Kurt Schuschnigg

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Daten zur Person
Personenname Schuschnigg, Kurt von
Abweichende Namensform
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 14407
GND 118762702
Wikidata Q738635
Geburtsdatum 14. Dezember 1897
Geburtsort Riva am Gardasee
Sterbedatum 18. November 1977
Sterbeort Mutters, Tirol
Beruf Jurist, Politiker
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Schwarzes Wien, Bundeskanzler, Ständestaat, Erste Republik, Christlichsoziale Partei
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 25.11.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordneter zum Nationalrat (1927, bis: 1934)
  • Justizminister (1932, bis: 1934)
  • Unterrichtsminister (1933, bis: 1934)
  • Bundeskanzler (1934, bis: 1938)

Kurt von Schuschnigg, * 14. Dezember 1897 Riva am Gardasee, † 18. November 1977 Mutters, Tirol, Jurist, Politiker.

Biografie

Nach Besuch des Jesuitengymnasiums in Feldkirch, Kriegsdienst und Gefangenschaft studierte er ab 1919 an der Universität Innsbruck (Dr. jur.) und eröffnete eine Rechtsanwaltskanzlei. Gleichzeitig engagierte er sich in der Christlichsozialen Partei, die ihn 1927 (als jüngsten Abgeordneten Österreichs) in den Nationalrat entsandte, dem er bis 1934 angehörte. 1930 begründete er in Innsbruck die Ostmärkischen Sturmscharen (christlicher Wehrverband). 1932 wurde Schuschnigg Justizminister (1934 weigerte er sich, dem Bundespräsidenten Begnadigungsgesuche für zum Tod verurteilte Februarkämpfer vorzulegen), 1933 auch Unterrichtsminister; 1934 wurde er (nach Ermordung von Engelbert Dollfuß) Bundeskanzler (Rücktritt unter dem Druck des nationalsozialistischen Deutschlands am 11. März 1938).

Es gelang Schuschnigg nicht zur Gänze, die Ständestaatsverfassung zu verwirklichen; auch das Verhältnis zu Benito Mussolini entwickelte sich nicht nach seinen Wünschen. Er geriet immer stärker unter den Druck des Nationalsozialismus und musste 1936 das sogenannte Juliabkommen mit Adolf Hitler schließen. Innenpolitisch drängte er den Einfluss der Heimwehr zurück, zog die Führung der Vaterländischen Front an sich und schaltete durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht den Einfluss der Wehrverbände aus; andererseits verhielt er sich gegenüber den Sozialdemokraten unversöhnlich, unterstützte aber die Legitimisten und isolierte sich mit seiner Idee von einem "Heiligen Römischen Reich", das alle Deutschen umfassen sollte, weitgehend von westeuropäischen Regierungen, womit er noch stärker unter den Druck Hitlers geriet. Die Unterredung mit Hitler in Berchtesgaden (12. Februar 1938) und die überstürzt für den 13. März 1938 angekündigte Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs führten ihn in eine ausweglose Situation, weshalb er sich zum Rücktritt entschloss (Bekanntgabe in der Rundfunkrede, die mit dem berühmt gewordenen Satz "Gott schütze Österreich" endete). Schuschnigg wurde in verschiedenen Konzentrationslagern gefangengehalten (ein ursprünglich beabsichtigter Schauprozess unterblieb) und 1945 von amerikanischen Truppen aus einem Südtiroler Lager befreit.

1948 ging er von Italien in die USA (Professur für Staatsrecht an der University of St. Louis), 1967 kehrte er nach Österreich zurück. Er veröffentlichte die Bücher "Dreimal Österreich" (1937), "Ein Requiem in Rot-Weiß-Rot" (1946) und "Im Kampf gegen Hitler" (1969).

Quellen

Meldezettel von Kurt Schuschnigg (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 3: S-Z. Register. München: A. Francke 1975
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Walter Goldinger: Kurt Schuschnigg. 1897 bis 1977. In: Friedrich Weissensteiner / Erika Weinzierl [Hgg.]: Die Österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk. Wien: Österr. Bundesverl. 1983, S. 218-236
  • Ulrich Eichstätt: Von Dollfuß zu Hitler. Geschichte des Anschlusses Österreichs 1933-1938. Wiesbaden: Steiner 1955 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, 10)
  • A. Hopfgartner: Kurt von Schuschnigg. Ein Staatsmann im Kampf gegen Hitler. Wien: Karl von Vogelsang-Inst. 1988
  • Walter Kleindel: "Gott schütze Österreich!" Der Anschluß 1938. Wien: Österr. Bundesverl. 1988
  • Gertrude Enderle-Burcel [Bearb.]. Protokolle des Ministerrates der Ersten Republik. Abteilung 9, Kabinett Dr. Kurt Schuschnigg: 20. November 1936 bis 25. Mai 1937. Bd. 7: 29. Juli 1934 bis 11. März 1938. Wien: Verl. Österreich / Wien: Österr. Staatsdr. 1993