Robert Blum (Politiker)

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Porträt von Robert Blum
Daten zur Person
Personenname Blum, Robert
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 12988
GND 118511947
Wikidata Q214977
Geburtsdatum 10. November 1807
Geburtsort Köln 4031483-2
Sterbedatum 9. November 1848
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Politiker, Journalist
Parteizugehörigkeit Vereinigte Linke
Ereignis Revolution 1848
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Revolution 1848, Langes 19. Jahrhundert, Robert-Blum-Gedenkstein, Deutsche Nationalversammlung, Währinger Park
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 22.12.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Währinger Allgemeiner Friedhof
Grabstelle
Bildname Robert Blum.jpg
Bildunterschrift Porträt von Robert Blum

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung (1848, bis: 1848)

Robert Blum, * 10. November 1807 Köln, † (standrechtlich erschossen) 9. November 1848 Brigittenau (Währinger Allgemeiner Friedhof), deutscher Politiker.

Biografie

Sohn einer Handwerkerfamilie, wurde 1818 Messdiener, begann das Gymnasialstudium, musste dieses aber aus finanziellen Gründen aufgeben und erlernte 1822-1826 das Gelbgießerhandwerk.

Abgeordneter zur Frankfurter Nationalversammlung

Als er 1830 in Köln Theaterdiener wurde, war dies ein Wendepunkt in seinem Leben; 1832 wurde er Theatersekretär, Bibliothekar und Kassenassistent am Leipziger Stadttheater und fand dadurch Kontakt zu kulturellen Gesellschaftskreisen. Durch die Julirevolution beeinflusst, entwickelte er sich zu einem liberalen Publizisten, der bald mit der Zensur in Konflikt geriet. Durch seine Mitarbeit an verschiedenen literarischen Unternehmungen wurde er in der freiheitlichen Bewegung des vormärzlichen Sachsen bekannt; er wandte sich der Politik zu und wurde (dank seiner Befähigung zum Massenredner und Volksführer) Stadtverordneter. Die Märzrevolution 1848 sah ihn als Hauptgründer der in Sachsen aus dem Boden schießenden "Vaterlandsvereine", welche die demokratische Bewegung organisieren sollten. Zwickau entsandte ihn in das Frankfurter Vorparlament, wo er durch seine Redner- und Organisationsgabe zur beherrschenden Figur und einer der Präsidenten wurde. In der Paulskirche war er einer der Führer der "Linken" und übernahm die Redaktion der "Reichszeitung". Doch zählte er zu den Vermittlern zwischen Radikalen und Moderaten, suchte zwischen den Bürgern und unteren Schichten zu vermitteln.

Beteiligung an der Oktoberrevolution in Wien

Robert Blum bei der Verteidigung der Nußdorfer Linie am 23. Oktober 1848, Lithografie 1848

Anfang Oktober 1848 bewegte sich die Frankfurter Nationalversammlung in eine Sackgasse. Der Ausbruch der Oktoberrevolution in Wien veranlasste den Parlamentarischen Klub der "Vereinigten Linken" des Frankfurter Bundesparlaments, eine Deputation mit einer Solidaritätsadresse an den österreichischen Reichstag und an das Wiener Volk nach Wien zu entsenden. Die Delegation bestand aus dem Kölner Robert Blum, dem Thüringer Julius Fröbel und den beiden Österreichern Moritz Hartmann und Albert Trampusch. Blum und Trampusch zählten zur kompromissbereiten Linken, die mit der liberalen Mehrheit Kompromisse eingehen wollte, Fröbel und Hartmann zu den Radikalen. Blum sah darin eine große Chance und war überzeugt, dass sich in der Wiener Revolution das Schicksal der deutschen, ja der europäischen Revolution entscheiden könnte.[1] Die Gruppe kam am 17. Oktober 1848 in Wien an, wo sie in den für sie nicht überschaubaren Trubel der Ereignisse geriet. Die für den 19. Oktober projektierte Abreise musste wegen der Zernierung Wiens verschoben werden. Am 23. Oktober trat Blum in die Öffentlichkeit, um Wien auf den bevorstehenden Entscheidungskampf vorzubereiten; die größte Aufmerksamkeit erregte sein Auftreten in der Aula der alten Universität (die Rede bildete später einen der Anklagepunkte im Standgerichtsverfahren). Blum knüpfte auch Kontakte mit dem Demokratischen Verein und Dr. Alfred Julius Becher, dem Redakteur des "Radikalen"; für den Zentralausschuss der Demokratischen Vereine verfasste er am 23. Oktober einen (plakatierten) Aufruf.

Dass sich Blum mit Fröbel und Hartmann am 25. Oktober in das "zum Schutze der Ruhe und Ordnung der Stadt" bestimmte "Elite-Corps" der Nationalgarde einreihen ließ, wurde ihm zum Verhängnis, da dieses sofort in den Kampf geworfen wurde; Fröbel und Blum kämpften als gewählte Hauptleute. Während des Kampfes verteidigte Blum anfangs mit einer Kompanie die Sophienbrücke am Donaukanal, dann die Nußdorfer Linie, den nördlichsten Abschnitt des Linienwalls. Doch diese war nicht zu halten. Blum und Fröbel schwankten noch einmal nach dem Heranrücken einer ungarischen Entsatzarmee, doch dann kam es zur Übergabe. Nach dem Übergabebeschluss traten Blum und Fröbel am 29. Oktober von ihren Funktionen als Offiziere zurück. Blum zog sich in den Gasthof "Zum roten Igel" zurück. Sie wähnten sich auf Grund ihrer Immunität als Parlamentarier sicher, übersahen dabei aber, dass die gesetzgeberische Kompetenz der Paulskirche von der gegenrevolutionären Regierung der Habsburgermonarchie nie anerkannt worden war. Eine Gelegenheit zu fliehen, die ihnen der Wirt anbot, schlugen Blum und Fröbel aus.

Todesurteil und Vollstreckung

Erschießung Robert Blums, Carl Constantin Heinrich Steffeck, 1848/49

Nach der Kapitulation Wiens wandten sich Blum und Fröbel statt zu fliehen am 3. November an die Militärbehörden wegen ihrer Ausreise, wurden jedoch am 4. November verhaftet und trotz ihrer Proteste und Hinweise auf die Immunität angeklagt, weil sich Ministerpräsident Fürst Felix von Schwarzenberg , beraten durch Blums persönlichen Feind, den ehemaligen österreichischen Generalkonsul in Leipzig, Josef Alexander von Hübner, die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte, in ihm einen Exponenten des revolutionären Prinzips zu treffen und dem Parlamentarismus eine "blutige Absage" zu erteilen. Nach seiner Verhaftung am 4. November berief sich Blum auch nicht auf seine sächsische Staatsbürgerschaft, die ihm vielleicht die Abschiebung ermöglicht hätte. Nach der Verurteilung durch ein Militärstandgericht am 8. November, das einem Auftrag von Alfred I. zu Windisch-Graetz und des designierten Ministerpräsidenten Felix von Schwarzenberg entsprach, wurde Blum am Morgen des 9. November in der Brigittenau (heute Kornhäuselgasse, Ecke Schongauergasse) standrechtlich erschossen. Die Hinrichtung war ein bewusster Affront der kaiserlichen Regierung gegenüber dem Frankfurter Parlament.

Faksimile des Abschiedsbriefs von Robert Blum an seine Frau Jenny. Verfasst am 09. November 1848, dem Tag seiner Hinrichtung

Gedenken

Schon wenige Tage und Wochen später wurde Robert Blum zu "Sachsens Freiheitsheiland", Märtyrer der Revolution. Ein Mythos entspann sich um Leben und Tod einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der frühen deutschen Demokratiebewegung. Am 26. November fand in Leipzig die Totenfeier statt. Die Erinnerung an Blum wurde in einer Unzahl von literarischen Schriften und Gedenkblättern wach gehalten und nahm für zeitgenössische Verhältnisse enorme Dimensionen an.[2] An zahlreichen Orten wurden Blumfeiern abgehalten. Auch in Wien versammelten sich zunächst illegal, später offiziell, Anhänger der Revolution am Währinger Allgemeinen Friedhof. Zwei "Blumlinden" (eigentlich Kastanienbäume) bildeten den Gedenkort. Im "Roten Wien" wurde schließlich am 9. November 1923 anlässlich seines 75igsten Todestages mit der Errichtung eines Blum-Gedenksteins des Revolutionärs gedacht.

Siehe auch: Robert-Blum-Gedenkstein, Blumdenkmal, Robert-Blum-Gasse, Robert-Blum-Hof.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 1: A-H. München: A. Francke 1973
  • Julius Fröbel: Briefe über die Wiener Oktober-Revolution mit Notizen über die letzten Tage Robert Blums. Frankfurt am Main: Meidinger 1849
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Wolfgang Häusler: Ein unbekannter Aufruf Robert Blums aus der Wiener Oktoberrevolution 1848. In: Wiener Geschichtsblätter 33 (1978), S. 173 ff.
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollink 1956
  • Martina Jesse / Wolfgang Michalka (Bearb.): "Für Freiheit und Fortschritt gab ich alles hin." Robert Blum (1807-1848). Hrsgg. vom Bundesarchiv, Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2006
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 1. Bern: Francke 1949
  • Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Biographisch-bibliographisches Lexikon. Augsburg: Literarisches Institut von Haas und Grabherr 1938
  • Wolfgang Maderthaner: Robert Blum. In: Michaela Maier (Hg.): 1848. Die vergessene Revolution, Wien: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung 2018, S. 62-64.
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd.
  • E. Newman: Robert Blum and the Challenge of German Democracy 1807-48. Boston 1975
  • Robert Blum. Es ist 5 Uhr und um 6 werde ich erschossen. Mit einem Vorwort von Gabrielle Gillen (edition paulskirche), Köln: Kiepenheuer & Witsch 2023
  • Siegfried Schmidt: Robert Blum. Vom Leipziger Liberalen zum Märtyrer der deutschen Demokratie. Weimar: Böhlau 1971
  • H. Stangel: Blum und sein Kreis in der Paulskirche. Diss. Univ. Erlangen. Erlangen 1948
  • Ralf Zerback: Robert Blum. Eine Biografie, Leipzig: Lehmstedt 2007

Weblinks

Einzelnachweise:

  1. Ralf Zerback: Robert Blum. Eine Biografie, Leipzig: Lehmstedt 2007, S. 267.
  2. Wolfgang Maderthaner: Robert Blum. In: Michaela Maier (Hg.): 1848. Die vergessene Revolution, Wien: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung 2018, S. 64.