidata Q84507
Geburtsdatum 14. November 1668
Geburtsort Genua
Sterbedatum 16. November 1745
Sterbeort Wien
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 2.02.2024 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansdom
Grabstelle
  • 1., Rotenturmstraße 15 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Lucas Hildebrandt (ab 1720 Ritter von), * 14. November 1668 Genua, † 16. November 1745 Wien, italienisch-deutscher Architekt und Militäringenieur.

Biografie

Johannn Lucas von Hildebrandt wurde 1668 als Sohn eines deutschen Hauptmanns, der in der kaiserlichen Armee diente und sich im tirolerischen Aufstand sowie den neapolitanischen Kriegen auszeichnete, in Genua geboren.

Nach eigenen Angaben erhielt er seine künstlerische Ausbildung bei Carlo Fontana in Rom, wohin er um 1682/1683 übersiedelt war. Ab etwa 1693 war er als selbstständiger Architekt tätig. Er kehrte zunächst nach Genua zurück, leistete dann 1695/1696 als Feld-Ingenieur freiwilligen Armeedienst und nahm in dieser Eigenschaft unter Prinz Eugen an zwei Feldzügen im Piemont teil. 1696 kam er schließlich nach Wien, wo er bis zu seinem Tod eine neue Heimat und Wirkungsstätte finden sollte. 1697 erhielt er seinen ersten Wiener Großauftrag, ein Gartenpalais für Heinrich Franz Graf Mansfeld in der Vorstadt Landstraße, der aber nicht vollständig realisiert werden konnte. 1698 wurde er kaiserlicher Rat, 1700 kaiserlicher Hofingenieur. Ab 1704 ist seine Mitarbeit am Wien-Plan von Leander Anguissola und Johann Jakob Marinoni nachweisbar. 1706 heiratete er die um sieben Jahre jüngere Francisca Johanna Geist, mit der er insgesamt acht Kinder haben sollte, von denen jedoch drei bald nach der Geburt verstarben. 1719 erwarb Hildebrandt das Haus in der Alservorstadt 9 (8., Schlösselgasse 10).

Mit dem Bau des Schönbornpalais leitete er eine umfangreiche Bautätigkeit in der Stadt und deren weiterer Umgebung ein, wobei Aufträgen des Prinzen Eugen (BelvedereUnteres Belvedere 1714 bis 1716, Oberes Belvedere im Rohbau 1721 bis 1723), der Grafen von Harrach und des Reichsvizekanzlers Friedrich Karl Graf Schönborn (Schloss Schönborn in Göllersdorf, Niederösterreich, 1712 bis 1717) oder auch der Geheimen Hof- und Staatskanzlei (heute Bundeskanzleramt, 1717 bis 1719) besondere Bedeutung zukommen.

Von seinen Wiener Arbeiten sind weiters zu nennen:

Unter den Wiener Bürgerbauten lassen sich das Merkleinsche Haus (1., Am Hof 7, Tiefer Graben 4) und der Deybelhof (1., Annagasse 8; Täuberlhof) auf die Zeit um 1730 festlegen, außerdem baute er das Urbanihaus (1., Am Hof 12).

1720 wurde Hildebrandt in den Reichsritterstand erhoben und 1723, nach dem Tod Johann Bernhard Fischers von Erlach, zum ersten Hofbaumeister befördert, womit auch eine höhere Besoldung einherging. 1724 versuchte er, allerdings vergeblich, auch den Titel eines Oberhofingenieurs zu erhalten.

Johann Lucas von Hildebrandts Spätwerk steht ganz im Zeichen der Aufträge für die Fürstbischöfe von Würzburg, die Grafen von Schönborn. Zu nennen sind hier die Residenzbauten in Würzburg, aber auch Schlösser in Aspersdorf, Stranzendorf oder im mährischen Seelowitz (Židlochovice). Weitere wesentliche Werke Johann Lucas von Hildebrandts entstanden in Göttweig und Pommersfelden.

Johann Lucas von Hildebrandt starb am 16. November (laut Totenbeschauprotokoll 17. November) 1745 "bei den Fleischbänken" in der Stadt (1., Rotenturmstraße 15). Er wurde in der Gruft von St. Stephan beigesetzt; ein Epitaph aufgrund einer testamentarischen Verfügung befindet sich in der Pfarrkirche Mariabrunn. Die Hildebrandgasse ist − ungeachtet der falschen Schreibweise − nach ihm benannt.

Literatur

  • Allgemeines Künstlerlexikon. Band 73. Berlin: De Gruyter 2012
  • Felix Czeike: Wien und Umgebung. Köln: DuMont 1993, Register
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 410
  • Moritz Dreger: Ueber Johann Lukas von Hildebrandt. In: Kunst und Kunsthandwerk. Wien: Artaria 10 1907, S. 265 ff.
  • Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien [u.a.]: Böhlau 1977, S. 373 (Wappen)
  • Bruno Grimschitz: Johann Lukas von Hildebrandt. Wien: Herold 1959
  • Bruno Grimschitz: Das Wiener Belvedere und sein Schöpfer Johann Lukas von Hildebrandt. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 5–7/1919
  • Österreichische Kunsttopographie. Hg. vom Bundesdenkmalamt. Horn: Berger, Band 1, S. 13, 15, Register
  • W. Georg Rizzi: Johann Lukas von Hildebrandt. Ergänzende Forschungen zu seinem Werk, Diss. Technisch Hochschule Wien, Wien 1975
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 295, 415 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
  • Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740–1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 1) 7/3, S. 45 ff. und Register
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907–1950
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923–1925, S. 740
  • Marietheres Waldbott: Johann Lukas von Hildebrandt. In: Halbturn. Eisenstadt: Roetzer 1980, S. 8 f.
  • Wiener Bezirkskulturführer (Bauten unter ihren Adressen)
  • Franz Wilhelm: Johann Lukas von Hildebrandt − Seine Persönlichkeit und das Verhältnis zu seinen Bauherren. In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verlag des Vereines 1920−1938. 8 (1928), S. 59 ff.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856–1891